Vor 25 Jahren starben bei einem von Nazis verübten Brandanschlag auf das Haus der Familie Genç in Solingen fünf Frauen und Mädchen. Jahrzehnte Naziterror und kein Ende – Noch immer wird rassistische Gewalt geleugnet und verharmlost, noch immer nutzen bürgerliche Politiker*innen den entfachten Furor eines Mobs zur Durchsetzung eigener rassistischer Konzepte gegen Zuwanderung, immer noch schüren Medien das Feuer, wieder werden Geflüchtete und Migrant*innen für den Hass gegen sie selber verantwortlich gemacht. Noch immer wird signalisiert, dass sie niemals „dazu gehören werden“, bis heute wird ihnen politische Partizipation verwehrt und ihre Selbstorganisation kriminalisert. Stattdessen sitzen Nazis und Rassist*innen mit verschiedenen Parteibüchern wieder in den Parlamenten.
25 Jahre nach Solingen sind unsere Trauer über die Opfer rechter Gewalt unverändert groß, unser Zorn auf eine rassistische Gesellschaft und unsere Wut über die heimliche und offene Unterstützung des Naziterrors durch Behörden des Staates unermesslich. Wir rufen dazu auf, die Trauer und den Zorn zum Jahrestag des Naziterrors in Solingen am 26. Mai 2018 auf die Straße zu tragen.
Gesellschaftlichen und institutionellen Rassismus auf allen Ebenen bekämpfen !
Antifaschistischen Selbstschutz aufbauen !
Gegen jeden Nationalismus !
Achtet für Infos zu einer gemeinsamen Anreise von Wuppertal auf weitere Ankündigungen ! Website Demo-Organisationsbündnis mit ausführlichem Aufruf : solingen1993.info
Der fünfjährige Prozess in München gegen einen Teil der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund, NSU, geht in jenen Tagen zuende, an denen sich der Brandanschlag auf das Haus der Familie Genç in Solingen und die damit verbundenen Ereignisse zum 25. mal jähren. Wer sich mit den Hintergründen und Zusammenhängen der rassistischen Gewalt Anfang der 1990er-Jahre beschäftigt, stellt fest, dass beide Ereignisse nicht nur zeitlich zusammenhängen. Neben gesellschaftlichem und institutionellem Rassismus, neben den Versuchen rechter Protagonisten, auf gesellschaftliche Debatten einzuwirken und neben auffälliger Parallelen staatlichen Mitwissens oder behördlichen Mittuns bei Terroranschlägen der Nazis fällt vor allem auf, wie wenig gesellschaftliche Solidarität Opfer und Angehörige damals wie heute erfahren. Vor allem der polizeiliche Umgang mit der NSU-Mordserie und das Verhalten der Medien während der Ermittlungen und beim Prozess sind empörend. Auch vom bevorstehenden Urteil ist nicht zu erwarten, dass es berechtigte offene Fragen beantwortet oder vorhandene offene Wunden der Überlebenden und der Angehörigen der Getöteten heilen kann. Wir finden es deshalb wichtig, ihnen am Tag der Urteilsverkündung zu zeigen, dass sie nicht alleine sind – wir schließen uns dem Aufruf des Bündnisses „Kein Schlussstrich“ an, am Tag des Urteils in München zu demonstrieren und klar zu machen, dass der unbefriedigende Prozess auch für uns kein Ende der kritischen Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex sein kann.
Zuletzt hat die Verteidigung hat das Prozessende in München immer wieder verzögert. Immer noch ist unklar, wann genau das Urteil im NSU-Verfahren fällt. Wir versuchen trotzdem, am „Tag X“ eine gemeinsame Anreise nach München zum „Tag X“ zu organisieren.
Um auf das Prozessende und die geplanten Proteste aufmerksam zu machen, findet in Wuppertal aktuell eine Vielzahl von Veranstaltungen statt. Informationen dazu finden sich in unserem Terminüberblick.
Infos zu den Aktivitäten rund um den „Tag X“ und zur geplanten gemeinsamen Anreise nach München zum Tag der Urteilsverkündung gibt es auf unserer „Tag X“-Seite.
Ab dem 1. April gibt es jede Woche Veranstaltungen, Filme oder Konzerte zu den mit Solingen 1993 verbundenen Themenkomplexen. Neben Erzählcafés zur linken wie zur migrantischen Perspektive auf die Ereignisse beschäftigen sich weitere Veranstaltungen mit den Parallelen zum NSU-Komplex, der Einschränkung des Asylrechts, dem gesellschaftlichen wie institutionellen Rassismus, der Kriminalisierung migrantischer Selbstorganisation und der Informationsvermittlung zu den Ereignissen für damals noch nicht Geborene und neu in die Region zugezogene Migrant*innen. Unsere Veranstaltungen sind eine Kooperation des so_ko_wpt mit UMBRUCH (Bergische Studierende gegen Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus), w2wtal (welcome2wuppertal) und We’ll Stay United.
Informationen zu allen Veranstaltungen gibt es im Terminüberblick.
Wir beteiligen uns außerdem auch an der Wuppertaler Reihe zum in den nächsten Wochen zuende gehenden NSU-Prozess und der Mobilisierung zum „Tag X” – dem Tag der Urteilsverkündung in München. Informationen zur Kooperation im Rahmen der Reihe „5 Jahre NSU-Prozess – Kein Schlussstrich für Opfer und Zivilgesellschaft” gibt es hier : Tag X in München
Basis des Online-Dossiers sind hier erstmals in digitalisierter Form vorliegende Artikel zu den Ereignissen in Solingen und Wuppertal aus der im 14-Tage-Rhytmus erscheinenden Zeitung „Wupper Nachrichten“ aus der Zeit nach dem Brandanschlag. Die 1997 eingestellten „Wupper Nachrichten“ waren ein Versuch, in Wuppertal eine Gegenöffentlichkeit zum Monopol der „Westdeutschen Zeitung“ mit der Lokalausgabe „General Anzeiger“ zu etablieren, nachdem die „NRZ” ihren Lokalteil eingestellt hatte. Das Blatt erschien immerhin etwas mehr als 15 Jahre in denen es versuchte, das Lokale aus einer linksliberalen Perspektive zu begleiten. Ergänzt werden die Artikel der „Wupper Nachrichten“ durch andere Archivstücke, die mit dem Ereignis in Zusammenhang stehen.
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