Abahlali - PM zum Massaker in Südafrika

2010 und 2011 hatten basta­tistas vom Wupper­taler Recht auf Stadt Bündnis zweimal Aktivisten und Aktivis­tinnen der Bewegung der Hütten­dorf­be­woh­ne­rInnen – Abahlali baseM­jon­dolo – aus dem südafri­ka­ni­schen Durban zu Gast, Seither besteht ein guter solida­ri­scher Kontakt nach Südafrika. Nun erreichte uns eine Presse­mit­tei­lung von Abahlali baseM­jon­dolo zum grauen­vollen Massaker, das die südafri­ka­ni­sche Polizei in der letzten Woche an strei­kenden Minen­ar­bei­tern verübt hat. Für Abahlali baseM­jon­dolo ist laut PM nun endgültig Schluss mit allen illusionen über die ANC-Regie­rung. Sie erklären, dass sie den Krieg, der gegen die Armen geführt wird, nun annehmen werden.

basta ! und das Soli-Komitee Wuppertal erklären auf diesem Weg ihre Solida­rität mit den strei­kenden Minen­ar­bei­tern und mit unseren Freunden und Freun­dinnen von AbM.

Ausschnitt aus dem RT-Video, das während des Massa­kers gedreht wurde

Solida­rität mit den Minen­ar­bei­tern der Platin-Mine von Marikana !

Abahlali baseM­jon­dolo sind zutiefst schockiert über die mörde­ri­schen Grausam­keit des südafri­ka­ni­schen Polizei, und derje­nigen, die der Polizei den Einsatz­be­fehl bei der Marikana Platin-Mine im Nord-Westen gaben. Die Ermor­dung von mehr als 40 Minen­ar­bei­tern durch die SAPS ist unmora­lisch und bringt eine große Schande über unser Land. Es gab andere Möglich­keiten und viel bessere Möglich­keiten, um mit der Situa­tion umzugehen. Gestern (das war Donnerstag, der 16.08.) wird als ein beson­ders dunkler Tag in der Geschichte der Unter­drü­ckung in Südafrika in Erinne­rung bleiben

Wir möchten unsere Solida­rität mit allen Familien der getöteten und verletzten Arbeiter ausdrü­cken. Wir teilen eure Trauer. ihr seid nicht allein. Wir tragen den Schmerz zusammen. Eure Kinder werden jetzt aufwachsen, ohne ihre Väter zu kennen, aber sie werden nicht alleine aufwachsen. Wir müssen fürein­ander sorgen und im Kampf für eine Welt, die die Menschen an die erste Stelle setzt und alle Menschen gleich behan­delt, zusam­men­stehen. Wir möchten unsere Solida­rität mit allen kämpfenden Arbei­tern auszu­drü­cken. Wir verge­gen­wär­tigen alle  das gleiche System, das manche Menschen reich und andere arm macht. Und wir stehen alle der gleichen Regie­rung gegen­über, die unsere Mensch­lich­keit zurück­weist, und uns an den Rand der Gesell­schaft drängt, wenn wir uns wider­setzen.

Der ANC nimmt keine Rücksicht auf die Menschen in diesem Land. Sie verfrachten uns in Durch­gangs­lager und versu­chen, uns in Bantu­stans (weißer Schmäh­be­griff für die Homelands) zu halten. Sie lassen uns alleine in unseren Hütten, die Winter für Winter abbrennen. Sie schlagen uns in ihren Polizei­sta­tionen. Sie schießen auf uns in den Straßen. Millionen von uns finden keine Arbeit. Eine Regie­rung, die ihre Bürger tötet, ist unmora­lisch und muss von jedem Menschen bekämpft werden. Eine Regie­rung, die ihre Bürger tötet, hat jedes morali­sche Recht verloren, zu regieren. Was an der Mine passiert ist, ist nichts anderes als das Morden der Apart­heid-Regie­rung. Es ist nichts anderes als das Massaker von Sharpe­ville 1960, das 69 Leben gekostet hat. Es ist nichts anders als das Boipo­tong-Massaker, das 1992 45 Leben kostete.

