Unterm Strich ein Erfolg. Rückblick auf den 1.Mai

Das Wochen­ende zum 1.Mai in Wuppertal aus sozial-revolu­tio­närer Sicht.

Ein Bericht, dem eigent­lich nichts hinzu­zu­fügen ist, zu den Aktivi­täten rund um den ersten Mai im Tal. (Quelle : Class War is Now !)

Unterm Strich ein Erfolg.
Das Wochen­ende zum 1.Mai in Wuppertal aus sozial-revolu­tio­närer Sicht.

Das Fazit zum Wupper­taler Wochen­ende zum 1.Mai 2012 fällt gemischt aus. Die Repoli­ti­sie­rung der Aktionen und Demons­tra­tionen kontras­tiert mit einer Entpo­li­ti­sie­rung des Drumrum. Die lokalen Medien sind – ebenso wie die bundes­weiten Leitme­dien – ausschließ­lich auf « Action » fixiert und ignorieren die politi­schen Aussagen der Demons­tra­tionen vollständig. Der Aufgabe, die politi­schen Inhalte demnach aus den Mai-Demons­tra­tionen heraus nach außen zu vermit­teln, waren wir noch nicht wirklich gewachsen. Dennoch macht die Zahl der Teilneh­menden und das Engage­ment Vieler bei der Mobili­sie­rung und Organi­sa­tion der dicht aufein­an­der­fol­genden Ereig­nisse Mut für die nächsten Tage und Wochen, in denen die Fokus­sie­rung weiterhin auf der Mobili­sie­rung zu den « Blockupy»-Protesten vom 16. bis 19.Mai in Frank­furt liegt. Unter dem Strich dürfen sowohl die Vorabend-Nacht­tanz­demo, als auch die unange­mel­dete Autonome 1.Mai-Demonstration als Erfolg gewertet werden. Die Betei­li­gung an der Demons­tra­tion der Gewerk­schaften am Mittag des 1.Mai erwies sich hingegen als ziemli­cher Flop.

Die Wupper­taler Presse ignoriert die politi­schen Anliegen und Aussagen der linken Demons­tra­tionen im Umfeld des 1.Mai gewohn­heits­mäßig, ebenso wie die bundes­weiten Medien. Dies geschieht, obwohl sie aus der Vergan­gen­heit hätte lernen können : immerhin thema­ti­sierte die links­ra­di­kale Szene 2010 bereits die kommu­nale Finanz­krise, als im Tal noch niemand wirklich davon wissen wollte, und schließ­lich wurde durch die radikale Linke und die Antifa bereits auf das wachsende Problem mit Nazi-Gewalt in der Stadt hinge­wiesen, als Stadt und Lokal­presse die Existenz einer Wupper­taler Nazi-Szene in völliger Blind­heit noch schlicht leugneten. Doch Lernen setzt auch den Willen dazu voraus. Bezeich­nend, dass der bei der Vorabend-Demo anwesende Journa­list der WDR-Lokal­zeit anschei­nend enttäuscht von ausblei­benden Ausein­an­der­set­zungen gegen 23:00 Uhr abschob, und die Vorabend-Demo dann im Lokal­fern­sehen auch gar nicht erst statt­fand.

Überra­schend ist es natür­lich nicht, dass auch 2012 keine politi­schen Inhalte wieder­ge­geben wurden. Die unter dem Motto « Kapita­lismus wegbassen ! » statt­fin­dende Vorabend-Nacht­tanz­demo am 30.04. und die Autonome 1.Mai-Demonstrationen « für eine soziale Revolu­tion » standen in diesem Jahr analog zu den Demons­tra­tionen in Berlin und anderswo ganz im Zeichen einer Thema­ti­sie­rung des durch die herrschende Klasse immer inten­siver geführten Krieges gegen die Bevöl­ke­rungen des Trikont und Südeu­ropas. Unsere Aufgabe wäre es gewesen, diese Inhalte aus den Aktionen und Demons­tra­tionen heraus vernehm­lich nach außen zu tragen.

