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Giù le mani
Film in Düsseldorf
21. Juli 2015 • 20:00 - 22:00
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Am 7. März 2008 gab die Direktion der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) die Privatisierung der Güterwagen- und die Schliessung der Lokomotivwerkstätten bekannt. 430 Arbeiter von SBB Cargo traten in Streik. In wenigen Tagen entstand eine breite Protestbewegung in der ganzen Region. Die «pittureria» ein Depot, in dem die Waggons ihren Anstrich erhalten wurde zum Zentrum des Kampfs.
Die Kraftprobe zwischen den Streikenden und der SBB-Direktion dauerte 30 Tage. In dieser Zeit wurde aufgrund der verhärteten Positionen die Classe politique auf den Plan gerufen: Der Vorsteher des Departements Umwelt und Verkehr musste intervenieren. Am 5. April sah sich SBB Cargo gezwungen, ihren Restrukturierungsplan zurückzuziehen und den Erhalt der Betriebswerke bis 2012 zu garantieren. Am 7. April stoppte die Betriebsversammlung die Agitation und erteilte dem Streikkomitee das Mandat, an einem zwischen den Streitparteien vereinbarten runden Tisch teilzunehmen mit dem Ziel, den Betrieb der Werke über das Jahr 2012 hinaus aufrechtzuerhalten.
GIU LE MANI («Hände weg!») greift den Slogan der Streikenden auf positioniert sich im Herzen dieses Kampfs, dessen Tragweite die Verteidigung von Arbeitsplätzen sehr bald überschreitet und etwas Universelleres erreicht, nämlich die Frage nach dem Individuum in einer immer globaleren Wirtschaft. So stellt er den Menschen in seiner Gesellschaft und seine Werte ins Zentrum der Debatte. In seinem Film interessiert sich Danilo Catti vor allem für die Personen: Er porträtiert engagierte und eigensinnige Individuen, zeigt ihre lebhafte und strategische Intelligenz. Befördert vom Schwung dieses aussergewöhnlichen Protests, versteht er es, Begeisterung, Freude und das unglaubliche Solidaritätsgefühl einzufangen, aber auch Angst, Zermürbung, Anspannung und die Ermüdung, die der Druck und die Ungewissheit auslösen.
Kommentar des Regisseurs
Der Streik in Bellinzona wurde von den Arbeitern begonnen und durchgeführt. Das ist ein wichtiger Punkt, der alles Weitere prägte. Was mich sofort beeindruckte, war die Entschlossenheit, die Klugheit und die Kreativität dieser Bewegung die Intelligenz von Menschen, die arbeiten und nachdenken können. Es war ein intensiver Streik, während dem ich welche vor Wut schreien und vor Ergriffenheit weinen sah. Ich filmte pausenlos aus Angst, einen wichtigen Moment zu verpassen. Der Kampf wurde in den Medien hochgespielt. Vom ersten Tag an musste ich eine Perspektive finden, die einen Blick von innen erlaubte, nahe an den Arbeitern dran. Aber in Augenblicken der Anspannung ist die Anwesenheit einer Kamera gefährlich. Bis zum Ende war der Zugang zu den Verhandlungen erschwert, während das Streikkomitee mir seine Tür kurz nach Ostern öffnete. Von diesen gegebenen Einschränkungen abgesehen, wollte ich zeigen, wie es dank der Einheit der Arbeiter, der Unterstützung durch die Bevölkerung, der Mobilisierung der Classe politique und vor allem der strategischen Intelligenz, der Logik und der Macht der Argumente von Gianni Frizzo und seinen Kollegen gelang, die Werkstätten von Bellinzona zu retten.