Pressemitteilung von welcome to wuppertal

Der Skandal ging am letzten Wochen­ende inmitten der Aufre­gung um den Mordver­such an einem Besucher des Autonomen Zentrums fast etwas unter : In Vohwinkel hat der Hausmeister der gerade bezogenen Flücht­lings­un­ter­kunft in der Edith-Stein Straße Nazis der Pseudo­partei „Die RECHTE” Zutritt ins Haus und zu den Geflüch­teten ermög­licht.

Die Nazis, die sich schon vor der Inbetrieb­nahme der Unter­kunft zweimal mit menschen­ver­ach­tendem Banner (siehe Bild) und ekelhaften Parolen in der Nähe der Edith-Stein Straße versam­melt hatten, feiern ihren „Coup” inzwi­schen im Internet.

nazipack

Die Initia­tive „welcome to wuppertal” (w2wtal) hat zu dem ungeheu­er­li­chen Vorgang heute eine Presse­mit­tei­lung verschickt, die wir dokumen­tieren :

Mit Fassungs­lo­sig­keit mussten wir aus der Presse erfahren, dass offenbar Mitglieder der Nazi-Partei « Die Rechte » am vergan­genen Samstag mit Zustim­mung und sogar mit Unter­stüt­zung des Hausmeis­ters die eben erst von Flücht­lingen bezogene Unter­kunft in der Edith-Stein Straße in Wuppertal-Vohwinkel « besich­tigen » konnten. Die Nazis haben bei dieser Gelegen­heit darüber hinaus auch noch direkt mit einzelnen neuen Bewoh­nern gespro­chen – wobei diese mit Sicher­heit nicht wissen konnten, wem sie in dem Moment gegen­über standen.

Für das unsäg­liche und gefähr­liche Verhalten des städti­schen Hausmeis­ters gibt es aus unserer Sicht nur drei mögliche Erklä­rungen : Entweder hat die Stadt ihn überhaupt nicht auf seine sensible Tätig­keit vorbe­reitet. Oder er handelte grob fahrlässig als er stadt­be­kannte Nazis durch die neue Unter­kunft führte. Oder aber er handelte vorsätz­lich und sympa­thi­siert mit Nazis.

Der Vorgang an sich ist nicht nur konkret gefähr­lich. Er wird außerdem zum Politikum, weil es im Vorfeld der Eröff­nung der Flücht­lings­un­ter­kunft schon rassis­ti­sche Kundge­bungen von « Die Rechte » und ebenso mehrere nur schlecht kaschierte direkte Drohungen gegen das Heim und die zukünf­tigen Bewoh­ne­rInnen gab. Bei Bürger­ver­samm­lungen im Vorfeld der Eröff­nung der Unter­kunft wiesen Bürge­rInnen mehrfach auf die Bedro­hungs­lage durch Nazis in Wuppertal-Vohwinkel hin. Seitens der Ressort­lei­tung Integra­tion und Zuwan­de­rung wurde bei der Gelegen­heit unter anderem darauf verwiesen, dass die einge­setzten Hausmeis­te­rInnen - ebenso wie die Flücht­lings­so­zi­al­ar­bei­te­rInnen - für die verant­wor­tungs­volle Aufgabe beson­ders geschult und weiter­ge­bildet werden und dass die Stadt Wuppertal « Sicher­heits­kon­zepte » für die Unter­künfte erarbeitet hat.

Die Gescheh­nisse am letzten Wochen­ende zeigen jetzt, dass die städti­schen Konzepte vollständig geschei­tert sind oder aber gar nicht umgesetzt wurden. Es stellt sich für uns die Frage : Müssen antifa­schis­ti­sche Wupper­taler und Wupper­ta­le­rinnen deshalb nun rund um die Uhr vor den Flücht­lings­un­ter­künften ausharren, um sicher­zu­stellen, dass dort keine Nazis durch Zimmer marschieren und Geflüch­tete bedrohen?!

Eine Unter­kunft muss ein geschützter Raum sein !

Wir fordern die Stadt Wuppertal auf :

  • Nehmen Sie öffent­lich Stellung zu dem Vorfall und auch zum künftigen Einsatz des betref­fenden Hausmeis­ters.
  • Entschul­digen Sie sich bei den betrof­fenen Flücht­lingen für den Vorfall und erklären Sie ihnen persön­lich die Hinter­gründe.
  • Fragen Sie /die betrof­fenen Flücht­linge, welche Maßnahmen für ihre eigene Sicher­heit sie selbst in ihrer Unter­kunft wünschen oder für erfor­der­lich halten, um sicher­zu­stellen, dass einer­seits die Sicher­heit der Bewoh­ne­rInnen gewähr­leistet wird, und anderer­seits deren persön­liche Freiheit – etwa Besuch zu empfangen, wann immer sie das möchten – nicht einge­schränkt wird.

