Eine Schlacht im Sitzen

Weltkriegs­ver­lierer 2.0” - ein Video des Medien­pro­jekts Wuppertal

Am vergan­genen Samstag hatte die Partei « Die Rechte », die aus verschie­denen teilweise inzwi­schen verbo­tenen, NS-Kamerad­schaften hervor­ge­gangen ist, mit aufge­bla­senen Backen zur « Schlacht von Wuppertal » aufge­rufen. Die Schlacht der Nazis fand letzt­lich im Sitzen statt, weil Blockaden von Antifa­schis­tInnen in der Barmer Innen­stadt die Durch­füh­rung des Marsches auf der geplanten Route  verhin­derten, wogegen der von Chris­tian Worch angeführte seltsame Haufen, zu dem auch der Nazi-Rapper Makss Damage gehörte, an der Werther Brücke mit einem Sitzstreik demons­trierte.

Der bemer­kens­wert desolate Aufzug des Nazi-Panop­ti­kums, der entgegen eigener Ankün­di­gungen statt aus 300 aus maximal 150 Teilneh­menden bestand, wurde während des gesamten Tages von 1.000 Polizis­tInnen, einem Hubschrauber und zwei Wasser­wer­fern beschützt, sodass es keine Gelegen­heit gab, den vollmun­digen Spruch Worchs, sich mit « seinen 170 Mann » gegen die « 2.000 oder 3.000 » Gegen­de­mons­tran­tInnen durch­zu­setzen, auf ihren Reali­täts­ge­halt zu überprüfen. (Die Aussage Worchs ist im Video des Medien­pro­jektes zu besich­tigen.) Angesichts der gut koordi­nierten und gut vernetzten Gegen­ak­tionen der Antifa­schis­tInnen auf den Straßen Barmens wäre das ein spannender Reali­täts­test geworden. Immerhin gestal­tete sich schon die Anreise der « Kameraden » schwie­riger als gedacht, weil das Eintreffen der Züge mit einer Blockade des Bahnsteigs des Anrei­se­bahn­hofs merklich verzö­gert worden war. Beim Auflösen dieser Blockade kam es auch zum gewohnt unver­hält­nis­mä­ßigen Polizei­ein­satz, während sich die Polizei­truppen im weiteren Verlauf des Tages diesmal eher zurück­hielten.

Gegen 18:00 Uhr war die « Schlacht von Wuppertal » vorbei, nachdem die Nazis am Ausgangs­punkt ihrer Route, am Barmer Bahnhof, wieder in ihre Züge gestiegen waren.

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Der Tag kann für den antifa­schis­ti­schen Wider­stand in Wuppertal als Erfolg gewertet werden, vor allem vor dem Hinter­grund der Spaltung antifa­schis­ti­scher Kräfte nur eine Woche vor dem angekün­digten Demo-Termin der Nazis. Nachdem das durch die Stadt Wuppertal und Oberbür­ger­meister Peter Jung (CDU) getra­gene « Netzwerk für Demokratie und Toleranz » ohne weitere Angabe von Gründen das bewährte « Bündnis gegen Nazis » bei der Verle­gung der Gegen­kund­ge­bung in die Nähe des geplanten Naziauf­mar­sches allein gelassen hatte, und statt­dessen weit entfernt in Elber­feld selber eine Kundge­bung durch­führte, war eine erfolg­reiche Mobili­sie­rung in die Barmer Innen­stadt nicht selbst­ver­ständ­lich. Dass letzt­lich bei der Rede des Oberbür­ger­meis­ters in Elber­feld ledig­lich an die 100 Menschen zuhörten, während sich in Barmen eine vierstel­lige Anzahl Menschen der Rechten in den Weg stellen wollte, kann deshalb kaum hoch genug einge­schätzt werden.

Es darf gehofft werden, dass sich das « Bündnis gegen Nazis », das sich zum seiner­zei­tigen Naziauf­marsch im Januar 2011 zusam­men­fand, seiner Stärke bewusst ist und für künftige Mobili­sie­rungen und Aktionen aus den Erfah­rungen die richtigen Konse­quenzen zieht.

Ein weiteres Video des „desolaten Aufzugs des Nazi-Panop­ti­kums”:

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