Das ist leider nur unvoll­ständig gelungen. Ein Haupt­pro­bleme ist dabei sicher, dass die Vorabend-Nacht­tanz­demo einen ambiva­lenten Rahmen bildet. Einer­seits aufgrund der öffent­lich­keits­wirk­sa­meren Route für eine politi­sche Vermitt­lung bestens geeignet, türmen sich durch das party­ge­rechte Demo-Konzept andere Schwie­rig­keiten auf. Die gehal­tenen Reden – es gab Redebei­träge am « Alpenmax » und vor dem « Pavillon » zur Duldung stadt­be­kannter Nazischlä­ge­rInnen in einzelnen Clubs der Stadt und wieder­keh­rende Mobili­sie­rungen zu « Blockupy » in Frank­furt – versan­deten regel­mäßig etwas in der tanzwü­tigen Crowd, sodass die sinnvol­ler­weise diesmal gebil­dete Demos­pitze mit einem « Smash Capitalism»-Fronttransparent die politi­sche Vermitt­lung beinahe alleine schul­tern musste. Dafür jedoch war sie nicht groß genug und auch nicht optimal zusam­men­ge­stellt.

Ein weiteres, wieder­keh­rendes Problem der zum zweiten Mal durch­ge­führten Vorabend-Demo ist die Route selber. Wurde im Vorjahr die « B7 » als furchtbar empfunden, so zog sich in diesem Jahr der Weg über den Hofkamp zum Schau­spiel­haus teilweise arg in die Länge, sodass von den zwischen­zeit­lich bis zu 350 Teilneh­menden in der Elber­felder Innen­stadt etliche auf der Strecke geblieben waren, als die Demo endlich gegen 23:00 Uhr bei der zweiten Zwischen­kund­ge­bung angekommen war. Der Weg vom Schau­spiel­haus zurück war dann wieder angenehm und gut gelaunt, wozu die diesmal insge­samt defen­sive Vorge­hens­weise der Polizei beitrug. Mit einem schönen Feuer­werk am « Autonomen Zentrum » empfangen, löste sich die « basta!»-Vorabend-Nachttanzdemo gegen 00:30 Uhr schließ­lich an der Marko­man­nen­straße auf.

Die Vorabend-Nacht­tanz­demo bietet enormes Poten­tial, was sich nicht nur an der deutlich gestie­genen Zahl der Teilneh­menden ablesen lässt. Mehr als bisher sollte in Zukunft jedoch darauf geachtet werden, die Chance zur Vermitt­lung politi­scher Inhalte besser zu nutzen.

Dies gilt umso mehr, da die Vorabend-Demo einen demobi­li­sie­renden Einfluss auf alle Versuche hat, am Folgetag politi­sche Inhalte bei der Mai-Demons­tra­tion der Gewerk­schaften zu setzen. Die Betei­li­gung eines « antika­pi­ta­lis­ti­schen Blocks » fiel fast vollständig aus. Zwar stellte sich eine kleine Gruppe den teilneh­menden Gewerk­schaf­te­rInnen (geschätzte Teilneh­me­rIn­nen­zahl : etwa 750 Menschen) an der Kluse zur Begrü­ßung mit einem klassen­kämp­fe­ri­schen Trans­pa­rent kurzzeitig in den Weg, und griff so das Murren der mit ihrer Führung unzufrie­denen Basis der Gewerk­schaften auf, doch fand sich im Anschluss keine wahrnehm­bare, geschlos­sene Gruppe im Demons­tra­ti­onszzug. Die Parolen an der Demo-Spitze zur deutschen « Sozial­part­ner­schaft », die mitver­ant­wort­lich für die Demon­tage der Lebens­be­din­gungen in Europs Süden ist, (…das Front­banner forderte beispiels­weise « faire Leihar­beit»…), blieben so fast unwider­spro­chen. Der Eindruck von der DGB-Demo war deshalb wieder ein äusserst langwei­liger, was auch nicht dazu beitragen wird, in den nächsten Jahren eine stärkere Präsenz antika­pi­ta­lis­ti­scher Gruppen zu fördern. Bleibt es im nächsten Jahr bei einer Vorabend-Nacht­tanz­demo, wogegen grund­sätz­lich nichts spricht, sollte überlegt werden, sich die Frustra­tion am nächsten Mittag lieber ganz zu ersparen.

