We’ll rage United !

w2wtal und das so_ko_wpt rufen zur Teilnahme an „We’ll come United” auf. Betei­ligt euch an den vielen Aktionen und Veran­stal­tungen im Rahmen der Aktions­tage in Wuppertal und kommt am 16. September mit nach Berlin zum großen Commu­nity Carnival mit Demo-Parade. Zur Anreise wird ein Bus aus Wuppertal organi­siert. (von Loba)

Auf die Straße gegen deutsche Zustände in Europa !

Der Zeitpunkt für eine antiras­sis­ti­sche Inter­ven­tion in die vor der Bundes­tags­wahl hyper­ven­ti­lie­renden rechten Diskurse ist in vielfa­cher Hinsicht gut gewählt. Es ist das unmit­tel­bare Umfeld einer Wahl, bei der zum ersten Mal seit über fünfzig Jahren wieder eine rechts­ra­di­kale Partei in den Bundestag einzu­ziehen droht und es ist der zweite Jahrestag des von vielen so genannten „Sommers der Migra­tion“. Es ist aber auch die Zeit im Jahr, in dem vor 25 Jahren das damals frisch wieder­ver­ei­nigte Deutsch­land in Rostock-Lichten­hagen seine wider­lichste Seite zeigte, die bis heute die Asylpo­litik und den gesell­schaft­li­chen Umgang mit Migran­tInnen bestimmt. Die Reaktion der Politik auf das Pogrom am „Sonnen­blu­men­haus” war ein frontaler Angriff auf das Asylrecht – ein halbes Jahr danach war das deutsche Asylrecht nur noch Makulatur und das „Dublin-System“ unsere neue Realität, die gleich­wohl am verbrei­teten rassis­ti­schen Hass nichts änderte ; drei Tage nach der Parla­ments­ent­schei­dung zur Grund­ge­setz­än­de­rung am 26. Mai 1993 verbrannten in Solingen fünf Frauen und Mädchen im von Nazis angezün­deten Haus der Familie Genç.

Ein Viertel­jahr­hun­dert ist seither vergangen. Am sehr deutschen Mecha­nismus des gegen­sei­tigen Aufschau­kelns von rechter Hetze und willfäh­riger Politik hat sich so gut wie nichts geändert. Die medialen und politi­schen Diskurse ähneln denen von vor 25 Jahren verrä­te­risch. Reden über den „unkon­trol­lierten Zustrom von Auslän­dern“, oder darüber, daß „große Teile der Bevöl­ke­rung besorgt über den massen­haften Zustrom von Asylbe­wer­bern“ seien und „organi­sierter Menschen­handel betrieben“ werde, stammen nicht etwa aus aktuellen Stellung­nahmen De Maiziéres zur Seenot­ret­tung, eines Seehofer zum September vor zwei Jahren, oder aus dem AfD-Wahlkampf­büro Gaulands. Es sind Zitate von CDU-Politi­kern aus dem Jahr 1992, mit denen die von CDU und SPD verab­schie­dete Asylrechts­än­de­rung vorbe­reitet wurde (der frühere CDU-Minis­ter­prä­si­dent Seite ; der damalige CDU-Innen­mi­nister Seiters ; der Rosto­cker CDU-Bürger­meister Zöllick). Geändert hat sich teilweise ledig­lich der Absender rassis­ti­scher Botschaften. Die AfD nimmt den anderen die Drecks­ar­beit ab. Heute wird sie mit jeder Forde­rung nach endgül­tiger Elimi­nie­rung der Reste des einstigen Asylrechts in Talkshows einge­laden, heute macht sie angegrif­fene und in Not befind­liche Menschen zu TäterInnen. So kann die geltende neoli­be­rale Staats­räson von Leuten wie Merkel aufrecht erhalten werden, die gebietet, öffent­lich ein weniger brutales Gesicht zu zeigen, als es zu uns Geflüch­tete und auf der Flucht befind­liche Menschen Tag für Tag tatsäch­lich erleben : In den ausge­bauten Abschie­be­knästen und den gechar­terten Depor­ta­ti­ons­flie­gern, in den Lagern und Elends­camps Griechen­lands oder Italiens, als Sklaven in den Folter- und Verge­wal­ti­gungs­camps in Libyien oder anderen­falls eben ertrin­kend im Mittel­meer.

