Offener Brief : Keine faschistische Propaganda in Wuppertal !

Offener Brief an die „perfekte Party-Location“ (Eigen­be­schrei­bung), den  Wupper­taler Club „Apollo 21“ und die Stadt Wuppertal : Im Club an der Kasino­straße in Wuppertal-Elber­feld ist für den 4. Juni ein Konzert mit dem kroati­schen Fascho-Rocker „Thompson” geplant. Wir hoffen, dass der Offene Brief genügend Druck aufbauen kann, das geplante Treffen kroati­scher Natio­na­listen und Faschisten in Wuppertal noch abzusagen.

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Keine faschis­ti­sche Propa­ganda in Wuppertal !

Offener Brief zum geplanten Konzert der kroati­schen Rockband „Thompson“
am 4.6.2017 im „Apollo 21“ in Wuppertal-Elber­feld

Durch einen Journa­listen der Frank­furter Rundschau wurden wir auf einen geplanten Auftritt der kroati­schen Rockband „Thompson“ am 4.6.2017 im Wupper­taler Club „Apollo 21“ (Kasino­straße) aufmerksam gemacht. Wir fordern die Besit­ze­rInnen des Lokales auf, den mit der Agentur „HR-Events“ geschlos­senen Vertrag zu kündigen und das Konzert abzusagen.

Hilfs­weise fordern wir die Stadt Wuppertal und deren Ordnuns­gbe­hörden auf, alles in ihrer Macht stehende zu unter­nehmen, das geplante „Thompson“-Konzert zu unter­sagen.

Die kroati­sche Rockband „Thompson“ um ihren Gründer und Front­mann Marko Perkovic ist europa­weit für die Verherr­li­chung des kroati­schen Faschismus und militä­ri­scher Aktionen kroati­scher Milizen im so genannten „Kroati­en­krieg“ von 1991 bis 1995 berüch­tigt ; der Name der Band bezieht sich auf das von Marko Perkovic im „Kroati­en­krieg“ benutzte Gewehr. Für die Band gab und gibt es u.a. Auftritts­ver­bote in der Schweiz, in Istrien und den Nieder­landen. Zuletzt wurden der Band Auftritte im öster­rei­chi­schen Krems­münster (April 2017) und im slowe­ni­schen Maribor (Mai 2017) unter­sagt. Auch in Deutsch­land kam es bereits zu mehreren Absagen eines geplanten „Thompson“-Konzertes in Berlin 2014. Neben der während der „Thompson“-Konzerte im Mittel­punkt stehenden Unter­stüt­zung Marko Perko­vics für die vom ICTY (dem inter­na­tio­nalen Kriegs­ver­bre­cher­tri­bunal) angeklagten kroati­schen Generäle, wird vor allem die positive Bezug­nahme der Band und ihrer Fans auf die faschis­ti­sche Ustascha-Regie­rung Kroatiens im Zweiten Weltkrieg kriti­siert. Der negative Höhepunkt der Vereh­rung des kroati­schen Ustascha-Faschismus war der per Video dokumen­tierte Vortrag des Ustascha-Liedes „Jasen­ovac i Gradiška Stara“ während eines Konzertes der Band, das die Tötung von Juden und Serben im Vernich­tungs­lager Jasen­ovac verherr­licht.

Konzerte der Band ziehen regel­mäßig hunderte, wenn nicht tausende kroati­sche Natio­na­listen und Faschisten an, die zu den Auftritten trotz einer offiziell durch die Musiker geäußerten Bitte zum Verzicht auf faschis­ti­sche Symbolik immer wieder auch Symbole der Ustascha oder der „Crna legija“ („Schwarze Legion“) tragen. Für das Konzert in Wuppertal wird NRW-weit im Internet auf kroati­schen Facebook-Seiten für den Vorver­kauf geworben. In Wuppertal wird der Vorver­kauf durch einen „Inter­merkur Weinhandel“ abgewi­ckelt. Auch für das am 4. Juni geplante Konzert muss befürchtet werden, dass viele nationalistisch/ faschis­ti­sche KroatInnen nach Wuppertal kommen werden.

