Update zu Heiligenhaus : Am Donnerstag den 19.12. kamen die Geflüchteten und einige UnterstützerInnen erneut zusammen, um konkrete Forderungen an die Stadt Heiligenhaus zu formulieren. Diese hatte sich in Person des Bürgermeisters Heinisch zu verbindlichen Gesprächen bereit erklärt, nachdem die BewohnerInnen der alten Schule mit einer Demonstration auf sich und den Tod ihres Freundes Hassan aufmerksam gemacht hatten. Während des ausführlichen Treffens zeigte sich, dass die Geflüchteten einen enormen Zusammenhalt entwickelt haben und sehr darauf bedacht sind, jede im Heim wohnenden Personengruppe an der Formulierung der gemeinsamen Forderungen zu beteiligen. Neben den Bedingungen der Unterbringung in der Schule waren das vor allem auch Punkte, die den Tod und die schnelle, unangekündigte Beerdigung ihres Freundes Hassan betrafen. So wollen sie natürlich wissen, wo er begraben wurde und wie ihnen jetzt noch Gelegenheit gegeben werden soll, sich würdig von ihrem Mitbewohner zu verabschieden.
Am Freitagmorgen wollte sich eine fünfköpfige Gruppe mit VertreterInnen aller ethnischen Gruppen aufmachen, um gegenüber Heinisch folgende vier Hauptforderungen zu artikulieren :
- Wir wollen nicht mehr in der Schule (dem Behelfsheim) leben.
- Wir wollen nicht zurück in die Friedhofallee (das alte, neu geplante Containerlager).
- Jede/r bzw. jede Familie muss ein eigenes Zimmer, eine eigene Duschmöglichkeit und Toilette haben.
- Wir wollen wissen, wo Hassan beerdigt worden ist, und warum der Krankenwagen so spät gekommen ist.
Doch bevor es zu dem Gespräch mit dem Bürgermeister kam, erschütterte ein Vorfall in der Nacht zu Freitag die BewohnerInnen des Heims an der Ludgerusstraße. Gegen vier Uhr morgens wurden zwei Fremde in den Räumen der Schule bemerkt. Nach ihrem Verschwinden fanden sich angeblich Brandbeschleuniger im Objekt. Die Gemeinschaftsküche wurde verwüstet. Die Polizei kam, nahm Spuren auf, konnte jedoch keine Angaben zu den Eindringlingen machen. Zwischenzeitliche Berichte, nach denen es auch bereits gebrannt habe, ließen sich später bei Gesprächen mit den Flüchtlingen nicht verifizieren. Das alles zeigt jedoch, wie unsicher sich die BewohnerInnen in dem Heim fühlen müssen, dessen Türen offen stehen und dessen fehlende Privatsphäre von den BewohnerInnen mit Recht beklagt wird..
Trotz der nächtlichen Aufregung hielten die Geflüchteten jedoch an ihrem Gesprächstermin fest, der dann umso enttäuschender verlief. Bürgermeister Heinisch ging auf die Forderungen hinsichtlich der Wohnbedingungen praktisch nicht ein. Er verwies lediglich auf fehlendes Geld, das es Heiligenhaus unmöglich mache, die Geflohenen in privaten Räumen und Wohnungen unterzubringen. Angesichts von 3,8 Millionen Euro, die der Neubau der Unterkunft an der Friedhofsallee lt. Aussage von Heinisch im Hauptausschuss des Heiligenhauser Stadtrat kosten soll, erscheint das vorgebrachte Argument wie Hohn. Immerhin ließen sich von dieser Summe an die fünfzig Wohnungen zu 500 Euro im Monat für mindestens zehn Jahre bezahlen. Statt einer angemessenen Unterbringung versprach der Bürgermeister der Geflüchteten-Delegation lediglich neue Duschen in der Schule. Eine Maßnahme, die nach Aussagen von Handwerkern, die die Schule nach dem Zwangsumzug im Juli begutachteten, « irrsinnig teuer » werden wird, und auf die die Geflüchteten lieber verzichten würden, wenn sie vernünftige Unterkünfte erhielten. Deshalb äußerten sie auch entschieden, dass sie keine Renovierung brauchen, und dass sie weder weiter in der alten Schule hausen, noch in die Friedhofsallee zurückgehen wollen.
Lediglich bezüglich ihren Fragen nach Hassans Grab kam ihnen die Stadt entgegen. Die letzte Ruhestätte des vor knapp zwei Wochen verstorbenen Freundes, der wohl in Velbert beerdigt wurde, soll ihnen gezeigt werden. Zum verspäteten Eintreffen der Ambulanz, das ursächlich für Hassans Tod gewesen ist, konnte ihnen jedoch auch beim heutigen Gespräch nichts Neues mitgeteilt werden.
Das Gespräch mit dem Bürgermeister war unbefriedigend. Es braucht offensichtlich noch mehr Druck damit die Stadt umlenkt – aus dem Heim an der Ludgerusstraße und von außen.
Auch medialer Druck ist hilfreich : Die WDR Lokalzeit vom 12.12. nach der Demo der Flüchtlinge :
Link : Auch die WAZ berichtet über den Vorfall und das Gespräch mit Heinisch.