Erklärung des Autonomen Zentrums

Erklä­rung des AZ Wuppertal - an der Gathe – 03.09.2014
(Quelle :
de​.indymedia​.org/​n​o​d​e​/​1​838)

az-erklaerung

Vorneweg :

Wir grüßen und begrüßen die Besetzer*innen und die Beset­zung der Marienstr. 41 ! Verwahr­loste Häuser zu enteignen und umzunutzen ist notwendig. Wir begrüßen und unter­stützen die Idee Sozialer Zentren in Wohnvier­teln und ein Willkom­mens­zen­trum für Flücht­linge. Super von Euch !

Nazis in Wuppertal :

Nach mehrfach geplatzten Anläufen im Wupper­taler Flohmarkt-Prozess, aufgrund dessen zu guter Letzt auch noch mit einem Straf­er­lasses für die sowie so schon nur vier Angeklagten Matthias Drewer, Mike und Michele Dasberg und Rene Heuke zu rechnen ist, war es fast zu erwarten das die Wupper­taler Naziszene nun wieder eine Chance wittert ihre menschen­ver­ach­tende Ideologie zu verbreiten. Es wird von den Wupper­taler Nazis, dem Wupper­taler Kreis­ver­band „Die Rechte“, zu einer Kundge­bung mobili­siert, auf der sie ein „Natio­nales Jugend­zen­trum“ einfor­dern. Dies soll eine wider­liche Provo­ka­tion gegen das ihnen so verhasste Autonome Zentrum sein, da von dort ausge­hend seit Jahren wichtige Inter­ven­tionen gegen die neona­zis­ti­schen Umtriebe initi­iert werden, doch ebenso wird im Nazi-Aufruf gegen alle Wuppertaler*innen musli­mi­schen Glaubens und auch gegen die zahlrei­chen Jugend­li­chen gehetzt, die ihre Freizeit in Jugend­zen­tren verbringen. Es trifft uns also ALLE !

Doch dies werden wir wieder einmal nicht zulassen !

Der 18.10.2014 wird ab 15.00 Uhr ein Tag im Zeichen autonomer Freiräume und somit ein Tag konse­quent gegen die Nazis und für den Erhalt des Autonomen Zentrums an der Gathe​.In diesem Sinne wollen wir mit vielen Menschen, aus dem Tal und darüber hinaus, antifa­schis­tisch agieren und ein starkes Zeichen für den nötigen Erhalt des Autonomen Zentrums an der Gathe setzen. Auch wenn wir es eigent­lich anders geplant hatten, wurde schon immer vom AZ aus massiv gegen die Nazi-Umtriebe in Wuppertal mobili­siert, agiert und inter­ve­niert und so werden wir es natür­lich auch diesmal halten, das war und ist Teil unserer Politik.

Die Nazis planen ihre Kundge­bung ebenfalls um 15.00 Uhr, der Ort ist noch nicht bekannt. Also lasst uns den antifa­schis­ti­schen Selbst­schutz organi­sieren und wer von außer­halb kommt, sollte in Gruppen anreisen. Weitere Infor­ma­tionen werden wir zeitnah veröf­fent­li­chen.

AZ bleibt an der Gathe

Mit Sorge verfolgen wir die in der WZ geführten Debatten um den Verbleib des Autonomen Zentrums, den geplanten Moschee-Neubau der DITIB und den allge­meinen Zustand der Gathe, welche sich, in eine zutiefst rassis­ti­sche, antimus­li­mi­sche Richtung bewegt, nicht zuletzt auch durch hetze­ri­sche Rechtspopulist*innen wie z. B. Pro NRW und der AfD unter­stützt. Damit werden wir uns nicht gemein machen ! Ebenso verwehren wir uns gegen Applaus und Zustim­mung für ein AZ an der Gathe, die mit rassis­ti­schen Begrün­dungen unter­füt­tert sind und den legitimen Wunsch nach einem musli­mi­schen Gottes­haus diskre­di­tieren. Rassis­ti­schen Müll gilt es niemals zu tolerieren, sondern immer zu bekämpfen !

Wir lieben die Nordstadt gerade auf Grund der vielen unter­schied­li­chen Menschen mit denen wir das Viertel gemeinsam beleben und mit denen wir ein besseres Leben für ALLE erkämpfen wollen. Dinge wie z. B. Herkunft, Religion, Geschlecht, sexuelle Orien­tie­rung, Behin­de­rung etc. sind uns im direkten Zusam­men­leben in dem Sinne vollkommen egal, als dass wir uns nicht anhand dieser Katego­rien in „normal - nicht normal“ „gut - böse“ aufteilen lassen wollen und das wünschen wir uns auch für den Rest der Welt.

Wir wollen hier, in der Nordstadt, Teil eines dringend notwen­diges Kampfes gegen Nazis, Rechts­po­pu­lismus, allge­mein die rassis­ti­schen Zustände in Deutsch­land und Europa sein, gegen die immer mehr um sich greifende Armut, Ausbeu­tung, Unter­drü­ckung jegli­cher Art aufbe­gehren und kämpfen für Freiräume, leben­dige Viertel, offene Gesell­schaften und eine Welt in der viele Welten Platz haben.

