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Ford war nicht geplant
Film in Ddorf

9. Juni 2015 • 19:00 - 22:00

Gruppe Arbeiterfilm im "V6": "Köln 1973 – Ford war nicht geplant" - Dokumentarfilm: “Diese Arbeitsniederlegung war nicht geplant”, Fernsehfilm von Thomas Giefer und Karl Baumgarten von 1982.

Worum ging es bei dem Streik? Bei Ford waren damals ungefähr 12.000 türkische Arbeiter beschäftigt, die gut ein Drittel der Belegschaft ausmachten. Sie arbeiteten zu 90 % an den Fließbändern, die meisten von ihnen wurden für die extrem belastende Endmontage eingesetzt. Ihre seit längerem existierenden Forderungen nach verbesserten Arbeits- und Lohnbedingungen konnten sie aber nicht durchsetzen, weil sie im Betriebsrat kaum vertreten waren und die Kommunikation zwischen Betriebsrat und ausländischen Arbeitern sehr zu wünschen übrig ließ.

Als es schließlich im August 1973 zu zahlreichen Entlassungen türkischer Arbeiter kam, weil viele von ihnen – wie schon in den Jahren zuvor – nicht pünktlich aus dem Urlaub zurückgekehrt waren, wuchs die Spannung. Nachdem sich die anwesenden Türken bereiterklärt hatten, die Arbeit der verspäteten Kollegen zu übernehmen, falls die Kündigungen zurückgenommen würden, der Betrieb diese Zusage letztendlich aber nicht einhielt, kam es zur spontanen Arbeitsniederlegung.

Die Streikforderungen machten allerdings deutlich, dass die Entlassungswelle nur der letzte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte: Die Türken forderten neben der Rücknahme der Entlassungen vor allem eine Mark mehr Stundenlohn, sechs Wochen bezahlten Urlaub, eine Reduzierung der Bandgeschwindigkeit sowie den Wegfall der Billiglohngruppen, denen sie fast ausnahmslos angehörten.

Was sie bekamen, war lediglich das Versprechen einer Überprüfung der Entlassungen und – was allen Arbeitern zugute kam – eine einmalige Teuerungslage in Höhe von 280 Mark. Obwohl sich der Betriebsrat anfangs darum bemühte, den Streik zu koordinieren und die deutschen Kollegen miteinzubeziehen, gelang es ihm nicht, sich an dessen Spitze zu setzen. Die Türken nahmen den Streik selbst in die Hand, ernannten ihre eigenen Streikführer, die deutschen Arbeitnehmer distanzierten sich zunehmend und zum Schluss kam es zu Zusammenstößen zwischen Streikwilligen auf der einen und Arbeitswilligen auf der anderen Seite, so dass die Unternehmensleitung schließlich die Polizei herbeirief, die den Auseinandersetzungen ein Ende bereitete und die “Rädelsführer” in Gewahrsam nahm.

Die Dokumentation von 1982 zeigt, wie einige der Protagonisten diesen Streik rückblickend bewerteten – nämlich aus der Sicht ehemaliger Streikender als “lange Niederlage” nach einem Moment “unverhoffter Anarchie” der benachteiligten Türken, als “türkische Sache” (da beispielsweise die deutschen Arbeiter die von den Türken geforderte zusätzliche Mark ja bereits erhielten) und als Reflex auf die Enttäuschung über den IG-Metall-dominierten Betriebsrat. Selbstkritik übte 1982 auch der ehemalige Betriebsratssprecher Kuckelkorn, indem er die mangelnde Betreuung der Streikenden durch den Betriebsrat unterstrich, so dass die als Streikführer apostrophierten “Agitatoren” freie Bahn gehabt hätten.

(Zitiert nach: hsozkult.de)

Weiterführende Links gibt es hier: vsechs.blogsport.eu

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Datum:
9. Juni 2015
Zeit:
19:00 - 22:00
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