In Erzählungen intervenieren

Straßen­um­be­nen­nung auf dem Ölberg in Gedenken an die NSU-Mordopfer

In Wuppertal und in neun anderen Städten (Berlin, Bremen, Göttingen, Kassel, Frank­furt, Nürnberg, München und Jena) wurden am gestrigen 4.November zehn Straßen in Erinne­rung an die Mordopfer des „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grunds” (NSU) umbenannt. In Wuppertal wurde aus der Schnei­der­straße auf dem Ölberg so die „Mehmet-Kubaşık-Straße”.

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Etwa 40 Menschen versam­melten sich bei regne­ri­schem Wetter auf dem Schus­ter­platz, um mit der von der Initia­tive „Keupstraße ist überall” initi­ierten zeitglei­chen Aktion in die herrschenden Erzäh­lungen zur Mordserie des „NSU” zu inter­ve­nieren. Am dritten Jahrestag der Selbstent­tar­nung der Mörder von Mehmet Kubaşık (ermordet am 4.April 2006 in Dortmund) und neun weiteren Menschen und der Urheber mehrerer Spreng­stoff­an­schläge – u.a. in der Kölner Keupstraße – droht mittler­weile nicht nur die Ausein­an­der­set­zung mit den Hinter­gründen des „NSU”-Terrors und zu den Verant­wort­lich­keiten in immer neuen Details und Fragwür­dig­keiten langsam zu versanden, es stehen auch wieder einmal ausschließ­lich die Haupt­tä­te­rInnen im Fokus der allge­meinen öffent­li­chen Wahrneh­mung. Eine Beschäf­ti­gung mit den Opfern der Nazis oder gar eine versuchte Wieder­gut­ma­chung für die Angehö­rigen, die jahre­lang willkür­li­chen Verdäch­ti­gungen und verlet­zenden Unter­stel­lungen ausge­setzt waren, findet immer weniger statt. Drei Jahre nach der Selbstent­tar­nung der drei Haupt­tä­te­rInnen ist die weitge­hende Ignoranz der Öffent­lich­keit gegen­über Opfern rassis­ti­scher Taten selber Ausdruck eines in der Mitte der deutschen Gesell­schaft angesie­delten Rassismus.

Die Benen­nung von zehn Straßen in deutschen Großstädten nach jenen Opfern rassis­ti­scher Morde soll daher den herrschenden Diskurs durch­bre­chen und sie in den Mittel­punkt der Wahrneh­mung rücken. Mehmet Kubaşık erfährt durch die Umbenen­nung der Straße am Schus­ter­platz jetzt zumin­dest eine kleine Würdi­gung. Die am Morgen danach über das ausge­tauschte Straßen­schild und das von Unbekannten an der Ecke Marienstr./Mehmet-Kubaşık-Str.in der Nacht zusätz­lich angebrachte Trans­pa­rent disku­tie­renden Nachba­rInnen zeigen, dass die Inter­ven­tion in eine oberfläch­liche gesell­schaft­liche Erzäh­lung wenigs­tens auf dem Ölberg klappte.

eins

Anbrin­gung des Straßen­schildes am 4.November

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Etwa 40 Menschen nahmen an der Umbenen­nung teil

Die umbenannte Straße am Morgen danach

Die umbenannte Straße am Morgen danach

Unbekannte brachten in der Nacht ein Transparent an

Unbekannte brachten in der Nacht ein Trans­pa­rent an

Information der NachbarInnen zur Aktion

Infor­ma­tion der Nachba­rInnen zur Aktion


Presse­fotos zur freien Verwen­dung in hoher Auflö­sung :
Straßen­ecke Schus­ter­platz am Morgen danach (jpg-Datei)
Von Unbekannten angebrachtes Trans­pa­rent (jpg-Datei)
Straßen­schild vor dem Schus­ter­platz (groß) (jpg-Datei)

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Erster Europäischer Mauerfall

via w2wtal (welcome2wuppertal)

Das „Zentrum für politi­sche Schön­heit” (bei Facebook, bei Twitter) hat mit einer neuen Aktion mitten ins Herz deutscher Bigot­terie getroffen : Im Rahmen des Crowd­fun­ding für den „ersten europäi­schen Mauer­fall” wurden Gedenk­kreuze für die an der Berliner Mauer Getöteten entfernt, und vor „den Gedenk­feiern in Sicher­heit gebracht”. Die Reaktion darauf fiel vor allem auf konser­va­tiver Seite erwartbar verlogen und schein­em­pört aus.

Das Crowd­fun­ding läuft indessen gut, die erste vorge­se­hene Zielmarke mit der Busse gechar­tert werden sollen, die Aktivist*innen an die europäi­schen Außen­grenzen bringen sollen, um dort „Löcher in die Zäune” zu schneiden, sind schon fast zusammen. Wer kann, möge sich an der Aktion betei­ligen.

Hier geht’s zur Aktion und zum Crowd­fun­ding :
indiegogo​.com/​p​r​o​j​e​c​t​s​/​e​r​s​t​e​r​-​e​u​r​o​p​a​i​s​c​h​e​r​-​m​a​u​e​r​f​all

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