Dass auch das anschlie­ßende, « entschlossen solida­ri­sche » Bratwurs­tessen der Gewerk­schaften samt frohsi­nigem Bürger­meister Jung (CDU) auf dem Lauren­ti­us­platz mangels « revolu­tio­närer Massen » weitge­hend unpoli­tisch und ungestört blieb, rundete das ernüch­ternde Bild vom « Flop » schließ­lich ab.

Wenig später am « Autonomen Zentrum » an der Gathe angekommen, sah alles zunächst nach einer weiteren Enttäu­schung aus, sammelten sich dort zunächst nur ähnlich wenige Teilneh­me­rInnen wie im letzten Jahr, als der 1.Mai auf einen Sonntag fiel. Doch scheinbar hatten viele aus den Platz­ver­weisen und Perso­nen­kon­trollen von 2011 gelernt – im Laufe der Demons­tra­tion wuchs der Zug beständig an. Auf der Hochstraße wurde eine Teilneh­men­den­zahl von 400 geschätzt. Leider war die Einsatz­lei­tung der Wupper­taler Polizei  – Polizei­prä­si­dentin Rader­ma­cher beglei­tete die Demons­tra­tion – nach den Ausbruch­ver­su­chen des letzten Jahres zu einer engeren Beglei­tung der Demos­pitze zurück­ge­kehrt. Teilweise erinnerte der Einsatz an einen « offenen Wander­kessel », so dicht waren die Reihen der Unifor­mierten an der Spitze, seitlich und hinter der Demo gestaf­felt. («Ich dachte erst, dass die Polizei demons­triert », so eine Anwoh­nerin.) Daher blieben die allseits beliebten Richtungs­än­de­rungen im Straßen­ge­wirr der Norstadt in diesem Jahr aus, und leider war deshalb auch eine inten­si­vere inhalt­liche Ansprache der Anwoh­ne­rInnen schlicht nicht möglich. Trotz gerufener Parolen wie « Hand in Hand mit Griechen­land – Wider­stand zum Flächen­brand ! », hatten viele keine Ahnung « wofür oder wogegen » demons­triert wurde. So erreichte die 2012er Ausgabe der tradi­tio­nell unange­mel­deten Wupper­taler autonomen 1.Mai-Demo diesmal schon nach nur zwei Stunden den Zielort auf dem Schus­ter­platz, wo das auch bei den Anwoh­ne­rInnen beliebte autonome Schus­ter­platz­fest den Tag abrun­dete. Neben Getränken, Musik und Volxküche gab es auch auf dem Schus­ter­platz noch einmal Beiträge, die zu Folge­ter­minen mobili­sieren sollten : zu den « Blockupy»-Aktionstagen in Frank­furt, zum « NoBorder-Camp » in Düssel­dorf und Köln im Juli, sowie zum « Antifa-Camp » in Dortmund im Spätsommer.

Auch im Verlauf des 1.Mai gab es keine größeren Zwischen­fälle. Teilneh­mende und Polizei agierten eher zurück­hal­tend – sieht man von den schika­nösen Perso­nen­kon­trollen und Platz­ver­weisen durch die Polizei an der Ecke Fried­rich-/Marko­mann­straße vor Beginn der autonomen Demo einmal ab.

Dieser Tatsache lässt sich auch von unserer Seite ein positiver Aspekt abgewinnen – kann sie doch auch in den Kontext einer « Repoli­ti­sie­rung » der Mai-Demons­tra­tionen gestellt werden. Folgt man den Aufrufen zu den verschie­denen Aktivi­täten des langen Wochen­endes, gibt es derzeit Wichti­geres als Laufsport im Viertel, wie die Vorbe­rei­tung auf die Tage in Frank­furt.

