Nach dem Auftakt des 129a/b-Prozesses gegen unsere Freundin Latife am 18.6., bei dem die Staatsanwaltschaft Teile der Anklage vortrug, stand am Donnerstag, den 25.6. – am zweiten Prozesstag im OLG Düsseldorf – ein Antrag der Verteidigung und Latifes im Mittelpunkt, das Verfahren einzustellen. In der Begründung zum Antrag konzentrierte sich RA Meister auf formale Mängel der Anklageschrift, während Latife eine sehr persönliche Erklärung zu den gegen sie gerichteten Vorwürfen abgab.
Einen umfangreichen Artikel zum zweiten Prozesstag mit einer ausführlichen Schilderung der persönlichen Erklärung unserer Mitstreiterin haben die „Freunde und Freundinnen Latifes” auf ihrer Seite zum 129-Prozess veröffentlicht. Hier findet sich auch ihr Bericht zum dritten Verhandlungstag, der für den Folgetag angesetzt war, bevor der Prozess nun pausiert.
Nachdem der Staatsanwalt erwartungsgemäß den Antrag auf Einstellung des Verfahrens zurückgewiesen hatte, begann an diesem Tag die Phase der „Beweisaufnahme” im OLG Düsseldorf. Die am Freitag vorgelegten „Beweise” bestanden aus skurrilem Videomaterial, das hauptsächlich einen Laienchor zeigt, der während einer Trauerfeier türkische Kampf- und Liebeslieder singt. Die Strategie der Generalstaatsanwaltschaft erscheint Latifes „Freunden und Freundinnen” offensichtlich : „Die Indizien, mit denen Latife angebliche Sympathien für eine in der Türkei aktive und in Deutschland als “Terrorgruppe” eingestufte Partei nachgewiesen werden sollen, sollen eigentlich nur die Voraussetzung dafür schaffen, weniger über ihre tatsächliche Arbeit in Deutschland und mehr über die Aktionen der DHKP-C zu reden. Mit dieser Strategie scheint der Staatsanwalt Leichen auftürmen zu wollen, hinter denen konkrete Vorwürfe der Anklage, wie beispielsweise die (Mit-) Organisation der antifaschistischen Demo zum 20.Jahrestag des Solinger Brandanschlags verschwinden sollen.”
Weiter beschäftigen sich die Autor*innen in ihrem Artikel mit grundsätzlichen Schwierigkeiten eines Verfahrens, wie es derzeit gegen Latife geführt wird. „Während die einen Latife verurteilen wollen, indem sie Taten ganz anderer anklagen, gibt es andererseits den nachvollziehbaren Impuls, den Prozess um die politische Betätigung Latifes in Wuppertal zu einem Tribunal über eine mörderische Türkei zu machen. Das aber kann den [eigentlichen] Skandal der Anklage gegen Latife auch unkenntlich machen.”
Zum Verfahren gegen Latife wird es am Dienstag, den 14.7. um 19:00 Uhr im Café Stil-Bruch auf dem Wuppertal-Elberfelder Ölberg eine Solidaritäts- und Infoveranstaltung geben, zu der auch Latife und ihr Anwalt, RA Roland Meister, ihr Kommen zugesagt haben.
Wir weisen auf die Veranstaltung nochmals gesondert hin.