So ein wenig quält sich das Jahr in den Aktivitätsmodus. Das bedeutet jedoch nicht, dass es ein ereignisarmes 2013 wird. Im Gegenteil – größere Aktivitäten werfen ihre Schatten bereits voraus. Einige der am so_ko beteiligten Wuppertaler Gruppen, über deren Aktionen wir berichten, und deren Politik vom so_ko unterstützt wird, haben strukturell vorgearbeitet – etwa die « Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen », die in der Elberfelder Nordstadt einen neuen Laden eröffnet hat und aus dem Autonomen Zentrum ausgezogen ist.
Andere, wie etwa « basta !», das Wuppertaler « Aktionsbündnis für das Recht auf Stadt und gegen das Totsparen » befinden sich in einer schon länger andauernden Phase der Neuorientierung, nachdem die Kürzungspolitik in kleinen Häppchen letzten Endes auch gegen den vielfältigen Widerstand der WuppertalerInnen durchgesetzt worden ist.
Dafür bilden sich neue Bündnisse und neue Themenfelder rücken in den Mittelpunkt. Beispielsweise beteiligt sich die vom Sozialhilfe- und Erwerbslosenverein « Tacheles » und von « basta ! » getragene Initiative für einen bezahlbaren Nahverkehr, die 2012 den « Roten Punkt » nach Wuppertal brachte und mit der Aktion « Freifahrt » temporären Nulltarif selber einführen wollte, am neuen Bündnis « unsere Stadtwerke ». Das Bündnis verschiedener Akteure will sich in den nächsten Monaten sowohl mit der Preis- und Linienpolitik der WSW, als auch mit den unmöglichen Arbeitsbedingungen der BusfahrerInnen im Tal beschäftigen. Darüberhinaus soll aber auch die Energieversorgung durch die Stadtwerke hinterfragt werden. Eine steigende Zahl von Stromsperren in Wuppertal (2011 waren es schon über 6.000) bei gleichzeitig immer weiter steigenden Energiepreisen rückt das Thema, wem die (teilprivatisierten) öffentlichen Unternehmen eigentlich tatsächlich gehören und in wessen Interesse sie handeln, in den Fokus. « BürgerInnen-Versammlungen » zu « Mobilität » und « Energie » unter dem Titel « Wem gehören die WSW ? » sind in Vorbereitung.
Es sollte niemand glauben, dass die Auseinandersetzungen im Tal abnehmen, nur weil der Konflikt um Kürzungspolitik, Schwimmbäder, Schauspielhaus und anderes gegen die Proteste der Bevölkerung ausgesessen wurde. Es ergeben sich immer mehr einzelne Themenfelder sozialer Konflikte – gerade in einer Stadt wie Wuppertal, die zu den ärmsten des Landes gehört. Auf Proteste gegen die geplanten, neuen städtebaulichen Katastrophen am Kolk wird nicht lange gewartet werden müssen. Und der Döppersberg ist ebenfalls noch nicht gebaut – zur Zeit ist dort erstmal ein kleiner See entstanden..
Für das so_ko_wpt sind diese Themen nicht nur von Interesse, weil die meisten der Beteiligten WuppertalerInnen sind. Die Kürzungen in hochverschuldeten deutschen Kommunen sind nur eine Spielart derselben Austeritätspolitik, die ganz Europa überzieht und die Konflikte um die ursprünglich geplanten Entlassungen bei den Helios-Kliniken in Barmen oder die extrem miesen Bedingungen bei der Arbeit von BusfahrerInnen der WSW-Partnerfirmen sind Folgen der vorangetriebenen (Teil-) Privatisierung zuvor öffentlicher Unternehmen, wie sie die Menschen in Griechenland, Spanien oder Portugal in ungleich stärkerer Form erleben.
Neben diesen, eher lokal basierten Themen erwarten wir jedoch auch einige größere Veranstaltungen und Ereignisse im ersten Halbjahr 2013 bei denen sich das Soli-Komitee auf vielfältige Art einbringen wird. Es lohnt sich, die Termine bereits festzuhalten – auch wenn es natürlich jeweils noch ausführliche Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen, bzw. zu geplanten Aktionen geben wird.
So veranstaltet die « Rosa Luxemburg Stiftung » Ende April (26. und 27.04.) in Wuppertal eine internationale Tagung zum Thema « Internationale Solidarität in der Krise ». Bei « Cross-Solidarity » werden über einhundert Teilnehmende zusammen mit internationalen Akteuren über Zustand und Perspektiven transnationaler Solidarität beraten. Hierzu sind einige Themenfelder exemplarisch ausgewählt, die bei der zweitägigen Tagung im Mittelpunkt stehen. Das ist neben dem Themenkomplex « Arbeit » der Schwerpunkt « Migration » und das « Recht auf die Stadt », bzw. der Kampf ums Wohnen. Zum Abschluss der Tagung wird es Workshops zu konkreten Perspektiven des Widerstands, sowie zu strategischen Fragen von « Social Media » geben. Am Rande von « Cross-Solidarity » wird das so_ko_wpt am Sonntag, den 28.April im Wuppertaler « ADA » gemeinsam mit dem Autonomen Zentrum eine überregionale Info-Veranstaltung zum antifaschistischen Widerstand gegen die Nazis der « Chrysi Avgi » in Griechenland durchführen. Hierzu möchten wir bereits jetzt alle Interessierten und alle Antifa-Gruppen aus NRW einladen. Gleichzeitig ist die Infoveranstaltung jedoch auch in die Termine des 40.Geburtstags des Wuppertaler Autonomen Zentrums eingebunden.
Das für die Wochen um das Jubiläum herum geplante Programm ist genauso sensationell wie die Tatsache, über vier Jahrzehnte selbstverwaltete Strukturen in Wuppertal einzufordern und zu erhalten. Achtet auf die vielfachen Ankündigungen, die in den nächsten Wochen noch erfolgen werden. An dieser Stelle sei zunächst die große Party am Freitag, den 26.04. herausgehoben, bei der Beteilgte aus vierzig Jahren auf Künstler und Musiker aller autonomen Epochen treffen werden. Zum 30.04. mit der dritten Vorabend-/Nachttanzdemo und am 01.Mai mit der traditionellen autonomen 1.Mai-Demo werden die Festwochen des Wuppertaler Widerstands weitere Höhepunkte erleben.
Zum Schluss soll noch ein Ausblick auf die Aktivitäten rund um den Jahrestag des Solinger Brandanschlages stehen, der sich am 29.Mai zum zwanzigsten Mal jährt. Der bis heute nie vollständig aufgeklärte Nazi-Anschlag, der fünf Menschenleben forderte, stand seinerzeit in direktem zeitlichen Zusammenhang mit der faktischen Abschaffung des Asylrechts in Deutschland. Beide Themen werden sicherlich rund um den Jahrestag eine ausführliche Würdigung auch durch das so_ko erfahren.
Um es ausnahmsweise einmal mit « anonymous » zu sagen : « expect us ! »