Wir wenden uns entschieden gegen die Verharm­lo­sung oder gar Verherr­li­chung der mit den Natio­nal­so­zia­listen verbün­deten kroati­schen Ustascha in Wuppertal. Es kann nicht zugelassen werden, dass die in Jasen­ovac ermor­deten Roma, Juden und Serben bei einer Konzert­ver­an­stal­tung verhöhnt werden. Im KZ Jasen­ovac, dem einzigen Vernich­tungs­lager in dem ohne deutsche Betei­li­gung gemordet wurde, wurden bis zu 90.000 Menschen von kroati­schen Faschisten ermordet. Gleich­zeitig finden wir es unerträg­lich, dass in einer Stadt, in der vor dem Krieg exilierte Bosnier, Slowe­ninnen, Serben und Kroatinnen seit Jahrzehnten zusam­men­leben, durch die positive Bezug­nahme auf kroati­sche Kriegs­greuel in den neunziger Jahren ein natio­na­lis­ti­sches Feuer geschürt werden soll, dass während der „Balkan­kriege“ über 100.000 Menschen das Leben gekostet hat.

Das geplante „Thompson“-Konzert in Wuppertal darf nicht statt­finden !

so_ko_wpt – soli-komitee wuppertal
Wupper­taler Initia­tive für Demokratie und Toleranz e.V.
Kreis­ver­band Die LINKE Wuppertal
Tacheles e.V. Sozial­hilfe und Erwerbs­lo­sen­verein
Linkes Forum (LF) in Wuppertal
welcome2wuppertal (w2wtal)
Regio­nal­büro Arbeit und Leben DGB/VHS Berg-Mark
VVN-BdA Wuppertal
Deutsche Kommu­nis­ti­sche Partei (DKP)
kein mensch ist illegal wuppertal
Fem_Kollektiv_Wuppertal

Eisbre­cher Wuppertal
Sonja Kies
Ludger Pilgram

 

Wuppertal, den 23. Mai 2017

Weblinks :
Ankün­di­gung und Vorver­kaufs­stellen für das Konzert (de​.eventbu​.com)
Wikipedia-Eintrag zur Band „Thompson”
Recherche & Aktion Berlin im Vorfeld der Konzert­ab­sagen 2014

Offener Brief 4.6 (Download als pdf-Datei)

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Menschen aus Idomeni nach Wuppertal holen !

Die Initia­tive neu in Wuppertal angekom­mener und bereits seit einiger Zeit in der Stadt lebender Menschen, w2wtal (welcome2wuppertal), will mit einem Offenen Brief an den Oberbür­ger­meister der Stadt Wuppertal und an die im Wupper­taler Stadtrat vertre­tenen Parteien im Diskurs um flüch­tende Menschen und geschlos­sene Grenzen die Offen­sive zurück­ge­winnen. Angesichts der Situa­tion im Camp an der griechisch-mazedo­ni­schen Grenze in Idomeni und in Griechen­land soll ein neuer Anlauf genommen weren, in die mittler­weile von Rassisten und Rechten beherrschte öffent­liche Debatte einzu­greifen. Dazu wird der Stadtrat aufge­for­dert, sich dazu bereit zu erklären, „ein angemes­senes Kontin­gent Geflüch­teter aus Idomeni in Wuppertal aufzu­nehmen.”

Dafür will w2wtal dort ansetzen, wo nach Ansicht der Gruppe noch am ehesten disku­tiert werden kann : Im eigenen lokalen Umfeld, wo die Absur­dität der geschlos­senen Grenzen für jede/n sichtbar wird. Zumin­dest in einigen Städten (z.B. eben in Wuppertal) sind im vorigen Jahr geschaf­fene Kapazi­täten zur Aufnahme geflüch­teter Menschen inzwi­schen weitge­hend ungenutzt, manche der noch vor kurzem einge­stellten Sozialarbeiter*innen und Berater*innen beginnen bereits, um ihre Jobs zu fürchten. Außerdem erleben viele im alltäg­li­chen Kontakt, dass einige der im letzten Jahr neu gewonnen Freund*innen verzwei­felt darauf warten, dass ihre in Griechen­land festsit­zenden Familien endlich nachkommen können.

