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Autonomer 1.Mai in Wuppertal

1. Mai 2014 • 18:00 - 22:00

Nach der DGB-Kundge­bung – bzw. nach dem Naziblo­ckieren in den Nachbar­städten wie z.B. Dortmund, freuen sich wieder alle ganz teuflisch auf den autonomen 1.Mai in Wuppertal. Auch wenn es in den letzten Jahren manchmal reich­lich routi­niert wirkte, was da auf den Straßen der Elber­felder Nordstadt statt­fand, ist nie absehbar, wie das Ganze verläuft. Achtet also auf euch und die anderen, verfolgt die aktuellen Infos über Twitter oder die anderen Kanäle. Am Abend steigt selbst­ver­ständ­lich auch wieder das Schus­ter­platz­fest.

Wir dokumen­tieren hier den im Internet zu findenden Aufruf des Autonomen Zentrums zum 1.Mai

Heraus zum autonomen 1.Mai !

Wir werden dieses Jahr wieder, wie in den letzten Jahrzehnten auch, am 1. Mai autonom auf die Straße gehen. Für uns ist das Datum immer noch untrennbar mit den weltweiten Kämpfen für Emanzi­pa­tion, Gerech­tig­keit und Würde verbunden und genau in diesem Kontext sehen wir unsere kleinen Versuche den Kampf für das gute Leben aufzu­nehmen, in dieser seltsamen Stadt an der Wupper. Übrigens wollen wir uns diesmal erst um 18:00 Uhr treffen, damit die Nazis und Rechtspopulist*innen in Dortmund, Essen und Duisburg möglichst wenig Freude haben. Denn für uns ist und bleibt Antifa­schismus Handar­beit. Die erneute Verschlep­pung des Vohwin­keler Flohmarkt-Prozesses zeigt mal wieder mehr als deutlich, dass wir von Bullen und Justiz nichts erwarten können. Anders­herum wird versucht, antifa­schis­ti­schen Protest wegen Belang­lo­sig­keiten zu krimi­na­li­sieren.

Aber nach den Gegen­ak­ti­vi­täten laden wir euch alle wieder ganz herzlich ein, sich mit uns auf der Straße zu treffen und eine kämpfe­ri­sche 1.Mai Demo zu gestalten. Dass die Bullen ruppig werden, kann schon passieren, aber so sind die Schergen nun mal. Es liegt in der Natur ihrer Aufgabe, Protest, der sich nicht an jede Regel hält, zu nerven, zu schika­nieren und auch zu krimi­na­li­sieren. Aber soll uns das hindern, am 1. Mai auf die Straße zu gehen ?

Wir sagen klar nein ! Es bleibt dabei : Straße frei für den 1.Mai !

Der autonome 1. Mai ist uns in diesem Jahr beson­ders wichtig, denn er ist offizi­eller Start der „AZ bleibt an der Gathe“ – Kampagne. Die Notwen­dig­keit für diese ergibt sich daraus, dass die DITIB-Gemeinde mit Hilfe der Stadt­ver­wal­tung plant, ausge­rechnet auf dem Grund­stück des Autonomen Zentrums eine Moschee zu errichten. Wir werden uns gegen die Überpla­nung und Vertrei­bung des AZ’s von der Gathe wehren. Wir fordern daher die DITIB-Moschee auf, die Planung zu ändern und offen­zu­legen, und sich unver­züg­lich mit dem Architekt*innen-Team des AZ’s in Verbin­dung zu setzen. Das haben wir leider bereits vor einen Jahr an dieser Stelle gefor­dert, aber die DITIB-Moschee und Stadt­ver­wal­tung zeigen sich leider nicht sehr koope­rativ. Das bedeutet für uns, dass wir nun in die Offen­sive gehen müssen und dies machen wir selbst­ver­ständ­lich hochof­fi­ziell am 1. Mai 2014.  Außerdem gibt es auch dieses Jahr wieder ein freudiges Jubiläum : Vor 25 Jahren war der (Häuser-)Kampf um ein Autonomes Zentrum in Wuppertal auf dem Höhepunkt. Mit drei Beset­zungen, unter anderen die der legen­dären Muno Fabrik, wurde viel Aufsehen in Wuppertal aber auch überre­ginal erregt. Diese Ausein­an­der­set­zungen haben einen sehr großen Anteil daran, dass es heute im Tal ein Autonomes Zentrum gibt und daran erinnern wir uns natür­lich sehr gerne !