Millionen von Menschen leiden in ihren Hütten und Millionen leiden mit oder ohne Arbeit Jahr um Jahr. Einige Hütten­be­woh­ne­rInnen sind Arbeiter, andere sind zu arm, um Arbeiter zu sein. Doch alle haben wir genug gelitten in den Händen der Polizei, in den Händen der Politiker und in den Händen der Reichen. Es war schon immer unsere Anklage, dass wirkliche Freiheit und Demokratie noch immer ein Traum für die Armen und die Arbei­ter­klasse sind.

Alles, was wir sehen, ist, dass sich die Politiker durch den Diebstahl öffent­li­cher Mittel berei­chern, die eigent­lich dazu bestimmt sind, das Leben der Menschen zu verbes­sern. Alles, was wir sehen, ist, dass die neue Regie­rung die schlimmste Politik der alten Regie­rung fortsetzt. Alles, was wir sehen, ist, dass unsere Kämpfe krimi­na­li­siert und unter­drückt werden. Die progres­sive Mittel­schicht kämpft um ihre Freiheit und Demokratie, daie sie im Jahr 1994 erhielten. Wir kämpfen noch immer darum, Freiheit und Demokratie überhaupt zu bekommen.

Mehr als 25 Menschen wurden seit dem Jahr 2000 von der Polizei während der Proteste getötet. Tebogo Mkhonza in Harris­mith, Monica Ngcobo in Umlazi und Andries Tatane in Ficks­burg sind nur drei von den Leuten, die in in den Straßen durch die Polizei ermordet wurden. Aktivisten wurden gefol­tert und ermordet. Unsere Bewegungen, wie die Landlosen-Bewegung und die Bewegung der Arbeits­losen, wurden während der Nacht von bewaff­neten Männern angegriffen, die der herrschenden Partei angehören. Monate nach dem Angriff auf unsere Bewegung in der Kennedy Road-Siedlung in Durban 2009 wurden die Häuser unserer führenden Mitglieder an jedem Wochen­ende öffent­lich angegriffen und zerstört, während sich die Polizei weigerte, einzu­greifen. Letztes Jahr sagte Jahr Nigel Gumede, der Vorsit­zende des Wohnraum- und Infra­struk­tur­ko­mi­tees der Gemeinde eThekwini, öffent­lich, dass der ANC gegen unsere Bewegung Krieg führt und er drohte damit, S’bu Zikode (der Vorsit­zende von AbM) zu töten. Die führenden Leute im ANC (…wie Nigel Gumede – siehe auch den Link in den Kommen­taren) sprechen eine sehr klare Sprache, und der Rest der Menschen folgt. Arme Menschen wurden ermutigt, anzugreifen und einander im Namen von Ethni­zität und Staats­an­ge­hö­rig­keit zu töten.

Es ist Zeit zu sagen : Genug ! Es ist Zeit, zu sagen : Nicht weiter ! Es ist höchste Zeit, dass sich alle fortschritt­li­chen Kräfte die Hände reichen, um diesem Blutbad Einhalt zu gebieten. Es ist höchste Zeit, dass sich alle fortschritt­li­chen Kräfte die Hände im Kampf für wirkliche Gerech­tig­keit und für echte Demokratie reichen.

