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INDECT – automatisierte Kontrolle der Zukunft

8. November 2013 • 19:30 - 21:30

Was bestimmt unser Leben? Die zweite Veranstaltung der “Stiftung W.” in Zusammenarbeit mit “Bundeswehr wegtreten”. Ein Versuch aus der digitalen Totalerfassung auszubrechen. Wie hat sich das Sicherheitsdenken seit dem 11. September verändert? Welche Rolle spielen neue Technologien? Was hat das alles mit dem Neoliberalismus zu tun?

Die Medien sind voll mit Berichten staatlicher Datenspionage ungeheuren
Ausmaßes, die Edward Snowden öffentlich gemacht hat. Bradley Manning
wurde zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er Wikileaks u.a.
Informationen zu extralegalen Hinrichtungen der US Army zuspielte. Der
„Verrat“ soll skandalös sein, über die (Hinter-)Gründe der massenhaften
Datenerhebungen wird geschwiegen. Was passiert heute millionenfach im
Netz, wo spenden wir selbst die Daten, die uns im Alltag zu Marionetten
von Google und Facebook machen? Wie versucht der Staat auch hierzulande,
das „normale“ Leben zu scannen, um Abweichungen zu erkennen und dann zu
sanktionieren? In den zwei Veranstaltungen wollen wir uns dem
Themenkomplex widmen und nach kreativen Möglichkeiten suchen, aus diesem
Irrsinn auszubrechen.

INDECT – automatisierte Kontrolle der Zukunft

Millionen werden von der EU für Forschungsprojekte ausgeben, um nicht-normales Verhalten zu definieren und detektieren. INDECT ist eines der umstrittensten Forschungsprojekte der EU und vereint viele alte und neue Technologien zu einem umfassenden Überwachungsansatz, der sowohl auf den öffentlichen Raum als auch auf das Internet abzielt. Auch die Universität Wuppertal beteiligt sich an dem Forschungsprojekt, das bei Datenschützern weltweit für Empörung gesorgt hat.

INDECT - hinter dem Akronym verbirgt sich „Intelligent information system supporting observation, searching and detection for security of citizens in urban environment“, zu deutsch: „intelligentes Informationssystem zur Unterstützung von Überwachung, Suche und Aufspüren im Sinne der Sicherheit der Bürger in städtischer Umgebung“. Damit fällt INDECT in den Bereich der zivilen Sicherheit und zielt sowohl  auf permanente Überwachung (Monitoring) des öffentlichen Raumes als auch des Internets ab – auf Gefahrenerkennung in der realen und der virtuellen Umwelt. Intelligente Kameras, Drohnen,  Cyberpolicing, vernetzte Datenbanken und Monitoring auf verschiedenen Ebenen sind nur einige  der dazugehörigen Praktiken und Technologien, die bei INDECT eine Rolle spielen. Zu den  schwerpunktmäßigen Aufgaben des Projekts gehört zudem die Entwicklung einer integrierenden Plattform, die alles verknüpft, sowie diverse Werkzeuge zur Datenanalyse. Das ganze Projekt ist explizit auf Unterstützung von Polizeiarbeit gemünzt. Es geht also um die Schaffung einer neuen Infrastruktur für polizeiliche und geheimdienstliche Arbeit. Überwachen von öffentlichen Plätzen und Verfolgen von Verdächtigen einerseits und Internet-Monitoring und Data-Mining andererseits stehen aber nicht nebeneinander. Die Vernetzung und Integration der beiden Dimensionen ist das, was das Projekt gerade erst ausmacht. Personen auf der Straße sollen, möglichst schnell und automatisch mit Datenbankeinträgen verlinkt werden.

Mit dem umfassenden Überwachungsansatz zeigt sich in INDECT der aktuelle Stand des Verhältnisses von Wissen und Macht, von Wissenschaft und Politik. Unter Rückgriff auf Foucault und andere Theoretiker_innen soll eine gesellschaftstheoretische Einordnung des Forschungsprojekts und seiner Bestrebungen versucht werden und die darin enthaltenen Praktiken zeitdiagnostisch gedeutet werden. Wie hat sich das Sicherheitsdenken seit dem 11. September verändert? Welche Rolle spielen neue Technologien? Was hat das alles mit dem Neoliberalismus zu tun? Und wie verändern diese aktuellen Strategien der „inneren Sicherheit“ die Einzelnen und die Art, wie wir zusammenleben?

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Details

Datum:
8. November 2013
Zeit:
19:30 - 21:30
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