Quelle : Njuuz (Njuuz hat diesen Beitrag noch am Samstagmittag gelöscht…)
Für den heutigen Samstag rechnet die Wuppertaler Polizei mit 2.000 rechten Demonstrierenden in Wuppertal, so die Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Schätzt man die Zahl der von außerhalb zu den Pegida- und Hogesa-Aktivitäten Anreisenden auf mindestens 1.800, liegt man bestimmt nicht falsch.
Diesen 1.800, von außerhalb kommenden Menschen, muß eine Frage gestellt werden : “Was wollt ihr hier?”
Wie man hört, wird in Dresden auf die Frage nach dem Sinn der wöchentlichen Pegida-“Spaziergänge” gerne geantwortet “Damit wir hier keine Zustände wie in Wuppertal bekommen!” Was also treibt euch dann in diese Stadt, was bringt euch dann dazu, zu glauben, ihr müsstet hier irgendwen oder irgendwas beschützen – das Abendland, die Kinder, Werte, Häkeldeckchen, Opfermythen oder was auch immer ?
Wuppertal ist eine Stadt, in der es viele Probleme gibt – gewollte und ungewollte Baustellen oder Kürzungen an den falschen Stellen. Sehr häufig auch das Wetter. Was aber sicher kein größeres Problem darstellt, ist das Zusammenleben vieler sehr verschiedener Wuppertaler*innen. Diese Stadt hat schon immer von Wanderungsbewegungen und Zuziehenden gelebt – seit den Zeiten der Frühindustrialisierung, als anderswo noch niemand an Fabriken gedacht hat. Beispielsweise haben katholische Wanderarbeiter der Textilindustrie dafür gesorgt, dass es mitten in Elberfeld das St.Joseph-Klinikum gibt. Zuzug, Erneuerung und Wandel gehören zu uns. Auch jetzt hat Wuppertal einen der höchsten Anteile migrantischer Menschen.
Und wisst ihr was ? Die allermeisten hier finden das geil. Es wird hier nämlich nur selten langweilig. Selbst wenn viele Leute nur über wenig Geld verfügen, hier geht immer was, weil irgendwer irgendwas versucht. Und das Beste daran : Das meiste davon geschieht gemeinsam. Kann es sein, dass ihr in euren verkümmerten Gegenden, in denen ihr immer nur euch selbst begegnet, darauf einfach neidisch seid ?
Wisst ihr, was die größten Demos der letzten Jahre in der Stadt gewesen sind, jedenfalls, bevor ihr eure Absicht verkündetet, hierher zu kommen ? Das waren große antifaschistische Blockaden mit annähernd 7.000 Menschen im Jahr 2011 und auch hier beinahe jeden Montag stattfindende Demos vor zwei Jahren. Doch das waren keine eurer wöchentlich abgehaltenen, weinerlichen « Spaziergänge ». Damals, im Sommer 2012, waren Montag für Montag bis zu zweitausend Wuppertaler*innen türkischer, kurdischer und deutscher Herkunft in kämpferischer Solidarität mit den Istanbuler Gezi-Protesten auf der Straße. So sieht’s hier aus. Zuletzt wurde ebenso entschlossen gegen die Belagerung des freien kurdischen Kobanê durch die IS-Milizen demonstriert. Gemeinsam wurde auch Geld gesammelt für die Flüchtlinge des Krieges in Rojava und Shingal. Was ist dagegen euer Maulheldentum gegenüber pseudoreligiös Verwirrten ?
Apropos Religion und eure diesbezügliche Hysterie : Über die von euch so ernstgenommene « Scharia-Polizei » haben die allermeisten Wuppertaler*innen schon gelacht, als es die « heute-Show » noch gar nicht mitbekommen hatte. Das war kein Ding. Die Jungs in Warnwesten sind auf der Gathe freundlich aber bestimmt aus den Spielhallen geworfen worden. Und so geschieht das hier seit jeher mit aufdringlichen Missionaren – über religiöse Eiferer müsst ihr den Leuten hier ganz bestimmt nichts beibringen. Mit Sektierern kennen sie sich schon lange aus. Wuppertal ist schließlich ein Oberzentrum evangelikaler Kleinstgemeinden. Trotzdem ist die Stadt nicht für überbordende Religiösität bekannt. Die wichtigste Spur hinterließ in diesem Zusammenhang die « Barmer Erklärung » – das Fundament der Bekennenden Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus. Krass, oder ?
Nur selten hat sich das Zusammenleben vieler eigener Menschen mit eigenen Vorstellungen als ernsthaft schwierig herausgestellt. Gäbe es nicht die paar Nazis in der Stadt, fiele einem dazu eigentlich gar nichts ein. Doch die werden seit Jahren von antifaschistischen Menschen beharrlich und erfolgreich bekämpft. Gerade einmal zwanzig Nasen zählte ihre Kundgebung gegen das neue Übergangsheim für Geflüchtete in Vohwinkel zuletzt. Und da waren die sie unterstützenden « Kameraden » aus Dortmund schon mitgezählt. Dem jämmerlichen Trupp standen an zwei Wochenenden jeweils über 200 Vohwinkler*innen gegenüber, die die Flüchtlinge in ihrem Stadtteil gerne aufnehmen wollen.
Das alles lässt uns deshalb nochmal fragen : « Was wollt ihr hier ? »
Darauf kann es eigentlich nur eine Antwort geben : Ihr seid hier, um gegen uns alle zu demonstrieren. Ihr sagt « Islamisierung des Abendlandes » und meint uns. Dass ihr eigens anreist, um uns zu beschimpfen, macht uns ziemlich zornig. Unser unfreundliches « Haut ab ! » ist deshalb bitter ernst gemeint. Ihr seid hier unerwünscht. Trollt euch also möglichst schnell dahin, wo ihr hergekommen seid – nach Dresden, Duisburg oder wahrscheinlich war’s doch eher Haßloch.
Go – Hate yourself !