Zur Situation in Wuppertal-Elberfeld am 14.März

Für kommenden Samstag haben sich gleich mehrere Gruppen von Untoten in Wuppertal dazu verab­redet, ihren geistigen Müll auf die Straße zu tragen. Neben den Salafisten wollen auch die Reste von Pegida NRW und Hogesa-Gruppen im Tal auflaufen. Die Pegida-Rassisten hoffen dabei auf Unter­stüt­zung durch Lutz Bachmann, ihren Anführer aus dem « Tal der Ahnungs­losen » in Dresden, die Salafisten warten mit einigen ihrer Prediger-Popstars auf und die Hooli­gans und Nazis hoffen wahrschein­lich ganz allge­mein auf eine « dritte Halbzeit », gegen wen auch immer. Mitmi­schen wird – wie stets –  natür­lich auch die Polizei.

Die Innen­stadt wird ziemlich voll sein

Dagegen versam­meln sich Wuppertaler*innen eines breiten Bündnisses unter dem Motto „Gemeinsam für Respekt und Vielfalt gegen Menschen­ver­ach­tung und Intole­ranz” auf dem Elber­felder Kirch­platz um 14 Uhr (12:30 Uhr, siehe Update unten). Pegida NRW beginnt nach letztem Stand eine Stunde später – um 15 Uhr – auf dem Platz vor dem Schau­spiel­haus an der Kluse, die Kundge­bung der Salafisten soll auf dem Willy-Brandt Platz statt­finden (ebenfalls 15 Uhr). Von Hogesa gibt es diverse Aufrufe, sich bereits um 14 Uhr an der Stadt­halle zu treffen. (Siehe Karte)

Wie immer kann sich das alles noch ändern – wir werden versu­chen aktuell hier und bei Twitter unter dem Hashtag #M14wtal über Änderungen zu infor­mieren. Über diese Kanäle werden wir wahrschein­lich auch noch einen eigenen Vortreff­punkt für 13 Uhr bekannt­geben. Heute (Mittwoch, 11.3.) findet nochmals ein großes Bündnis­treffen in der Alten Feuer­wache an der Gathe statt, bei dem das Bündnis über den letzten Stand infor­mieren wird. Eins steht jedoch bereits fest : Die Anreise nach Wuppertal wird sich am Samstag nicht ganz leicht gestalten. Aus und in Richtung Westen (also Vohwinkel, Düssel­dorf, Köln etc.) werden keine Züge fahren. Ab Gruiten ist ein Ersatz­ver­kehr einge­richtet.

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Übersichts­karte Wuppertal-Elber­feld am 14.3.2015

Update 1 (12.März):

Die stets „hellwache” Wupper­taler Polizei hat heute ein Presse­ge­spräch veran­staltet, bei dem laut DPA-Bericht nicht viel mehr bekannt wurde, als dass sie sich „gut aufge­stellt” für den Samstag sieht. Eine optimis­ti­sche Aussage, die durchaus bezwei­felt werden kann, wie auch der Mittei­lung des „Wupper­taler Bündnis gegen Nazis” zu entnehmen ist.

Anschei­nend wurden keine Versuche unter­nommen, die Situa­tion zu entzerren. Und so kommt es u.A. zu einer Kundge­bung der juden­feind­li­chen Salafisten um Sven Lau in weniger als 100 Metern Entfer­nung zur Begeg­nungs­stätte „Alte Synagoge”. Auch die Tatsache, dass gewalt­be­reite Nazihools seit einer Woche eine unange­mel­dete Demons­tra­tion ankün­digen, ohne dass die Wupper­taler Polizei das bereits im Vorfeld zu verhin­dern sucht, macht einiger­maßen fassungslos – speziell nach den Erfah­rungen aus Köln im letzten Herbst.

Die Polizei rechnet inzwi­schen mit etwa 2.000 Teilneh­menden aus dem rechten Spektrum. Das wäre der größte Rassisten- und Naziauf­marsch in der Stadt, solange wir zurück­denken können. Mindes­tens 1.800 davon werden von außer­halb Zugereiste sein, die ihre Paranoia in eine Stadt tragen wollen, die für ein gutes Zusam­men­leben vieler verschie­dener Menschen bekannt ist.