Naja, wenn wir in den Aufrufen aus den letzten Jahren herum­stö­bern, finden sich schon immer wieder ähnliche Themen, die uns beschäf­tigen. Wir müssen zugeben, dass wir jedes Jahr überlegen, ob wir euch nicht einen alten Aufruf unter­ju­beln sollen. Also, müssen wir festhalten : Wir errei­chen zu wenig ? Kommen einfach nicht voran ?  Gut, es muss vielleicht schon zugegeben werden, dass es schwer ist…

Es gibt viele Rückschläge und es kann manchmal schon gedacht werden : waren wir vor ein paar Jahren nicht vielleicht doch ein kleines bisschen weiter ? Doch dann denken wir an Hamburg in der Nacht und wissen für einen kurzen Moment sind auch die Herrschenden mal aus dem Takt gebracht. Ja klar, in Hamburg waren wir viele, das sind wir nicht immer und unsere Form der Ausein­an­der­set­zung muss sich auch immer an den Möglich­keiten, die wir in den jewei­ligen Situa­tionen haben, orien­tieren, aber wichtiger war das Gefühl, das es bei uns ausge­löst hat. Das sich eine Demo, die so viele wichtige Themen zusammen gebracht hat (“Bleibe­recht für Flücht­linge”, “gegen die Zurich­tung ganzer Stadt­teile auf die Bedürf­nisse der Immobi­li­en­wirt­schaft” und “für den Erhalt unserer Zentren”), sich so engagiert gegen die angrei­fenden Bullen gewehrt hat, daß nachher stunden­lang bis tief in Nacht geschickt und schlau (weil gezielt) in Hamburg randa­liert wurde, das war toll und hat uns Kraft gegeben.

Aber mindes­tens genau so vorwärts treibend ist es, wenn sich in der Wupper­taler Nordstadt an die hundert Leute zum lustvollen Sperr­müll-fleddern treffen und dabei ein rauschendes Fest feiern. Beson­ders schön ist natür­lich, dass Ordnungsamt und Bullen dann blöd gucken. Gefreut hat uns auch der Kampf in Köln gegen Kalles Zwangs­räu­mung. Bis zu dreihun­dert Menschen haben dem Gerichts­voll­zieher und den Bullen durch eine Sitzblo­ckade den Zugang zur Wohnung von Kalle versperrt. Aus takti­schen Gründen mussten die Schergen zunächst auf eine Räumung verzichten, denn sie hätten sehr brutal vorgehen müssen und sich sicher nicht viele Freund*innen in Köln gemacht. Das nächste Mal will es der Gerichts­voll­zieher übrigens am 16. April 2014 versu­chen. Auch wenn er sicher­lich ein großes Bullen­auf­gebot mitschleppen wird, sollten wir alles daran setzen auch den zweiten Versuch der Räumung zu verhin­dern.

Und wo wir gerade bei Zwangs­räu­mungen sind : Am 9. April will der Tengel­mann-Konzern, zu dem auch die Ketten KiK, Obi, Kaisers u.a. gehören, drei Altbau-häuser in der Wissoll­straße in Mülheim räumen und anschlie­ßend abreißen lassen. Auch hier gilt es gemeinsam und massen­haft eine Zwangs­räu­mung zu verhin­dern ! Achtet für beide Termine auf aktuelle Infor­ma­tionen !