Der offizi­elle Politik der DITIB und ihrer Nähe zu Erdogan und dem türki­schen Staat, stehen wir u.a. vor dem Hinter­grund der oben genannten offenen Lebens-Vorstel­lungen sehr kritisch gegen­über, wissen aber auch, dass die Besucher*innen der DITIB-Moschee genauso wie die Besucher*innen anderer Gottes­häuser - übrigens auch von Autonomen Zentren - sehr unter­schied­lich sind. Wir sind der Meinung, dass Menschen, die aus welchem Grund auch immer, für sich ein Gottes­haus für nötig halten, auch Zugang zu solchen haben sollten. Die Aussage der Wupper­taler Stadt­spre­cherin, ein OFFENES Autonomes Zentrum sei neben einem OFFENEN „Islami­sches Zentrum“ nicht möglich, können wir nicht nachvoll­ziehen. Gesprächs­an­ge­bote unserer­seits, wie ein solches Mitein­ander konkret verwirk­licht werden könnte, wurden leider immer wieder von Stadt- und Gemein­de­spre­chern nicht ernst genommen ! Weiterhin möchten wir klarstellen, das die in der WZ veröf­fent­lichte Behaup­tung uns wären konkrete andere Räume angeboten worden, schlichtweg falsch ist ! Argumente, die das Platz­pro­blem auf der Gathe anspre­chen sind uns auch schlei­er­haft, das Gelände ist groß und hätte für alle Inter­essen genug Platz.

Ein „Islami­sches Zentrum“ soll nach Vorstel­lung des Vorstands der DITIB-Gemeinde Elber­feld neben der Moschee auf dem Gelände entstehen. Unserer Auffas­sung nach ist jedoch fehlende soziale Infra­struktur, wie z. B. Alten­pflege, Kinder­be­treu­ungen, Lernan­ge­bote usw., insbe­son­dere Angebote, die der Tatsache von Migra­ti­ons­ge­sell­schaft und Vielspra­chig­keit Rechnung tragen, eine gesell­schaft­liche Aufgaben, die nicht mit dem Totschlag­ar­gu­ment der leeren Kassen in private oder religiöse Hände (egal ob evange­lisch, katho­lisch, musli­misch, kommer­ziell.…) abgegeben werden darf. Hierüber gilt es sich gemeinsam ausein­an­der­zu­setzen. „Pregun­tando caminamos“

Die Stadt hofft zudem, über eine schicke neue Moschee, mit u.a. angeglie­derten Geschäften, die Gathe aus ihrer Sicht „aufmotzen“ oder „verschö­nern“ zu können. Das hat aus unserer Sicht wenig mit religiösen Gefühlen, Toleranz oder sogenannter Integra­tion zu tun. Hierzu bleibt uns nur zu sagen : Was als schön und lebens­wert empfunden wird kann sehr unter­schied­lich sein.

Also am 18.10.2014 alle raus auf die Straße !
Gegen das wider­liche Nazipack, gegen Ausbeu­tung,

Gegen Armut und Unter­drü­ckung und für autonome Freiräume, soziale Zentren und ein besseres Leben für ALLE ! AZ bleibt an der Gathe !

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I Love Nordstadt – Solidarisches Nachbarschaftsfest

Am Samstag, den 30.August laden verschie­dene Initia­tiven alle Nachbar*innen aus der Elber­felder Nordstadt zu einem kleinen Fest und einer Wupper­taler Filmpre­miere unter freiem Himmel auf den Schus­ter­platz ein. Als Wuppertaler*innen haben wir auch einen Schlecht­wet­ter­plan : Zumin­dest die Wupper­taler Erstauf­füh­rung von « My Heart will go on » wird bei Regen ins Stil Bruch am Otto-Böhne Platz verlegt. Das Fest beginnt um 16:00 Uhr, der Film wird gegen 20:30 Uhr gezeigt.

« I Love Nordstadt»-Fest auf dem Schus­ter­platz

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Fest und Open-Air-Kino sind Teil der « I Love Nordstadt»-Kampagne, mit der für den Erhalt des Autonomen Zentrums an der Gathe geworben werden soll. Der Ort des Nachbar­schafts­festes ist bewusst gewählt : Der Ölberg reprä­sen­tiert noch immer das Motto der Kampagne : « nachbar­schaft­lich, solida­risch und kämpfe­risch ». Zuletzt machte der Verzicht auf eine Luxus­sa­nie­rung in der Ekkehard­straße Schlag­zeilen, nachdem Mieter*innen sich zu Gegen­wehr entschlossen hatten und dabei viel Unter­stüt­zung aus der Nachbar­schaft erhielten. Am Samstag werden einige Mieter*innen aus der Ekkehard­straße dabei sein, um nochmal von den Mieter*innen-Treffen zu berichten.