Hinter der Initia­tive sich an die lokalen Enstschei­dungs­träger zu wenden, steht die Hoffnung, dass viele Kommunen in Deutsch­land dem Beispiel der spani­schen Regionen Barce­lona und Valencia folgen könnten, die unlängst angeboten haben, Geflüch­tete aus Griechen­land aufzu­nehmen. Käme es dazu, wäre zumin­dest eine Debatte um den Umgang mit den Menschen in Idomeni wieder eröffnet. Ob sich die Regie­rungen in den Ländern und dem Bund davon beein­dru­cken ließen, stünde sicher auf einem anderen Blatt, auch wenn sich w2wtal überzeugt gibt, dass sie sich einer breit aufge­stellten Forde­rung, Menschen aus Idomeni oder anderen griechi­schen Lagern in der jewei­ligen Stadt oder dem jewei­ligen Landkreis aufzu­nehmen, nicht entziehen könnten. Es geht w2wtal darum, die derzei­tige Zufrie­den­heit mit einer mehr oder weniger auf Null reduzierten Aufnahme Flüch­tender zu durch­bre­chen.

Für den Offenen Brief an die Vertreter*innen der Stadt Wuppertal, mit dem w2wtal den ersten Stein ins Wasser werfen will, wäre es zumin­dest sehr hilfreich, wenn möglichst viele Gruppen, Verbände, Parteien, Initia­tiven und Einzel­per­so­nenden Brief mitzeichnen würden. Wer das tun will, kann w2wtal einfach eine E-mail schreiben : mitzeichnen [at] w2wtal​.org

Wir dokumen­tieren hier den Offenen Brief :

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Flücht­linge aus Idomeni aufnehmen !

Offener Brief von w2wtal an den Oberbür­ger­meister der Stadt Wuppertal und an die im Wupper­taler Stadtrat vertre­tenen Parteien.

Als alte und neue Bürge­rInnen von Wuppertal fordern wir den Stadtrat auf, zu beschließen, dass Wuppertal sich bereit erklärt, ein angemes­senes Kontin­gent von Flücht­lingen aus Griechen­land aufzu­nehmen.”

Seit die « Visegrad»-Staaten sowie Mazedo­nien und Öster­reich beschlossen haben, keine Flüch­tenden mehr nach Europa zu lassen, stecken tausende Menschen im griechisch/mazedonischen Grenzort Idomeni fest. Die Grenze ist mit Zäunen und NATO-Draht gesichert und wird Tag und Nacht von Grenz­sol­daten überwacht. Nachdem es in den letzten Wochen immer wieder Berichte von brutaler Gewalt gegen Flüch­tende gab, kam es am Sonntag, den 10.April bei einem Versuch hunderter Menschen, die Grenze zu überwinden, zu einem kriegs­ähn­li­chen Einsatz. Hunderte wurden durch Tränen­gas­be­schuss, Schock­gra­naten und Gummi­ge­schosse verletzt, darunter auch viele Frauen und Kinder.

Die in Griechen­land ankom­menden Flücht­linge werden von vielen Politi­ke­rInnen und Medien inzwi­schen nur noch als « illegale Einwan­derer » bezeichnet. Aber sie sind – ebenso wie die Flücht­linge, die bereits hier angekommen sind – vor dem syrischen Assad-Regime oder dem so genannten Islami­schen Staat im Irak und Syrien geflüchtet, vor den Taliban in Afgha­ni­stan oder vor Terror, tödli­chen Macht­kämpfen, Hunger und Perspek­tiv­lo­sig­keit in Afrika. Diese « illegalen Einwan­derer » sind mitunter die Angehö­rigen von denen, die es aufgrund günsti­gerer Bedin­gungen hierhin geschafft und zum Teil bereits einen Aufent­halts­status in Deutsch­land haben. Es sind Brüder und Schwes­tern, Eltern, Ehefrauen und Ehemänner von denen, die noch im September vergan­genen Jahres an den Bahnhöfen begrüßt und von zahlrei­chen spontan entstan­denen « Willkom­mens-Initia­tiven » in Empfang genommen wurden.

