Die Mörder von Sant’Anna di Stazzema kommen davon

Ausge­rechnet die Staats­an­walt­schaft Stutt­gart hat heute das Ermitt­lungs­ver­fahren gegen acht noch lebende Betei­ligte am Massaker von Sant’Anna di Stazzema (Italien) vom 12.August 1944 einge­stellt. Bei dem Massen­mord, der auf dem Rückzug der Wehrmacht – kurz vor dem Kriegs­ende in Italien – begangen wurde, waren von der Waffen-SS 560 Zivilisten massa­kriert worden. Es waren überwie­gend Frauen und 116 Kinder. Sie wurden in Gehöften und auf dem Kirch­platz zusam­men­ge­trieben, dann wurden Handgra­naten in die Menge geworfen und Männer, Frauen und Kinder wahllos erschossen. Die Häuser des Dorfes wurden nieder­ge­brannt. Nach nur gut drei Stunden war das Dorf ausge­rottet. Das jüngste Opfer war 20 Tage alt.

Die Begrün­dung der Staats­an­walt­schaft Stutt­gart für die Einstel­lung des Ermitt­lungs­ver­fah­rens liest sich wie aus dem Sprach­schatz des Orwell’schen « Wahrheits­mi­nis­te­riums » zusam­men­ge­bas­telt :

« Es könne nicht mit ausrei­chender Sicher­heit belegt werden, dass es sich bei dem Massaker der Panzer­gre­na­dier­di­vi­sion ‘Reichs­führer SS’ um eine befoh­lene Vernich­tungs­ak­tion gegen die Zivil­be­völ­ke­rung gehan­delt » habe, teilte die Staats­an­walt­schaft Stutt­gart mit. Den Ermitt­lungen zufolge bestehe « auch die Möglich­keit, dass der Einsatz dazu dienen sollte, arbeits­fä­hige Männer nach Deutsch­land zu verschleppen und die Erschie­ßung der Zivil­be­völ­ke­rung erst befohlen wurde, als dieses Ziel nicht erreicht werden konnte ». Damit sei es aber nicht möglich, eine Mordan­klage der mutmaß­li­chen Täter mit der « bloßen Teilnahme an dem Einsatz » zu begründen. Jedem einzelnen Angeschul­digten müsse vielmehr seine Betei­li­gung am Massaker indivi­duell nachge­wiesen werden. Was leider nicht gelungen sei.

Frust über das Misslingen einer eventu­ellen zwangs­weisen Rekru­tie­rung von Arbeits­kräften fürs Nazireich ist für die Staats­an­walt­schaft Stutt­gart also hinrei­chend Grund genug für die nachträg­liche Relati­vie­rung von Massen­mord.

Es bleibt auch 2012 dabei : Solange dieses Land seine schwei­ni­schen Verbre­chen ungesühnt und die Täter mit formal­ju­ris­ti­scher Huberei davon­kommen lässt, solange wird es für keinen anstän­digen Menschen einen Weg geben, sich mit Deutsch­land zu arran­gieren.

Von einem italie­ni­schen Gericht wuren folgende zehn Männer 2005 und in einer Revision 2006 in Abwesen­heit der Abschlach­terei für schuldig befunden :
Karl GroplerGeorg RauchGerhard SommerAlfred Schönen­bergLudwig Heinrich Sonntag (inzw. verstorben) - Alfred Mathias ConcinaHorst Richter (inzwi­schen verstorben) Werner BrussHeinrich SchendelLudwig Goering

Niemals vergessen, niemals vergeben !

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3 Replies to “Die Mörder von Sant’Anna di Stazzema kommen davon”

  1. Die entna­zi­fi­zie­rung ist bis heute nicht beendet.

    Der Feind von damals war nie weg.

    Erst wurde vor ein paar Tage gegen mich gerichtet. Die alten Nazi Seilschaften halten fest zusammen.

    Einmal spitzel immer spitzel

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