Wir müssen erkennen, dass es gegen die Armen in diesem Land einen Krieg gibt. Wir haben diesen Krieg nie gewollt, aber er ist über uns gekommen – heute kann niemand mehr leugnen, dass ein Krieg gegen die Armen geführt wird. Die « roten Ameisen » («Red Ants » – in rote Overalls geklei­dete Trupps, die in Südafrika Zwangs­räu­mungen vollziehen) und die Polizei sind nicht dazu da, um den Menschen dienen. Sie sind dazu da, um die Armen aus den Städten zu vertreiben, uns auf den mensch­li­chen Deponien gefangen zu halten und unsere Kämpfe zu verdrängen. Wir müssen aufhören, davon auszu­gehen, dass die Politiker unsere Genossen sind, wenn sie selber entschieden haben, unsere Feinde zu sein. Wir müssen den Krieg, der über uns gekommen ist, annehmen. Und wir müssen das in einer Weise tun, die die mensch­liche Würde und die Gleich­heit aller an den Anfang und in das Herz unseres Kampfes setzen.

Wir sind uns bewusst über die Gefahren in Südafrika, wenn Bürge­rInnen für echte Freiheit und Demokratie kämpfen. Aktivisten leben unter schwersten Lebens­be­din­gungen und mit großen Bedro­hungen im ganzen Land. Wir wissen von der Zeitbombe, auf der die Hütten­be­woh­ne­rInnen in diesem Land sitzen. Wir haben immer davor gewarnt – schon in der Zeit als wir anfingen, uns zu organi­sieren – dass sich die Wut der Armen in viele Richtungen entwi­ckeln kann. Die Gefahren, denen wir gegen­über­stehen, können sowohl von der Reaktion der Menschen auf die Unter­drü­ckung, als auch vom Unter­drü­ckungs­ap­parat selber ausgehen.

Es gibt in Südafrika mehr Proteste als sonstwo in der Welt. Aber die Regie­rung nimmt keine Notiz von den protes­tie­renden Menschen. Sie reagiert mit einer Milita­ri­sie­rung der Polizei. Sie reagiert mit einem Gerede über « dritte Kräfte ». Doch es sind die lokalen Partei­struk­turen, die bewaff­nete Männer in der Nacht losschi­cken. Die Regie­rung versucht, unseren Zorn als Krimi­na­lität und Verrat zu diskre­die­tieren – und hinter den Kulissen unter­stützt sie die Bewaff­neten, die in unsere Hütten eindringen und uns und unsere Familien bedrohen. Wir müssen endlich akzep­tieren, dass sich diese Regie­rung nicht um uns kümmert. Wir zählen nicht mehr auf sie. Denn wenn wir darum bitten, angehört zu werden, werden wir als Krimi­nelle und Verräter behan­delt.

Abahlali baseM­jon­dolo of Western Cape wird zusammen mit Genossen und Genos­sinnen anderer Organi­sa­tio­nenan zum natio­nalen Parla­ment in Kapstadt marschieren. « Global Peace and Justice » aus Auckland in Neusee­land wird heute vor der südafri­ka­ni­schen Botschaft demons­trieren. Unsere Genossen in Kapstadt und New Zealand marschieren mit unserer Solida­rität. Wir werden in Durban mit verschie­demen Struk­turen unserer Bewegung Gespräche führen, um mit anderen Organi­sa­tionen und mit den Kirchen unser weiteres Vorgehen zu bespre­chen.

Wir müssen alle zusammen stehen. Ein Krieg ist zu uns gekommen und wir müssen ihn so kämpfen, dass wir nicht so werden wie unsere Feinde. Wir müssen ihn in einer Weise führen, die Mensch­lich­keit und niemals Bruta­lität gegen Bruta­lität setzt. Sobald unser Kampf so geführt wird, wie ihn unsere Gegner führen, ist alles verloren. Der Krieges ist zu uns gekommen. Wir haben keine andere Wahl als ihn zu führen und uns zu wider­setzen. Aber wir werden ihn mit den Mitteln unserer eigenen Politik führen, die eine militante Politik des Volkes ist. Sie beginnt und endet mit der  Beach­tung der mensch­li­chen Würde.

Sekwa­nele !
No House ! No Land ! No Vote !
Everyone Counts

abahlali​.org
pm_original (pdf-Datei in englisch)

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