Infos Köln : zwangs​rae​u​mung​-verhin​dern​.de
Infos Mülheim : wissoll​stras​se​er​halten​.wordpress​.com

Ganz gut fanden wir auch, dass sich im September wieder viele Wuppertaler*innen dem Naziauf­marsch in Barmen in den Weg gestellt haben. Dadurch, dass die Bullen es sich politisch nicht leisten konnten, den Aufmarsch mal wieder durch­zu­prü­geln, wurden die Nazis diesmal sogar blockiert. Vergessen wollen wir auch nicht, das letzten Sommer auf einmal tausende Leute auch in Wuppertal auf den Straßen waren, um Solida­rität mit den Kämpfen in Istanbul und in der ganzen Türkei auszu­drü­cken. Das hat uns überrascht und gefreut, auch wenn die Leute genau so schnell wieder von den Straßen verschwanden, wie sie aufge­taucht waren. Aber daß sie auch ganz schnell wieder auftau­chen können, hat die Demo wegen des Todes des 15-jährigen Berkin Elvan erst kürzlich gezeigt. Neun Monate lag er im Koma. Berkin wollte nur Brot einkaufen, als ihn während der Kämpfe in Istanbul letzten Sommer, ein Tränen­gas­ge­schoss der Bullen am Kopf traf. Deswegen waren in Wuppertal am 13. März erneut viele hundert Leute auf der Straße !

Ihr Lieben und weniger Lieben, es ist nicht vorbei ! Es wird immer wieder einen Aufbruch, einen neuen Anfang eine Fortset­zung geben ! Also heraus zum autonomen 1. Mai !

Es muss wirklich endlich Schluss sein mit dem getreten und getriezt werden, mit der ständigen Quälerei im All-tag, mit dem einigeln und sich wegdu­cken und dem sich viel zu viel gefallen lassen ! Denn seien wir realis­tisch, uns bleibt nichts anderes übrig, als uns über kurz oder lang zur Wehr zu setzen. Denn vom Still­halten wird es nicht besser ! Egal ob es um unsere Lebens­be­din­gungen oder ums Autonome Zentrum geht (…was natür­lich nicht wirklich vonein­ander getrennt werden kann…)!

Wir müssen mutig und schlau sein, um den Mächtigen und Ausbeuter*innen und ihren Helfers­hel­fern (Bullen, Ordnungsamt,  Jobcenter-Sachbearbeiter*innen…) die Stirn bieten zu können, aber es ist möglich, auch die struk­tu­rellen Verhält­nisse durch­ein­ander zu bringen ! Denn wir sind wichtig ! Weil wir in Deutsch­land auf Hartz IV darben (weil wir zum Beispiel von vornherein im vierglied­rigen Schul­system aussor­tiert wurden), weil wir für ein paar lumpige Kröten auf der Arbeit schwitzen, weil wir die Uni durch-klotzen müssen, nur um dann in Praktika oder in mittel-schlecht bezahlten Jobs zu leiden (übrigens : stress­be­dingte psychi­sche Erkran­kungen nehmen ständig zu). Denn genau deswegen ist dieser scheiß Staat Export­welt­meister, weil der ja immer Weltmeister ist, außer Fußball­welt­meister.

Deswegen hat dieser scheiß Staat mit seiner Indus­trie und seinen Unter­nehmen, Europa eisen­hart in der Hand (jetzt soll auch noch in Frank­reich sowas wie das Hartz-Regime umgesetzt werden). In Italien, Griechen­land und Spanien gibt es eine brutale Absen­kung des Lebens­stan­dards nach der anderen und das hängt eben auch damit zusammen, dass die Lebens­be­din­gungen in Deutsch­land für so viele Menschen beschissen sind und sich weiter verschlech­tern – auch wenn die Lage selbst­ver­ständ­lich nicht so bitter ist wie beispiels­weise in Griechen­land, wo die Säuglings­sterb­lich­keit drama­tisch angestiegen ist und immer mehr Menschen obdachlos werden. Denn Export­welt­meister wirst du nur mit einen ausge­prägten Niedrig­lohn­sektor, die Null muss stehen oder was ?

Dieser scheiß Staat ist ja vielleicht total toll für das Kapital, aber wir haben nur Schere­reien damit, wir sollten uns lieber an den Kämpfen in anderen Regionen Europas und der Welt orien­tieren, die kämpfenden Menschen überall dort warten auf uns !

