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Grup Yorum Konzert in
Oberhausen gegen Rassismus
28. Juni 2014 • 17:00 - 23:00
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Das so_ko_wpt ist Teil des "Konzertbündnisses" zum Grup Yorum-Konzert 2014
Im Juni 2013 fand das letzte große Konzert mit der populären revolutionären türkischen Gruppe Grup Yorum in der Arena Oberhausen statt. Zu dieser Zeit befand sich der Aufstand in der Türkei infolge der Gezi-Park-Räumung auf seinem Höhepunkt, auch in Deutschland fanden in vielen Städten beinahe wöchentlich große türkisch-deutsche Soli-Demos statt.
Nach Jahren eher geringer gemeinsamer politischer Aktivitäten erwuchs auch hier eine neue Qualität der politischen Kooperation zwischen linken Akteuren aus beiden Ländern. In den beginnenden Findungsprozeß platzte die Nachricht einer bundesweiten Razzia mit sechs Festnahmen gegen die Anatolische Föderation. Ermittelt und später angeklagt wurde wegen des Gesinnungsparagraphen 129b, dem Schwesterparagraphen des Allzweck-Einschüchterungsmittels 129a.
Wir waren entsetzt, dass unter den Festgenommenen auch unsere Freundin Latife war, mit der wir noch kurz zuvor "Schulter an Schulter" gegen die türkische Regierung und den Faschismus in Deutschland auf der Straße gewesen waren. Zeitpunkt und Auswahl der Fahndungsziele konnten kein Zufall sein – zu offensichtlich war die zeitliche Nähe zur Niederschlagung der Gezi-Proteste in der Türkei und zum Entstehen neuer solidarischer Strukturen. Zuviel war zudem bekannt zur Zusammenarbeit der deutschen "Sicherheitsarchitektur" mit ihrem türkischen Pendant. Es überraschte demnach nicht sehr, im Verlauf der nächsten Tage feststellen zu müssen, dass offenbar auch mit den Gezi-Protesten solidarische Zusammenkünfte in Wuppertal von deutschen Behörden abgehört und bespitzelt worden waren.
Kaum glauben konnten wir allerdings die haarsträubende Grundlage der Razzien und Verhaftungen: Es ging der Bundesanwaltschaft im Wesentlichen um die Organisation und Vorbereitung eben jenes Konzertes mit Grup Yorum in Oberhausen. Wie konnte die behauptete Organisation eines Konzertes mit dem Terrorparagraphen 129b verfolgt werden? Auf welcher rechtlichen Grundlage konnte die Planung einer kulturellen Veranstaltung, bei der eine in der Türkei millionenfach gehörte Musikgruppe auftrat, kriminalisiert werden?
Unsere Freundin Latife wartet zwar mittlerweile "in Freiheit" auf den Beginn ihres Verfahrens (mit nur schwer erträglichen Auflagen), die anderen sind aber inzwischen seit einem Jahr inhaftiert. Wie Özkan Güzel, der selbst in der Türkei aufgrund einer schweren Erkrankung Haftverschonung erhalten hatte, hier jedoch seit Juni 2013 im Knast sitzt. Sein Verfahren vor dem OLG Düsseldorf hat vor wenigen Wochen begonnen.
Vor dem Hintergrund der Geschehnisse 2013 ist es für das soli-komitee wuppertal selbstverständlich, in diesem Jahr dem "Konzertbündnis" für das Grup Yorum-Konzert beizutreten und die VeranstalterInnen nicht alleine zu lassen. Es kann nicht sein, dass die Organisation von Konzerten und Veranstaltungen kriminalisiert wird und daran beteiligte Menschen mit der Drohung eingeschüchtert werden sollen, nach dem Konzert eingesperrt zu werden.
Wir rufen alle – vor allem auch unsere deutschen Freunde und Freundinnen – dazu auf zum Yorum Konzert nach Oberhausen zu kommen.
Freiheit für alle politischen Gefangenen! In der Türkei in Deutschland und überall!
Der Aufruf im Wortlaut:
Rassismus geht uns alle an!
Am Jahrestag des Gezi-Aufstandes:
Wir wollen eine Strafe für die rassistischen Mörder
Wir wollen Gerechtigkeit für Berkin Elvan
Durch die Explosion einer Wohnung erfuhr die Öffentlichkeit von der Existenz des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund). Das war der Auftakt einer ganzen Reihe Enthüllungen und Skandale. Vieles wurde der Öffentlichkeit vorenthalten, denn wie sich herausgestellte, wurden Unmengen Daten und Akten vom bundesdeutschen Verfassungsschutz vernichtet.