Die Änderung der Sprache berei­tete den Paradig­men­wechsel vor : Anstelle des Bemühens, für die Flüch­tenden einen sicheren Aufent­haltsort zu schaffen, führt die EU jetzt selber Krieg gegen die Menschen, die der Gewalt entrinnen wollen. Das Leiden der in Idomeni Festsit­zenden einer­seits und das gefor­derte « Aushalten » der Bilder aus dem Flücht­lings­camp anderer­seits dienen nur einem Zweck : Abschre­ckung. Wir – selbst­or­ga­ni­sierte Geflüch­tete und Initia­tiven von Unter­stüt­ze­rInnen – ertragen diesen Zustand nicht länger.

Wir begreifen nicht, warum die Menschen dort unter unwür­digen Bedin­gungen in Zelten schlafen, während in Deutsch­land Aufnah­me­ein­rich­tungen leer stehen. Wir erleben, dass die in aller Eile und zum Teil mit beein­dru­ckendem Engage­ment von Haupt- und Ehren­amt­li­chen in den Kommunen geschaf­fenen Aufnah­me­struk­turen mittler­weile zuneh­mend brach liegen. Sozial­ar­bei­te­rInnen und Sicher­heits­dienste in den Erstauf­nah­me­ein­rich­tungen verlieren allmäh­lich ihre Aufgaben. Es geht also nicht um die Frage, ob die Aufnahme weiterer Menschen zu bewerk­stel­ligen ist – sondern nur um die Bereit­schaft zu einer politi­schen Entschei­dung : Nämlich, dass Flücht­linge in Deutsch­land weiterhin Schutz bekommen können.

Dies sollte, angesichts der deutschen Geschichte, aber auch angesichts inter­na­tio­naler und völker­recht­li­cher Verpflich­tungen und Standards (Genfer Flücht­lings­kon­ven­tion, Europäi­sche Menschen­rechts­kon­ven­tion) eigent­lich selbst­ver­ständ­lich sein. Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass Menschen und ihre allge­meinen Rechte inzwi­schen zur politi­schen Verhand­lungs­masse geworden sind. Wir erleben, dass europäi­sche Politi­ke­rInnen sich zuneh­mend die Position rechter und rechts­po­pu­lis­ti­scher Parteien zueigen machen, und univer­sale Menschen­rechte schlicht bestreiten.

Gerade deshalb halten wir an dem Recht auf Schutz fest. Zudem wird Integra­tion und wirkli­ches « Ankommen » der bereits hier Seienden nicht gelingen, solange ihre Familie, ihre Freunde und Nachba­rinnen auf der Flucht von Hunger, Kälte, Krank­heit und Tod bedroht sind.

In Abstim­mung mit dem Bund können die Bundes­länder beschließen, Flücht­linge aus anderen Ländern aus humani­tären Gründen aufzu­nehmen. In der aktuellen Situa­tion in Europa und der Welt ist das nicht nur möglich, sondern ein morali­scher Imperativ.

Als alte und neue Bürge­rInnen von Wuppertal fordern wir den Stadtrat auf, zu beschließen, dass Wuppertal sich bereit erklärt, ein angemes­senes Kontin­gent von Flücht­lingen aus Griechen­land aufzu­nehmen. Prioritär berück­sich­tigt werden sollen dabei neben Menschen mit Krank­heiten und Behin­de­rungen, Familien mit Kindern und Schwan­geren vor allem dieje­nigen, deren Angehö­rige bereits hier leben – gleich ob als Asylsu­chende oder mit Aufent­halts­er­laubnis. Wir fordern die Stadt­spitze auf, umgehend mit dem Innen­mi­nis­te­rium des Landes NRW in Kontakt zu treten und sich für eine solche humani­täre Lösung einzu­setzen.

Download des Offenen Briefes als pdf-Datei (Deutsch)
Download des Offenen Briefes als pdf-Datei (English)

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