Film « Lumumba » zum Einzug

Die Wupper­taler Gruppe der « Karawane für die Rechte der Flücht­linge und Migran­tInnen », die über das Tal hinaus bedeu­tende selbst­or­ga­ni­sierte Flücht­lings­ar­beit macht, ist aus dem Autonomen Zentrum in der Marko­man­nen­straße ausge­zogen. Ihr neues Büro befindet sich nun im Herz des Oelbergs – in der Marien­straße 52 (Laden­lokal « Nordlicht»). Zum Einzug und zum Start einer kleinen Filmreihe im neuen Büro, zeigt die « Karawane » am Freitag, den 18.01. um 20 Uhr den Film « Lumumba » (Kongo/2000) von Raoul Peck.

Die « Karawane » hatte jahre­lang ihr Büro und ihren Anlauf­punkt für wöchent­liche Treffen (immer montags um 19 Uhr) im « AZ » in der Marko­man­nen­straße. Nun sind die Räume im « Autonomen Zentrum » für die Flücht­lings­ar­beit, die bei der « Karawane » in Selbst­or­ga­ni­sa­tion der Flücht­linge gemacht wird, nicht länger ausrei­chend. Nach längeren Diskus­sionen stand nun ein Umzug auf die « andere Seite des Berges », den Oelberg an. In der Marien­straße 52 – dem als « Nordlicht » bereits bekannten Laden­lokal – sieht die « Karawane » bessere Möglich­keiten für umfeld­ori­en­tierte politi­sche Arbeit.

Was sich für den Zusam­men­halt und die schnelle gemein­same Reakti­ons­fä­hig­keit der linken Szene im Tal und für das bald vierzig­jäh­rige « AZ » als Experi­ment mit ungewissem Ausgang heraus­stellen könnte (fehlt es dem « AZ » aktuell doch ohnehin manchmal an konkreter politi­scher Anbin­dung zum Quartier) könnte sich für die « Karawane » und den Oelberg tatsäch­lich zum richtigen Schritt entwi­ckeln. Die Pläne der « Karawane », ihre politi­sche Arbeit etwas aus den Büros und Palaver­zim­mern heraus- und in das tägliche Erleben eines Quartiers hinein­zu­tragen, sind angesichts der politi­schen Gesamt­si­tua­tion konse­quent. Neben den montäg­li­chen Treffen sind im neuen Büro auch regel­mä­ßige andere Veran­stal­tungen, Cafes, oder Kultur­events – wie die am Freitag anlau­fende Filmreihe – geplant.

In der Struktur des « AZ » hinter­lässt der Umzug der « Karawane » zunächst eine auch politi­sche Leerstelle. Ist doch das europäi­sche Grenz­re­gime und der Umgang mit Flücht­lingen in der BRD ein konkreter und prakti­scher Kern ansonsten oft eher theorie­las­tiger radikal-linker Politik. Es bleibt zu hoffen, dass die größere Distanz auch zukünftig noch jene « Kurzschlüsse » erlaubt, wie sie « über den Flur » jeder­zeit leicht herzu­stellen gewesen sind.

Zum Film : Patrice Émery Lumumba wurde heute vor 52 Jahren ermordet. Am 17.Januar 1961 endete mit seiner Ermor­dung ein sehr kurzes Kapital afrika­ni­schen Selbst­be­wusst­seins im Kongo.

« Der Film « Lumumba” beschäf­tigt sich nicht mit einem veral­teten, lokalen Ereignis. Es ist vielmehr die Geschichte einer Tragödie, die nie endet, die wider­hallt in allen bekannten Tragö­dien in Afrika und Europa, von Ruanda bis Jugosla­wien. Dieser Film ist weder Heili­gen­ver­eh­rung noch Chronik, er sucht vielmehr eine moderne Annähe­rung an einen histo­ri­schen Helden, unter Einbezug der roman­ti­schen und politi­schen, der privaten und der öffent­li­chen, der indivi­du­ellen Geschichte und der Geschichte von uns allen. » Raoul Peck

Seit Lumumba tot ist, hört er auf, eine Person zu sein. Er wird zu ganz Afrika.“
Jean-Paul Sartre

« Lumumba » (Kongo/2000) Regie : Raoul Peck
Freitag, 18.01.2013, « Karawane»-Büro Marien­straße 52, Wuppertal-Elber­feld, 20 Uhr

Alexander Kluges TV-Kanal « DCTP » hat zum damaligen Start des Films ein ausführ­li­ches Inter­view mit dem (deutsch­spra­chigen) Regis­seur Raoul Peck geführt, der zwischen­zeit­lich in seiner Heimat Haiti auch versuchte, in der Regie­rung Aristide selber Politik zu machen

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Antifaschistische Demo am Samstag !

