Freitag, 16.Mai, ab 19 Uhr
Karawane-Laden in der Marienstraße, Wuppertal-Elberfeld (Ölberg)
1992 : Das Land ist noch immer besoffen von sich selbst. Berauscht vom Sieg des Westens. Benommen von der Wiedervereinigung. Bedröhnt vom Gefühl, es wachse zusammen, was zusammen gehört.
Viele hatten gewarnt vor dem, was da zusammenwuchs. Im diesem Jahr tritt das neue alte Monster ans Licht. Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln. BürgerInnenmob gegen MigrantInnen und « Ausländer ». Tote, Verletzte, Evakuierte, ein „national befreites” Hoyerswerda. Die Reaktion der Politik ist so prompt wie brutal : Mit den Stimmen der SPD kommt es bereits im Mai 1993 zu einer Grundgesetzänderung : Das Asylrecht wird faktisch abgeschafft. Am TagX kommt es in Bonn zu einem letzten verzweifelten und vergeblichen Aufbäumen, sogar mit Tretbooten wird versucht, das Regierungsviertel zu erreichen (siehe damaliges Pressefoto). Seither regiert das « Dublin»-Regime, seither ist es kaum mehr möglich, in Deutschland Asyl zu beantragen. Wenig später brannte in Solingen das Haus in der Unteren Wernerstraße. Angezündet von Nazis. Fünf Menschen wurden dabei getötet. Zur Gedenkdemo zum zwanzigsten Jahrestages kamen im letzten Jahr immerhin zweieinhalb tausend Menschen.
Wie berechtigt die Warnungen vor dem zusammenwachsenden Monster waren, haben 21 Jahre seitdem bewiesen : Ablehnung der Doppelstaatlichkeit, tote Asylsuchende, eine Nazi-Mördertruppe, die unbehelligt MigrantInnen tötet und mit Bomben verletzt, ein stetiger deutscher Druck zur Verschärfung des europäischen Grenzregimes mit unübersehbaren Folgen für die südlichen EU-Länder und mit tausenden ertrunkenen Menschen im Mittelmeer und unzähligen Getöteten an den Landgrenzen der EU. Nächtliche Deportationen sind an der Tagesordnung und hungerstreikenden Flüchtlingen werden nachts die wärmenden Decken weggenommen.
Und sie machen einfach immer noch weiter : Verschärfungen der Bedingungen für Geflüchtete stehen weiter auf der Tagesordnung der Regierung. Gerade erst wurde in Berlin ein Referentenentwurf vorgelegt, der den rechtlichen Rahmen dafür schaffen soll, Geflüchtete zukünftig jederzeit in Haft nehmen zu können. Nachdem mit der erneuten Verschärfung von « Dublin II » zu « Dublin III » ein Untertauchen für viele die einzige Option geworden ist, soll mit dem neuen Gesetz vorgebeugt werden. Unterdessen nehmen Anschläge und Übergriffe auf Unterkünfte von Geflüchteten wieder zu. Nazis und Politik agieren noch immer Hand in Hand.
Das so_ko_wpt und die Karawane Wuppertal wollen mit dieser Veranstaltung am 16.Mai einerseits auf jene Zeit der Jahre 1992/93 zurückschauen, als das Monster für alle sichtbar wurde, andererseits aber auch über die aktuellen Entwicklungen informieren und sprechen. Dazu wird – wie jeden dritten Freitag eines Monats – ein abendfüllender Film mit Vorfilm gezeigt. Der Entritt ist frei, für gewöhnlich gibt es zu den Kinoabenden im Karawane-Laden auch etwas zu essen. Beginn ist diesmal ausnahmsweise schon um 19 Uhr (Film nach 20 Uhr).