Trauer, Scham - und dichte Grenzen für Roma

Am 18.Oktober fand die letzte Sammel­ab­schie­bung nach Kosovo statt. Am 13.November startet der nächste Abschie­be­flieger nach Serbien. Zwischen beiden Terminen eröffnet die Bundes­kanz­lerin am heutigen 24.Oktober zwischen Reichstag und Branden­burger Tor das Denkmal für die ermor­deten Sinti und Roma. „Jedes einzelne Schicksal dieses Völker­mordes erfüllt uns – erfüllt mich – mit Trauer und mit Scham.“ So heuchelt Frau Merkel in die zahlrei­chen aufge­bauten Kameras.

Während­dessen arbeitet ihr Innen­mi­nister darauf hin, die Enkel und Ur-Enkel der Opfer schnell loszu­werden, bezie­hungs­weise sie möglichst fern zu halten. Das Recht, einen Asylan­trag zu stellen und ihn umfas­send prüfen zu lassen, soll für die Roma – und um die geht es, auch wenn das niemand gern betont – nur noch einge­schränkt gelten. Die Bundes­re­gie­rung droht inzwi­schen offen damit, wegen den vielen Asylan­trägen von Roma die Visum­frei­heit für Mazedo­nien und Serbien wieder aufzu­heben, und die EU-Kommis­sion sekun­diert ihr wie gewöhn­lich. Die serbi­schen und mazedo­ni­schen Behörden ihrer­seits haben den drohenden Zeige­finger verstanden ; sie verschärfen ihre Grenz­kon­trollen und hindern ihre eigenen Bürger - zumeist Roma - in den Schen­gen­raum auszu­reisen. Wer bereits abgeschoben wurde, dem droht der Verlust des Reise­passes. Und auch das trifft vor allem die Roma.

Und dabei gibt es nicht nur in Deutsch­land, sondern auch in Mazedo­nien, Serbien oder dem Kosovo, so gut wie keine Roma-Familie, die keine Angehö­rigen hat, die von den Nazischergen ermordet wurden. So gut wie keine Roma-Familie ist wirklich frei von dem Trauma der deutschen Vernich­tung.

Frau Merkel beteu­erte heute, dass die deutsche Erinne­rungs­kultur nicht rückwärts­ge­wandt sei, und dass die Bundes­re­gie­rung sich für die Rechte der europäi­schen Sinti und Roma einsetzen würde.

Man möchte ihrer selbst­ge­fäl­ligen deutschen Geläu­tertheit entge­gen­schleu­dern, was eine junge Romni während der Abschie­bung ihrer Familie mit einer Mischung aus Wut und Resigna­tion dem Mitar­beiter der Auslän­der­be­hörde ins Gesicht sagte : „Wenn wir Juden wären, dann würdet ihr euch das nicht trauen.“

Es ist Heribert Prantl hoch anzurechnen, dass auch er bei so viel Heuchelei die Wände hoch geht. In der Süddeut­schen kommen­tiert er dementspre­chend :

sueddeut​sche​.de - denkmal fuer sinti und roma damals ermordet heute verfolgt

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