Am Samstag, den 27.Oktober beabsich­tigt die rechts­ra­di­kale Gruppie­rung « Pro NRW » eine Demons­tra­tion in Wuppertal gegen die Pläne eines islami­schen Zentrums an der Gathe durch­zu­führen. Sie will dabei in die Nähe des Geländes kommen, auf dem die islami­sche Gemeinde einen Neubau plant, dort, wo auch das Autonome Zentrum ansässig ist. Obwohl sich die xenophoben und islamo­phoben Nazis im Schafs­pelz ausge­rechnet den höchsten mosle­mi­schen Feiertag – das Opfer­fest – für ihre Hetze ausge­sucht haben, sieht sich die Wupper­taler Polizei außer­stande, den geplanten Aufmarsch zu verhin­dern. Die Route soll dem Vernehmen nach von der Gerichts­insel über den Hofkamp bis zur Morian­straße, Ecke Gathe verlaufen. (siehe Tweet von Gegen­ProNRW)

Dieser Provo­ka­tion will ein breites Bündnis von Wupper­ta­le­rInnen entge­gen­treten. Start­punkt ist ein inter­na­tio­nales Nachbar­schafts­fest, das bereits um 10:00 Uhr an der Gathe – auf Höhe des Autonomen Zentrums – beginnen wird. Geplant ist u.a. auch ein Auftritt der Kölner Freunde von « Micro­phone Mafia ».

Jeder Gemüse­stand könnte der letzte für die Nazis sein…

Vorzei­tige Info als gefun­denes Fressen für Rechte

Offenbar vorzeitig und ungeplant geriet vor einigen Wochen eine Nachricht in die Wupper­taler Öffent­lich­keit, die wohl noch länger hätte infor­mell ausge­han­delt werden sollen : Die islami­sche DITIB-Gemeinde plant auf dem Gelande der Tankstel­len­ruine an der Gathe – gegen­über der bestehenden Moschee und unmit­telbar am Autonomen Zentrum – den Neubau eines islami­schen Sozial­zen­trums mit neuer Moschee. Sie wird dabei von der Lokal­po­litik unter­stützt.

Unmit­telbar im Anschluss an diese Infor­ma­ti­ons­panne begann die Wupper­taler Monopol­zei­tung WZ mit wilden Speku­la­tionen um das AZ und die Akzep­tanz einer neuen Moschee. Dabei bot sie auf ihrer Inter­net­prä­senz islamo­phoben Kommen­ta­toren und Kommen­ta­to­rinnen breiten Raum. Für das Entstehen einer sachli­chen Debatte – zum Beispiel zur Rolle der DITIB, oder über die Möglich­keiten einer Koexis­tenz von islami­schem und autonomen Zentrum – war dieser Presse­auf­schlag Gift. Und natür­lich meldete sich schnell auch die von vielen als « Looser­truppe » angese­hene, xenophobe islam­has­sende Gruppie­rung « Pro NRW ». Sie versucht nun, ihre meist unter­halb der Wahrneh­mungs­schwelle liegende Hetze durch eine Protest­de­mons­tra­tion am 27.10. gegen die « Prunk­mo­schee » aufzu­werten. So schlicht und durch­schaubar dieses Vorhaben sein mag – die hinter der lokalen Struktur von « Pro NRW » stehenden Akteure und die provo­kante rassis­ti­sche Agita­tion gegen das Zusam­men­leben der Menschen in der Elber­felder Nordstadt machen Gegen­ak­ti­vi­täten nötig.

Pro NRW ist keine harmlose Bürger­be­we­gung, sondern eine Ansamm­lung von Rassis­tInnen. Diese angeb­liche “Bürger­be­we­gung” in Wuppertal wird von den einschlägig bekannten NPD-Nazis Claudia Gehrhardt und André Hüsgen angeführt. André Hüsgen war 2000 an dem Nazian­griff auf die Gedenk­feier am ehema­ligen KZ Kemna in Wuppertal-Beyen­burg als Flucht­helfer der Nazis betei­ligt und wurde später wegen Flucht­hilfe verur­teilt. Seine Lebens­ge­fährtin Claudia Gehrhardt hatte noch 2010 im Landtags­wahl­kampf in einem NPD-Fernseh­spot, sogar mit dem eigenen Nachwuchs, Werbung für die NPD gemacht. Enge Verbin­dungen bestehen ebenfalls zur gewalt­tä­tigen Naziszene in Radevormwald.