Aber was bekannt wurde ist erschreckend genug: Die Mordserie, welche sich über ein Jahrzent ausdehnten und mindestens 9 MigrantInnen das Leben kosteten, wurden aus rassistischen Motiven von dem faschistischen Netzwerk NSU ausgeübt. Die Mörder wurden wahrscheinlich von höchster staatlicher Stelle geschützt und sogar angewiesen. Ihnen wurden Ausweisdokumente und Geld zugespielt, nichteinmal der Verfassungsschutzbeamte welcher bei einem der Morde anwesend war will irgendetwas mitbekommen haben.
Lange Zeit mussten es sich die Familien und Verwandten der Opfer sogar gefallen lassen, für die Morde an ihren Müttern, Vätern, Brüdern, Schwestern oder Kindern die Schuld zugeschoben zu kriegen. Denn sie konnten sich kein Gehör verschaffen, wurden aber gleichzeitig von staatlicher Seite bedroht und eingeschüchtert. Nicht zuletzt die rassistische Bezeichnung der Mordserie als "Döner-Morde" schloss von Anfang an einen fremdenfeindlichen Hintergrund aus.
Wir lassen uns nicht das Wort verbieten!
Um Solidarität mit den Angehörigen zum Ausdruck zu bringen und ein klares Zeichen gegen Rassismus zu setzen organisierten linke Gruppen aus der Türkei in der Arena Oberhausen am 08. Juni 2013 ein Konzert mit der populären linken Musikgruppe Grup Yorum aus der Türkei. Die Antwort des deutschen Staates, der seit dem Auffliegen des NSU keine Gelegenhiet auslässt sich als "antirassitsich" darzustellen, ordnete eine bundesweite Durchsuchungswelle gegen die OrganisatorInnen des Konzertes an, bei denen die Hauptorganisatoren festgenommen wurden. Der Vorwurf: man wolle Gelder für den bewaffenten Kampf in der Türkei sammeln.
Vor dem Hintergrund, dass die Angehörigen der NSU-Opfer über Jahre mit Verdächtigungen überzogen wurden, ist es unerträglich, das ein Konzert gegen Rassismus und deren MacherInnen als kriminell stigmatisiert wird.
Im letztes Jahr widmete Grup Yorum ihre Lieder den Hinterbliebenen der NSU-Opfer. Auch dieses Konzert war ein großer Erfolg mit 15.000 BesucherInnen. Daran wollen wir am 28. Juni mit einem weiteren Konzert, zusammen mit Grup Yorum anknüpfen. Der Prozess gegen Özkan Güzel, einen der Betroffenen der Razzia hat vor wenigen Tagen, trotz dessen schwerer Krankheit und Haftunfähigkeit, vor dem OLG Düsseldorf begonnen. Darum ist es noch wichtiger, dieses Konzert zu unterstützen.
Nein zu Repressionen! Grup Yorum kann nicht zum Schweigen gebracht werden!
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus spiegelt sich auch in der Europapolitik wider. Verschärfung des Asyl- und Ausländerrechtes durch die Dublin-III-Verordnung, Aufbau eines menschenverachtenden und rechtswidrigen Grenzschutzes durch Frontex, Unterstützung faschistischer oder faschistoider Bewegungen durch die EU.
Lasst uns gemeinsam unsere Stimme dagegen erheben.
Lasst uns denjenigen eine Stimme verleihen, die sich sonst kein Gehör verschaffen können.
Die bekannte Musikgruppe Grup Yorum wird ihre Stimme auch dieses Jahr den Hinterbliebenen der NSU-Opfer verleihen. ??Gerechtigkeit für die Gezi-Gefallenen
Dieses Jahr, zum Jahrestag des Gezi-Widerstandes fordern sie aber auch Gerechtigkeit für Berkin Elvan und die anderen Gefallenen des Gezi-Aufstandes. Berkin Elvan wurde am 16. Juni 2013 von der Polizei in Istanbul zielgerichtet mit einer Gaskartusche angeschossen. Er war erst 14 Jahre alt. Er verlor nach 269 Tagen im Koma das Leben. Sieben Monate lang hat der türkische Staat alles getan, um die Mörder zu schützen. Berkin und seine Familie und Freunde wurden als Terroristen diffamiert und sein Tod immer und immer wieder kleingeredet. Nur der beharrliche Kampf und extremer öffentlicher Druck sorgte dafür, dass die Namen der Polizisten nun preigegeben werden mussten.
Wir wollen Gerechtigkeit. Für Berkin Elvan und die anderen Opfer des Gezi-Widerstandes.
Die NSU-Opfer waren Opfer des Faschismus in Deutschland. Die Gezi-Gefallenen Opfer des Faschismus in der Türkei. Die Rolle des deutschen Staates darf auch in diesem Kontext nicht ausser Acht gelassen werden. Denn Deutschland hat tonnenweise Gas in die Türkei exportiert, welche dann auch massiv während des Gezi-Widerstandes verwendet wurde.
Erheben wir am 28. Juni 2014 gemeinsam mit Grup Yorum unsere Stimme gegen den Rassimus und Faschismus!
Konzertbündnis gegen Rassismus und Faschismus