Also in die Hände gespuckt, wir scheißen auf das Brutto­so­zi­al­pro­dukt (ja, ja, voll 80er und so)!

Ja, wir müssen uns verwei­gern – und den ganzen Mist von Schule, Arbeit, wenig Rente, schlechter Gesund­heits­ver­sor­gung, einsamem Verenden im Alten­knast – nicht mehr mitma­chen. Doch natür­lich leichter gesagt als getan, der Druck sich unter­zu­ordnen und irgendwie mitzu­schwimmen ist hoch und die Perspek­tive jenseits dieser miesen Gesell­schaft ist mehr als schwammig, doch gerade deswegen heißt es : Loslegen !

Um unsere Vorstel­lungen, Ziele und Träume zu konkret zu machen, müssen wir vor allem auch im Alltag ansetzen : Die Ticket­preise für den ÖPNV steigen ständig ? Lasst uns viele (verschie­dene) Umsonst­fahrten organi­sieren– und die Ticket­au­to­maten sind zumin­dest kurzfristig leicht lahmzu­legen. Gegen einen immer stres­si­geren Schul-, Uni- und Arbeits(losen)-Alltag hilft nur, sich und andere davon zu überzeugen, diesen auf die ein oder andere Weise zu stören. Die Möglich­keiten reichen von außer­plan­mä­ßigen Kaffee­pause über organi­siertes Krank­schreiben bis zur massiven Sabotage… Nicht nur Zwangs­räu­mungen können verhin­dert werden : Das ginge auch beim Abklemmen von Gas und Strom. Es gibt bereits viele Alltags­praxen, um sich gegen den ständig gegen­wär­tigen gesell­schaft­li­chen Wahnsinn zu behaupten, einige gehen bereits Contai­nern oder Klauen. Es wäre doch denkbar, das gemeinsam mit vielen, solida­risch und gut organi­siert anzugehen.

Es gibt auch bei uns in Wuppertal immer wieder Ansätze, gemeinsam für das gute Leben zu streiten. Erwähnt seien hier die früher monat­lich statt­fin­denden Kochak­tionen der 4. Woche oder die Hexen­küche mit dem wöchent­li­chen Angebot an leckeren Speisen in der Brunnen­straße auf dem Ölberg. Vor einiger Zeit gab es auch des Öfteren den sogenannten Zahltag vor den Jobcen­tern, bei dem Erwerbs­lose und Unterstützer*innen gemeinsam dafür sorgten, dass die Kohle vom Amt auch fließt und dass sich die Sachbearbeiter*innen zumin­dest an diesem Tag mit ihren Schikanen zurück­halten müssen. All diese Versuche soll-ten wir nicht vergessen, sondern besser neu beleben und uns neue Aktionen und Vorge­hens­weisen ausdenken. Das sollten wir auf jeden Fall kollektiv und solida­risch tun, denn Solida­rität ist eine unserer wichtigsten Waffen ! Also, viel ist möglich und auch nötig ! Lasst uns ernst­hafte Pläne schmieden, heikle Debatten führen und in Aktion treten. Und wenn wir beginnen uns zu wehren, steht ja vielleicht doch, viel schneller als gedacht, die Soziale Revolu­tion vor der Tür und sagt freund­lich hallo !

Wir grüßen die autonomen, (sozial)revolutionären 1. Mai- u. Vorabend Demos in Olden­burg, Hamburg, Berlin, Zürich, Bremen und den Euromayday-Ruhr, Wien, Mailand und Linz. Und natür­lich alle Menschen die sich in Berlin, Dortmund, Duisburg, Essen, Kaisers-lautern, Erfurt und Plauen Nazis und Rechtspopulist*innen entgegen stellen !

Für die soziale Revolu­tion ! Heraus zum autonomen 1. Mai !

 

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Datum:
1. Mai 2014
Zeit:
18:00 - 22:00
Veranstaltungkategorie:

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den hättet ihr gerne.…