Wir geben nicht auf ! No surrender ! We‘ll come and rage United !

Damals wie heute werden Gewalt und Hass einer Minder­heit der Bevöl­ke­rung maßlos verstärkt und instru­men­ta­li­siert um funda­men­tale Rechte einzu­schränken, eine neue entrech­tete Klasse zu schaffen und Menschen in den Tod zu treiben. Im Gegen­satz dazu bleiben die vielen Menschen, die 2015 für kurze Zeit als Reprä­sen­tan­tInnen der „Willkom­mens­kultur“ gefeiert, dann jedoch vielfach als „Gutmen­schen“ diskre­diert wurden, ungehört. Das dröhnende politi­sche Schweigen über die Haltung von Millionen Menschen, die bis heute für und mit Refugees aktiv sind, ist so laut, dass viele der zivil­ge­sell­schaft­li­chen Akteure inzwi­schen verstummt sind ; die fast vollstän­dige Abschot­tung Europas kann so fast ungestört statt­finden. „We’ll come United“ ist der Versuch, dem endlich etwas entgegen zu setzen, das Schweigen zu durch­bre­chen und zu zeigen, dass wir nach wie vor sehr viele sind. Dass wir eben nicht einver­standen sind mit fast tägli­chen neuen Schikanen des Asylrechts, der Krimi­na­li­sie­rung von Seenot­ret­te­rInnen oder Abschie­bungen nach Afgha­ni­stan, Griechen­land, Italien oder sonst­wohin.

Gemeinsam sollen am 16.9. möglichst viele neu hier mit uns Lebende und viele, die sich nach wie vor engagieren, eine Woche vor der Wahl auf die Straße gehen und sich selbst und allen anderen dadurch verge­wis­sern, dass wir nicht kapitu­lieren. Nicht vor einem Wahlzettel, der fast nur flücht­lings­feind­liche Parteien bereit­hält, nicht vor dem geschürten Klima der Angst, nicht vor neuen Kontroll­sys­temen und Überwa­chungen, nicht vor Repres­sion ; schon gar nicht vor rechten Hetzern und Rassis­tinnen. Die Demo-Parade wird eine bunte und vielfäl­tige Verge­wis­se­rung sein, doch wir werden es uns nicht nehmen lassen, bei ihr unseren wachsenden Zorn auszu­drü­cken.

Aktionstage in Wuppertal ab dem 1.9. Rassistische Diskurse durchbrechen !

Zur Vorbe­rei­tung der gemeinsam von mehreren Wupper­taler Initai­tiven und Gruppen organi­sierten Fahrt von Wuppertal nach Berlin am 16. September finden während der „We‘ll come United“-Aktionstage eine ganze Reihe von Veran­stal­tungen statt, die die laufenden rechten Diskurse durch­bre­chen sollen. Unter anderem wird es um die Lage Geflüch­teter in Griechen­land gehen (am 3.9. mit Cars of Hope), um den Zustand der Gesell­schaft, in der die Refugees ankommen (am 5.9. mit Astrid Messer­schmidt), um die Verän­de­rung der Diskurse seit 2015 (mit Regina Wamper am 8.9.), Antizi­ga­nismus (am 12.9. mit einem Referenten des Antifa AK Hagen) oder um die Krimi­na­li­sie­rung der humani­tären Seenot­ret­tung im Mittel­meer (am 14.9. mit Aktivis­tInnen der „Sea-Eye“-Mission). Dazwi­schen finden jeden Tag weitere Diskus­sionen und Aktionen statt. Achtet auf die jewei­ligen Ankün­di­gungen und verbreitet die Termine – das ganze Programm gibt es auf der eigenen Website zu den Aktions­tagen : wcuwpt​.noblogs​.org.

Bei allen Veran­stal­tungen wird für die gemein­same Busan­reise nach Berlin Geld einge­sam­melt. Damit sollen in erster Linie vergüns­tigte Busti­ckets finan­ziert werden, die jenen zur Verfü­gung stehen sollen, die wenig Geld haben. Über eine Spende können somit auch alle die indirekt an der Demo-Parade teilnehmen, die selber nicht nach Berlin fahren können. Zu diesem Zweck haben die Initia­to­rInnen auch eine Online-Spenden­ak­tion gestartet : youca​ring​.com/​w​c​u​wpt

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