Die Geschichte um die zunächst verhin­derte Verdrän­gung langjäh­riger Mieter*innen erzählt aber auch davon, dass auch ein Viertel wie der Elber­felder Ölberg Trans­for­ma­tionen erlebt, die die Lebens­qua­lität der Bewohner*innen stark verän­dern und beein­träch­tigen. Nicht alles läuft gut in der Nordstadt : Neben steigenden Mieten erlebt die Nordstadt seit Jahren auch einen Struk­tur­wandel. Schon lange kann zum Beispiel in der Marien­straße kaum noch einge­kauft werden und kranke und ältere Ölberger*innen müssen für ein Medika­ment jedes Mal « ins Tal », nachdem die letzte Apotheke zumachte. Auch immer mehr Eckkneipen und Cafés schließen, die als Ort des Austauschs und der Teilhabe wichtig sind. Ohne sie ist es viel schwie­riger, nachbar­schaft­liche Solida­rität zu organi­sieren.

Das Bedürfnis nach Austausch und Teilhabe ist bei vielen groß : Das zeigen die Aktivi­täten auf den beiden Plätzen des Quartiers – z.B. Termine wie die « Hexen­küche » des Autonomen Zentrums (donners­tags ab 17:00 Uhr auf dem Otto-Böhne Platz) oder dem « Sperr­müll­fest », mit dem bei jedem Sperr­müll­termin (das nächste Mal am 10.September) der freie Gratis-Tausch von Einrich­tungen und Geräten vor dem Zugriff des kommu­nalen Ordnungs­dienstes geschützt werden soll. Mit unserem Nachbar­schafts­fest wollen wir deshalb auch nochmal auf einen der zentralen Plätze auf dem Ölberg gehen, bevor es dafür wieder zu kalt und der Bedarf nach einem echten Nachbar­schaftsort wieder offen­sicht­lich wird.

Ab 16:00 Uhr werden Musik, Jonglage, Kinder­schminken und gemein­sames Kochen und Essen mit der AZ-Volxküche den Rahmen für Beiträge bieten, in denen sich Initia­tiven und Nachbar*innen zu ihrem Viertel und ihrer Vorstel­lung von Solida­rität äußern.

Open-Air-Kino am Abend : « My Heart will go on »

film

Solida­rität ist auch das zentrale Thema der Wupper­taler Filmpre­miere am Abend (Beginn des Films : etwa 20:30 Uhr). Die das Schus­ter­platz­fest mitor­ga­ni­sie­rende neu gegrün­dete Initia­tive « w2wtal » (Welcome to Wuppertal), die konkrete Solida­rität für Geflüch­tete in Wuppertal organi­sieren will, zeigt in Zusam­men­ar­beit mit « The VOICE Refugee-Forum » den Theater­film « My Heart will go on » des in Wuppertal lebenden Filme­ma­chers Mamam Salissou Oumarou, der auf dem Schus­ter­platz persön­lich anwesend sein und etwas über den Film erzählen wird.

Maman Salissou Oumarou hat für seinen abend­fül­lenden Film im Jahr 2012 ein äusserst erfolg­reiches Theater­pro­jekt des Theater­hauses Jena und der Flücht­lings­selbst­or­ga­ni­sa­tion « The VOICE » gefilmt : « My Heart will Go on ». Das große Recher­che­pro­jekt von Claudia Grehn und Moritz Schöne­cker war eine Unter­neh­mung mit neun Geflüch­teten, vier Theater­haus-Schau­spie­lern, zwei Musikern und einem gewal­tigen Team, das die Anwesen­heit der Spieler auf der Bühne trotz Residenz­pflicht überhaupt erst möglich machte.

Das colla­gen­ar­tige Stück erzählt von einer « Willkom­mens­kultur », die für Geflüch­tete aus einem « kafka­esken Absur­di­stan » zu kommen scheint und von ihrem Alltag im Lager zwischen Schikanen des Hausmeis­ters, selbst­ver­liebten Auftritten von Politi­kern, Momenten der Freude und der Zunei­gung und einer ständig über allem schwe­benden Abschie­bung. « My Heart will go on » hatte großen Erfolg beim Publikum und der Kritik. Das Stück rückte die Flücht­lings-Proble­matik zumin­dest in Jena eine Zeitlang in den Mittel­punkt des allge­meinen Inter­esses. Es zeigt auch, wie wichtig ein leben­diges, in der Wirklich­keit veran­kertes Theater für eine Stadt sein kann, das « die direkte Verbin­dung von Hochkultur mit Sozio­kultur nicht scheut » («Nacht­kritik»)

Ab 20:00 Uhr wird es eine Einfüh­rung zum Film geben, die Projek­tion startet nach Einbruch der Dunke­heit gegen 20:30 Uhr. Die Nachbar*innen, die zum Film kommen wollen, bitten wir, Stühle oder Sitzge­le­gen­heiten mitzu­bringen !

Trailer zum Stück und zum Film gibt es hier.

Am Schus­ter­platz­fest betei­ligte Gruppen und Initia­tiven :
so_ko_wpt, Autonomes Zentrum, Eisbre­cher Wuppertal, The VOICE, w2wtal

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