Zum Abschluss noch ein Wort zum Oelberg­fest, das am Samstag, den 28.04. das ereig­nis­reiche Wupper­taler Mai-Wochen­ende einlei­tete : Die Veran­stal­tung, die noch nie eine primär politi­sche Angele­gen­heit gewesen ist, war in diesem Jahr noch weniger eine Platt­form für Inhalte als in den Vorjahren. Hieß es im Vorfeld, der ausufernde Verkauf von Speisen und Getränken solle einge­schränkt werden, bot sich zumin­dest auf der Marien­straße ein ganz anderes Bild. Gefehlt haben diesmal vor allem die Infor­ma­ti­ons­ti­sche und -stände, sodass die einzigen Gelegen­heiten zur politi­schen Ausein­an­der­set­zung der « autonome Schulhof » in der Marien­straße und die Aktion von « Kein Mensch ist Illegal » auf dem Schus­ter­platz waren. Als Rahmen zur Thema­ti­sie­rung politi­scher Anliegen war das Oelberg­fest ein Ausfall – es dominiert mittler­weile eine zum Teil orien­tie­rungslos auf « dem Berg » herum­ir­rende auswär­tige Menge – stets auf der Suche nach Bespa­ßung.

Mobili­sie­rung auf dem Oelberg­fest. Ein mühse­liges Geschäft.

Einzig erwäh­nens­wert blieb somit die Attacke auf einen Quartiersbus der Stadt­werke, in dem bekannte weibliche Nazis versuchten, den Ort des Gesche­hens zu verlassen. Im Gegen­satz zur von der Wupper­taler Polizei vorge­fer­tigten Bericht­erstat­tung der WZ bleibt dazu festzu­halten, das der wesent­liche Teil der hinter dem Bus herstür­menden Menschen Nachbarn und Nachba­rinnen des Oelbergs waren – und nicht die Antifa. Chapeau ! Ein, auf einen Linienbus gewor­fener Stein bleibt natür­lich scheisse, es darf aber nicht übersehen werden, dass auch das Verhältnis zwischen « unpoli­ti­scher » Hood und Nazis zuneh­mend eskaliert – ein (noch immer unbestä­tigter) Vorfall wie am letzten Freitag, bei dem Wupper­taler Nazis angeb­lich eine migran­ti­sche Frau angegriffen haben sollen, trägt sicher nicht zur Beruhi­gung bei. Bei einem Vorgang, der auch intern nicht vollständig zu klären ist, pauschal « linke Chaoten » verant­wort­lich zu machen, ist daher schlicht diffa­mie­rend.

Straße frei für den ersten Mai ! Auf nach Frank­furt vom 16.-19.Mai !

Ein Mensch aus der Vorbe­rei­tungs­gruppe

Einst­weilen geht unsere „Blockupy Frankfurt”-Mobilisierung weiter : Wer Fragen zu den Aktions­tagen vom 16.-19.05 in Frank­furt hat, kann bei unseren offenen Treffen mit uns Kontakt aufnehmen. Vor „Blockupy” finden noch zwei solche Treffen im Lokal „Hayat” in der Schrei­ner­straße auf dem Elber­felder Oelberg statt : heute, Donnerstag, den 03.05 und nächste Woche Donnerstag, den 10.05. Beginn ist jeweils ab 19:30 Uhr.

Weitere Termine : Nächsten Samstag (05.05.) steigt die BLKSK!-Soli-Party im Autonomen Zentrum an der Marko­mann­e­st­raße (23:00 Uhr). Die Erlöse der Party werden für lokale und inter­na­tio­nale Reise­kos­ten­zu­schüsse verwendet.

Eine Woche später (Samstag, 12.05.) findet dann unsere Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung zu den „Blockupy”-Tagen statt. Ort ist erneut das Autonome Zentrum, Uhrzeit : 19:00 Uhr.

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