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Offstream-Kino Feuerwache
Mediterranea (OmU)
5. November 2015 • 20:00 - 22:00
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Nach einer längeren Pause bietet Mark Tykwer nun wieder gemeinsam mit Charles Petersohn anspruchsvolles "Offstream"-Kino an der Gathe an. Alle zwei Wochen donnerstags zeigen die beiden in der Alten Feuerwache Filme, die sonst im Tal wohl nicht zu sehen sein würden. Den Auftakt macht das Drama Mediterranea (Original mit Untertiteln):
Zwei Freunde aus Burkina Faso fliehen über das Mittelmeer nach Italien, wo sie sich als Hilfsarbeiter durchschlagen – und Opfer rassistischer Übergriffe werden.
Jonas Carpignanos Drama erzählt die Geschichte des Afrikaners Ayiva (Koudous Seihon), der seine siebenjährige Tochter in Burkina Faso zurücklässt, um gemeinsam mit seinem besten Freund Abas (Alassane Sy) nach Europa zu fliehen. Schmucklose Bilder ohne Exposition konfrontieren den Zuschauer mit der beschwerlichen Reise auf überfüllten LKWs und dem Marsch durch die Wüste, in der die Flüchtenden von marodierenden Banden ausgeraubt und teilweise massakriert werden. Horrorbilder deuten die Überfahrt übers Mittelmeer in einem seeuntüchtigen Motorboot ohne Steuermann an. Die Kerngeschichte spielt in einem süditalienischen Aufnahmelager, aus dem die Schiffbrüchigen wieder abgeschoben werden, falls sie binnen drei Monaten keine Papiere und eine feste Arbeit bekommen.
ls schwarzer Italoamerikaner, der zwischen Rom und New York pendelt, hat Carpignano sich mit der Situation vor Ort sehr vertraut gemacht. Schon sein viel beachteter Kurzfilm »A Chjàna« thematisierte jene blutige Migrantenrevolte im kalabresischen Rosarno, die 2010 ganz Italien schockte. Sein Kinodebüt schildert nun die Vorgeschichte dieses Aufstandes. Indem er den Flüchtlingen den Status von handelnden Subjekten gewährt, die ihr Schicksal – zumindest teilweise – in der Hand haben, verweigert der Film den üblichen Betroffenheitsvoyeurismus.
Carpignano erzählt die Geschichte aus der Sicht zweier entgegengesetzter Charaktere: Während Abas angesichts der desolaten Situation den Kopf in den Sand steckt, versucht Ayiva mit Tricks, Ausdauer und Optimismus, das Beste aus seiner Lage zu machen. Ein geklauter MP3-Player verhilft ihm zu einem Geschäft mit einem Kinder-Dealer, worauf es Schritt für Schritt weitergeht. Dank seiner Umsicht gewinnt er während des beschwerlichen Jobs als Erntehelfer das Vertrauen des Orangenplantagen-Besitzers, dessen Vorfahren auch Migranten waren. Eine gewisse Durchlässigkeit zwischen Erster und Dritter Welt zeichnet sich ab. Doch der vage Hoffnungsschimmer wird konterkariert durch eine beiläufig geschilderte Eskalation. Ein harmloses Handgemenge führt allmählich zu einer blutigen Straßenschlacht.
(Quelle: EPD-Film)