Als Reaktion auf die neuen Infor­ma­tionen hat das Wupper­taler Bündnis am gestrigen Abend zwei Änderungen beschlossen : Die große Gegen­kund­ge­bung auf dem Kirch­platz beginnt schon um 12:30 Uhr, also 90 Minuten früher als ursprüng­lich vorge­sehen, u.a. um die Anrei­se­si­tua­tion am ohnehin fragwür­digen Haupt­bahnhof zu entzerren, und es wurde auch eine zweite Kundge­bung zum Schutz der Alten Synagoge angemeldet. Diese beginnt um 14:30 Uhr.

Update 2 (12.März)

Die Pegida-Route steht scheinbar fest : Bundes­allee, Morianstr, Kipdorf, durch den Kreis­ver­kehr in den Hofkamp, Morianstr, zurück zum Ausgangs­punkt.

Update 3 (13.März)

Substan­ziell ist alles beim Stand von gestern abend geblieben. Es gibt also zur Zeit keine weiteren Ortswechsel, zeitliche Verschie­bungen usw. Es gibt seit gestern aber auch eine Karte, auf der die von der Polizei für den Verkehr gesperrten Bereiche einge­zeichnet sind. Es ist damit zu rechnen, dass an ihren Rändern überall eine größere Polizei­prä­senz sein wird. Das wird aber natür­lich nicht nur dort der Fall sein…

verkehrssperrungen

Auffällig ist, dass die Wupper­taler Polizei infolge einer fehlenden Anmel­dung den kommu­ni­zierten Sammel­punkt der Hooli­gans (an der Histo­ri­schen Stadt­halle) komplett ausge­lassen hat.

Im Hinter­grund beginnen die politi­schen Ebenen bereits im Vorfeld damit, sich abzusi­chern. Nachdem die hellwache Polizei­prä­si­dentin Birgitta Rader­ma­cher bei der gestrigen Presse­kon­fe­renz schonmal vorbaute und von einer „in Deutsch­land einma­ligen Heraus­for­de­rung” sprach, wollte NRW-Innen­mi­nister Jäger gegen­über dem WDR Polizei­ein­satz und  -taktik „im Vorfeld” bewusst nicht kommen­tieren. Dass mit einer solch „einma­ligen Heraus­for­de­rung” auch anders umgegangen werden kann, zeigt sich in Hamburg, wo ein für Sonntag angekün­digtes Treffen der Salafisten unter­sagt worden ist. Auch in Hamburg hatten sich Pegida und Hogesa dazu angemeldet. Birgitta Rader­ma­cher zieht es dagegen vor, die salafis­ti­sche Kundge­bung in Rufweite zur „Alten Synagoge” statt­finden zu lassen.

Eine ganz eigene Inter­pre­ta­tion der Dinge leistet sich dagegen wieder einmal das monopo­lis­ti­sche Lokal­blätt­chen „Westdeut­sche Zeitung”, deren Chefre­dak­teur Lothar Leuschen inmitten der anrei­senden Rassisten und Nazis vor allem ein Problem ausmacht, nämlich, dass sich „im Bündnis gegen Nazis auch gewalt­be­reite Autonome verste­cken” könnten, weshalb auch auf dessen Versamm­lungs­platz (Kirch­platz) eine polizei­liche „Betreuung” angesagt sei.

Übersicht für morgen des Antifa-Café
Übersicht für morgen von „Wupper­bild”
(mit ausf. Verkehrs­infos)

Die EA-Nummer für Samstag : (0202) 45 51 92

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Go - Hate yourself ! Unser Aufruf zum 14.3.

Unser Aufruf zu Gegen­ak­ti­vi­täten am Samstag :

2011

Das Bild entstand während des Naziauf­marschs im Januar 2011

Go – Hate yourself !

Am 14.März in Wuppertal Salafisten und Pegida das Leben schwer machen !

Zwei, die auf verschie­dene Art eigent­lich dabei waren zu schei­tern, kehren auf die politi­sche Bühne der Straße zurück : Am Samstag, den 14.März wollen sowohl Salafisten als auch Pegida in Wuppertal demons­trieren. Die beiden dicho­tomen Geschwister angst- und hasserfüllter Empörung versu­chen offenbar, sich gegen­seitig wach zu küssen.