Im Übrigen wieder­holen wir unsere Auffas­sung, dass eine dezen­trale Unter­kunft in Privat­woh­nungen die beste Lösung ist, und hoffen, dass die Stadt Wuppertal weiter daran arbeitet, dieses Modell auch künftig und auch bei höheren Zahlen von Asylsu­chenden als oberste Priorität beizu­be­halten. welcome to wuppertal (w2wtal) am 13.4.2015

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Heiligenhaus : Ungebetener Besuch und unerfüllte Forderungen

Update zu Heili­gen­haus : Am Donnerstag den 19.12. kamen die Geflüch­teten und einige Unter­stüt­ze­rInnen erneut zusammen, um konkrete Forde­rungen an die Stadt Heili­gen­haus zu formu­lieren. Diese hatte sich in Person des Bürger­meis­ters Heinisch zu verbind­li­chen Gesprä­chen bereit erklärt, nachdem die Bewoh­ne­rInnen der alten Schule mit einer Demons­tra­tion auf sich und den Tod ihres Freundes Hassan aufmerksam gemacht hatten. Während des ausführ­li­chen Treffens zeigte sich, dass die Geflüch­teten einen enormen Zusam­men­halt entwi­ckelt haben und sehr darauf bedacht sind, jede im Heim wohnenden Perso­nen­gruppe an der Formu­lie­rung der gemein­samen Forde­rungen zu betei­ligen. Neben den Bedin­gungen der Unter­brin­gung in der Schule waren das vor allem auch Punkte, die den Tod und die schnelle, unange­kün­digte Beerdi­gung ihres Freundes Hassan betrafen. So wollen sie natür­lich wissen, wo er begraben wurde und wie ihnen jetzt noch Gelegen­heit gegeben werden soll, sich würdig von ihrem Mitbe­wohner zu verab­schieden.

Am Freitag­morgen wollte sich eine fünfköp­fige Gruppe mit Vertre­te­rInnen aller ethni­schen Gruppen aufma­chen, um gegen­über Heinisch folgende vier Haupt­for­de­rungen zu artiku­lieren :

  • Wir wollen nicht mehr in der Schule (dem Behelfs­heim) leben.
  • Wir wollen nicht zurück in die Fried­hof­allee (das alte, neu geplante Contai­ner­lager).
  • Jede/r bzw. jede Familie muss ein eigenes Zimmer, eine eigene Dusch­mög­lich­keit und Toilette haben.
  • Wir wollen wissen, wo Hassan beerdigt worden ist, und warum der Kranken­wagen so spät gekommen ist.

Doch bevor es zu dem Gespräch mit dem Bürger­meister kam, erschüt­terte ein Vorfall in der Nacht zu Freitag die Bewoh­ne­rInnen des Heims an der Ludge­russtraße. Gegen vier Uhr morgens wurden zwei Fremde in den Räumen der Schule bemerkt. Nach ihrem Verschwinden fanden sich angeb­lich Brand­be­schleu­niger im Objekt. Die Gemein­schafts­küche wurde verwüstet. Die Polizei kam, nahm Spuren auf, konnte jedoch keine Angaben zu den Eindring­lingen machen. Zwischen­zeit­liche Berichte, nach denen es auch bereits gebrannt habe, ließen sich später bei Gesprä­chen mit den Flücht­lingen nicht verifi­zieren. Das alles zeigt jedoch, wie unsicher sich die Bewoh­ne­rInnen in dem Heim fühlen müssen, dessen Türen offen stehen und dessen fehlende Privat­sphäre von den Bewoh­ne­rInnen mit Recht beklagt wird..

Trotz der nächt­li­chen Aufre­gung hielten die Geflüch­teten jedoch an ihrem Gesprächs­termin fest, der dann umso enttäu­schender verlief. Bürger­meister Heinisch ging auf die Forde­rungen hinsicht­lich der Wohnbe­din­gungen praktisch nicht ein. Er verwies ledig­lich auf fehlendes Geld, das es Heili­gen­haus unmög­lich mache, die Geflo­henen in privaten Räumen und Wohnungen unter­zu­bringen. Angesichts von 3,8 Millionen Euro, die der Neubau der Unter­kunft an der Fried­hofs­allee lt. Aussage von Heinisch im Haupt­aus­schuss des Heili­gen­hauser Stadtrat kosten soll, erscheint das vorge­brachte Argument wie Hohn. Immerhin ließen sich von dieser Summe an die fünfzig Wohnungen zu 500 Euro im Monat für mindes­tens zehn Jahre bezahlen. Statt einer angemes­senen Unter­brin­gung versprach der Bürger­meister der Geflüch­teten-Delega­tion ledig­lich neue Duschen in der Schule. Eine Maßnahme, die nach Aussagen von Handwer­kern, die die Schule nach dem Zwangs­umzug im Juli begut­ach­teten, « irrsinnig teuer » werden wird, und auf die die Geflüch­teten lieber verzichten würden, wenn sie vernünf­tige Unter­künfte erhielten. Deshalb äußerten sie auch entschieden, dass sie keine Renovie­rung brauchen, und dass sie weder weiter in der alten Schule hausen, noch in die Fried­hofs­allee zurück­gehen wollen.

Ledig­lich bezüg­lich ihren Fragen nach Hassans Grab kam ihnen die Stadt entgegen. Die letzte Ruhestätte des vor knapp zwei Wochen verstor­benen Freundes, der wohl in Velbert beerdigt wurde, soll ihnen gezeigt werden. Zum verspä­teten Eintreffen der Ambulanz, das ursäch­lich für Hassans Tod gewesen ist, konnte ihnen jedoch auch beim heutigen Gespräch nichts Neues mitge­teilt werden.

Das Gespräch mit dem Bürger­meister war unbefrie­di­gend. Es braucht offen­sicht­lich noch mehr Druck damit die Stadt umlenkt – aus dem Heim an der Ludge­russtraße und von außen.

Auch medialer Druck ist hilfreich : Die WDR Lokal­zeit vom 12.12. nach der Demo der Flücht­linge :

Link : Auch die WAZ berichtet über den Vorfall und das Gespräch mit Heinisch.

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