(Aus dem Bündnis­aufruf, der hier komplett nachge­lesen werden kann)

Keine Konkur­renz sozialer Zentren

Die Diskus­sion um das Autonome Zentrum wird in anderem Rahmen weiter geführt werden müssen, zumal sich die DITIB bewusst auswei­chend zu jenem Teil ihrer Pläne äußert, der das AZ betrifft. Doch zur Entwick­lung einer eigenen Position zu den Plänen und eigenen Forde­rungen fehlte dem AZ bislang die Zeit. Zeit, die aller­dings durchaus auch noch ausrei­chend zur Verfü­gung steht. Dass diese Diskus­sion - unabhängig von der angezet­telten Debatte darüber, ob eine Moschee überhaupt gebaut werden soll - nötig werden wird, zeigte sich jedoch bereits im Rahmen einer Infover­an­stal­tung in den Räumen der DITIB. Viele Menschen äußerten dabei ihre Sorge um den Fortbe­stand des Autonomen Zentrums. Immerhin ist das AZ bereits seit langem ein soziales Zentrum im Quartier. Die DITIB-Pläne zur Errich­tung eines islami­schen Sozial- und Kultur­zen­trums dürfen daher nicht in Konkur­renz zu bestehenden Einrich­tungen betrieben werden.

Doch diese Ausein­an­der­set­zung wird später geführt werden. Zunächst ist es wichtig, Samstag gemeinsam der Hetze von « Pro NRW » entge­gen­zu­treten. Das inter­na­tio­nale Nachbar­schafts­fest, das Ausgangs­punkt der Gegen­ak­ti­vi­täten sein wird und morgens um 10 Uhr an der Gathe beginnt, wird zeigen, dass sich die Bewoh­ne­rInnen des Quartiers nicht ausein­an­der­di­vi­dieren lassen und dass sie gemeinsam in guter Nachbar­schaft leben und kämpfen.

Gute Nachbar­schaft offenbar nur ohne Polizei

Eine gute Nachbar­schaft, zu der die Wupper­taler Polizei wahrschein­lich erneut wenig beitragen wird. Das hat die Wupper­taler Polizei­prä­si­dentin mit einer an viele Gruppen und Initia­tiven verschickten E-Mail bereits deutlich gemacht. Birgitta Rader­ma­cher sorgte schon in der Vorwoche für Ärger bei demokra­ti­schen Kräften. Da zog sie eine bereits gemachte Zusage zur Teilnahme an einer Diskus­sion der GRÜNEN zurück, bei der es um Maßnahmen gegen Rechts­ex­trmismus gehen sollte weil auch jemand vom aktiv gegen Rechts arbei­tenden und andre­henden Video- und Medien­pro­jektes einge­laden war. Jetzt brüskierte die CDU-Polizei­prä­si­dentin das « Wupper­taler Bündnis gegen Nazis » durch einen über den Polizei­ver­teiler versandten « Infobrief ».

Neben Passagen, die eigent­lich nur als Drohung aufzu­fassen sind – so wird einmal mehr fälsch­li­cher­weise die Recht­mä­ßig­keit von Polizei­kes­seln behauptet, obwohl in der Vergan­gen­heit fast alle dieser Kollektiv-Festset­zungen für rechts­widrig erklärt wurden – enthält der « Infobrief » auch die Behaup­tung, dass « immer wieder (…) jedoch fried­liche Versamm­lungen von gewalt­tä­tigen Gruppen für ihre Zwecke missbraucht » (werden). Eine Aussage, die das « Bündnis gegen Nazis » zu der Frage veran­lasste, ob dies als polizei­liche Einschät­zung der Lage für den 27. Oktober anzusehen ist, oder ob es sich um einen Allge­mein­platz handelt, der general­prä­ventiv unter­stellt wird. In diesem Fall fordert das « Bündnis gegen Nazis » eine Entschul­di­gung für die Verdäch­ti­gung  « gegen­über antifa­schis­ti­schen und demokra­tisch gesinnten Wupper­ta­lern ».

Birgitta Rader­ma­cher als Streetart-Model in der Nordstadt

Frau Rader­ma­cher, die in der Vergan­gen­heit vor allem durch Verharm­lo­sung der örtli­chen Nazi-Struk­turen und eine extreme Ausle­gung des diffa­mie­renden Extre­mis­mus­be­griffs auf sich aufmerksam machte, zeigt durch diese Einschät­zung, dass sie noch immer den Feind im antifa­schis­ti­schen Lager vermutet. Umso wichtiger ist es, dass – bei Ausfall der Wupper­taler Polizei im Kampf gegen Rechts – viele Wupper­ta­le­rInnen am Samstag zur Gathe kommen.

Weitere Infos am Samstag bei Twitter - Hashtag : #27oWpt

wuppertal​-gegen​-rechts​.de
wuppertal​-gegen​-nazis​.de
antifa­cafe wuppertal

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