Am Sonntag ist im Übergangsheim für Geflüchtete in der Nachbarstadt Heiligenhaus ein Mann verstorben, nachdem laut Aussage der BewohnerInnen mehrere Notrufe ungehört blieben. Der Mann, dessen Alter mit « Mitte vierzig » angegeben wird, stammte aus Ghana, lebte bereits seit vielen Jahren in Heiligenhaus und litt an Diabetes. Am Sonntag kollabierte er, es kam zu mehreren Notrufen bei der Feuerwehr durch andere BewohnerInnen der Notunterkunft. Die BewohnerInnen sagen, trotz der Anrufe seien zwei Stunden lang weder die Polizei noch eine Ambulanz zur alten Schule gekommen, in der die Flüchtlinge aufgrund der gefährlichen Baumängel ihrer alten Barracke seit Juli 2013 untergebracht sind.
Schließlich ist der Mann verstorben. Anrufprotokolle, die nachweisen, dass mehrfach der Notruf betätigt wurde, wurden inzwischen gesichert.
Es stellen sich viele Fragen, vor allem natürlich jene nach den Gründen für die anscheinend ausgebliebene Hilfe. Handelten Menschen in der Leitstelle nach eigenem Gutdünken oder existieren Anweisungen, nicht zur Unterkunft zu fahren, solange keine Kostenübernahme vorliegt ? Eine solche ließe sich an einem Sonntagabend nur schwerlich auftreiben. Aber auch Fragen nach den unerträglichen Zuständen im alten Schulgebäude – es gibt beispielsweise für über siebzig BewohnerInnen nur eine Dusche – stellen sich erneut.
Die Geflüchteten haben spätestens seit dem Todesfall in ihren Reihen die Geduld verloren. Bereits am Sonntag kam es zu einer Spontandemonstration. Und nachdem am heutigen Morgen von der Stadt Heiligenhaus keine weiteren Informationen zu den Umständen des Todes zu erhalten waren, zogen rund dreißig von ihnen zum Rathaus. Nach einer Weile gingen sie hinein und führten im Ratssaal ein Gespräch mit dem Kämmerer der Stadt Heiligenhaus, Michael Beck. Dieser ließ sich jedoch nur auf unverbindliche « Überprüfungszusagen » ein, die die Umstände der Unterbringung betreffen. Bezüglich des Todesfalls sprach er davon, dass bereits « Ermittlungen eingeleitet » worden seien. Was seine Forderung, nur mit einem einzelnen Verhandlungspartner zu sprechen, bedeutet, wurde dann beim Verlassen des Rathauses deutlich : Jener Geflüchtete, der im Ratssaal am häufigsten das Wort ergriffen hatte, wurde umgehend von der Polizei kontrolliert…
Die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen wird die Geflüchteten in Heiligenhaus weiter unterstützen. Wir informieren über neue Erkenntnisse und Protestaktionen.