Antifa­schis­ti­sche Wuppertaler*innen multi­na­tio­naler Herkunft wollen versu­chen, das zu verhin­dern. Gemeinsam mit kurdi­schen und türki­schen Gruppen und Einzel­per­sonen rufen welcome to wuppertal (w2wtal) und das so_ko_wpt zu Gegen­ak­ti­vi­täten auf. Aus Angst­kom­plexen und Menschen­ver­ach­tung genährter Hass darf in Wuppertal keinen Platz haben ! Betei­ligt euch an Gegen­kund­ge­bungen, entwi­ckelt eigene Aktionen, artiku­liert offen euren Wider­spruch !

Go – Hate yourself !

Mit den offen für den Krieg der IS-Milizen werbenden Salafisten und den vor Ressen­ti­ments aufge­la­denen Rassisten und Nazis der Pegida-Truppen versu­chen am nächsten Samstag zwei vom Leben überfor­derte Gruppie­rungen einen Konflikt zu insze­nieren, der in Wirklich­keit nicht existiert. Beide teilen gleiche Feind­bilder, beide wenden sich gegen jede selbst­be­stimmte, plurale und gleich­be­rech­tigte Organi­sa­tion einer freien Gesell­schaft.

In ihrer jewei­ligen Paranoia agieren beide Gruppen am Abgrund des Irrsinns, in den sie möglichst große Teile der Gesell­schaft stürzen wollen, um den herbei­phan­ta­sierten Gefahren, wahlweise durch « Ungläu­bige » oder eine vorgeb­lich « linke, multi­kul­tu­relle Mehrheits­ge­sell­schaft », zu entgehen. In ihrem Bemühen, den beider­seits ersehnten « Clash of Cultures » herbei­zu­führen, bedienen sie sich dabei jeweils der anderen Seite.

Wenn die Insze­nie­rung eines vorgeb­li­chen « kultu­rellen Wider­spruchs » am 14.3. auf Wupper­tals Straßen aufge­führt werden soll, ist es an uns, das Kalkül zur gesell­schaft­li­chen Eskala­tion zu durch­bre­chen. Denn hinter der Lächer­lich­keit der Argumente verbirgt sich hier wie da Menschen­ver­ach­tung und Gewalt. Hinter den wechsel­sei­tigen Opfer­my­then stehen bei Pegida-Rassisten wie Salafisten längst enttarnte aggres­sive Einstel­lungen und brutale Handlungen.

Jeder Übergriff auf Geflüch­tete auf unseren Straßen und jeder Jubel der Fanatiker über anfäng­liche Erfolge der IS-Milizen im Vernich­tungs­krieg gegen das freie kurdi­sche Rojava haben den wahren Charakter der am nächsten Samstag Demons­trie­renden offen­ge­legt. Je deutli­cher der Hass auf andere wurde, desto größer wurden jedoch auch Wider­stand und Wider­spruch. Die Anzie­hungs­kraft der angst- und hasserfüllten Welterklä­rungen ließ zuletzt deutlich nach.

Den Stroh­halm kappen !

Die Fans des « Islami­schen Kalifats » mussten miter­leben, wie der Mythos der unbesieg­baren IS-Milizen vor Kobanê von kurdi­schen Kämpfer*innen wider­legt wurde. Und die diversen « Gidas » wurden mit unzäh­ligen Gegen­kund­ge­bungen in NRW von Tausenden in die Bedeu­tungs­lo­sig­keit demons­triert.

Das Aufein­an­der­treffen am 14.3. erscheint jetzt wie der Stroh­halm, an den zu klammern sich zwei Ertrin­kende verab­redet haben. Machen wir – Antifa­schis­tinnen und Antifa­schisten aus Wuppertal und Freund*innen aus der Umgebung – ihnen einen Strich durch diese Rechnung.

Für eine Welt in der viele Welten Platz haben !
Rassismus tötet ! Refugees welcome ! Berxwedan Jiyan e !

Kommt am 14.3. um 14 Uhr zur Gegen­kund­ge­bung auf den Kirch­platz in Elber­feld oder zum Vortreff­punkt um 13 Uhr (Ort wird noch bekannt­ge­geben ! Achtet auf weitere infor­ma­tionen und Ankün­di­gungen.)

Hashtag bei Twitter : #M14wtal

Aufruf des Bündnisses bei Facebook
Aufruf des Autonomen Zentrums

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