(Was) ist Internationale Solidarität in der Krise ? – Tagung 26. u. 27.04

Ende April holt eine große Tagung der Rosa Luxem­burg Stiftung NRW viele inter­es­sante inter­na­tio­nale Gäste aus sozialen Bewegungen ins ADA. Wuppertal im Mittel­punkt inter­na­tio­naler Solida­rität – zumin­dest der Beratung darüber. Am 26. und 27. April wollen die Konfe­renz­teil­neh­me­rInnen in fünf Themen­fel­dern über den Zustand trans­na­tio­naler Solida­rität reden. Das so_ko_wpt unter­stützt die Tagung und betei­ligt sich mit einem Workshop zu « Sozialen Medien » am Samstag, den 27.04. an #cross_solidarity.

« Inter­na­tio­nale Solida­rität » war für viele, die in den letzten Jahrzehnten politisch sozia­li­siert wurden, eine tragende Säule ihrs politi­schen Denkens und Handelns. Wuppertal bildete dabei keine Ausnahme – ganz im Gegen­teil. Das bis heute tätige « Infor­ma­ti­ons­büro Nicaragua », aber auch kleinere Initia­tiven zu den seiner­zei­tigen Dikta­turen in Portugal, Spanien oder Griechen­land, und solida­ri­sche Gruppen nach dem Putsch in Chile waren allge­gen­wär­tige Akteure sozialer Ausein­an­der­set­zungen im Tal.

Und noch in den globa­li­sie­rungs­kri­ti­schen Bewegungen und Gipfel­pro­testen in den Neunzi­gern und zur Jahrtau­sen­wende war das trans­na­tio­nale Impuls ein tragender Moment von Organi­sa­tion und Aktion – auch bei den in Wuppertal aktiven Gruppen. Heute – zwölf Jahre nach Genua – scheint das alles ganz weit weg – zumin­dest in Deutsch­land. Während fast weltweit durch grenz­über­schrei­tende Bewegungen und Forde­rungen – auf verschie­dene Weise, aber aufein­ander bezogen – für gesell­schaft­li­chen Wandel gekämpft wurde, blieb es in « Merkel-Land » fast still. Linke Diskurse und Kampa­gnen blieben sehr oft selbst­re­flexiv und seltsam abgekop­pelt von den Protesten, die in Nordafrika, Griechen­land, Spanien oder auch Chile System­fragen aufwarfen und die Regie­renden zu immer repres­si­veren Reaktionen zwangen.

Aus der « arranca ! #46 » « re:re:fwd : Inter­na­tio­na­lismus » :

Hamburg, 1. Mai 1975 – aus der 1. Mai-Demons­tra­tion der Gewerk­schaften heraus löst sich eine von inter­na­tio­na­lis­ti­schen Inhalten bestimmte Demons­tra­tion mit 6.000 Teilnehmer_innen. Die Redner_innen der Kundge­bung werden immer wieder von frene­ti­schem Beifall unter­bro­chen, insbe­son­dere jene aus dem Ausland. Wieder und wieder wird »Hoch die inter­na­tio­nale Solida­rität« und Parolen auf Spanisch und Portu­gie­sisch angestimmt. Im Anschluss werden auf einer antiim­pe­ria­lis­ti­schen Feier­lich­keit in den Hamburger Messe­hallen mit rund vierein­halb Tausend Teilnehmer_innen fast 30.000 DM für den Vietcong gesam­melt.

Kairo, 11. Februar 2011 – mehr als 30 Jahre später zwingen durch die Jasmin­re­vo­lu­tion in Tunesien angefachte Massen­pro­teste den ägypti­schen Präsi­denten Muhammad Husni Mubarak zum Rücktritt. Inspi­riert von den Protesten in Tunesien und Ägypten entstehen in vielen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas Protest­be­we­gungen gegen die politi­sche und soziale Situa­tion.

Unter dem Eindruck dieser Protest­be­we­gungen kommt es auch in Südeu­ropa und Nordame­rika zu gewal­tigen Protesten gegen die »undemo­kra­ti­sche « Politik der dortigen Regie­rungen und ihre neoli­be­ralen Sparpro­gramme – der Hegemo­nie­an­spruch des neoli­be­ralen Kapita­lismus muss teilweise erheb­liche Einbußen hinnehmen. Bemer­kens­wert sind hierbei vor allem die zahlrei­chen Gemein­sam­keiten im Ausdruck der unter­schied­li­chen Kämpfe. In Deutsch­land bleiben diese Proteste eher verhalten.

Dies wird in der Linken überwie­gend als Folge der Sonder­rolle gedeutet, die der »Standort Deutsch­land« im krisen­ge­beu­telten Europa einnimmt. Schließ­lich ist die europa­weite Krise nicht zuletzt der rigiden Auste­ri­täts­po­litik der BRD und ihrer dank zahlloser neoli­be­raler »Reformen« florie­renden Volks­wirt­schaft geschuldet.

Doch die hiesige Linke verpasst nicht nur weitge­hend den Anschluss an die Protest­be­we­gung gegen die europa­weite Sparpo­litik. Sie braucht auch eine ganze Weile, um auf den »Arabi­schen Frühling« zu reagieren. Zwar verfassen verschie­dene Gruppen relativ schnell diverse Solida­ri­täts­noten, eine inter­na­tio­na­lis­ti­sche linke (Alltags-)Praxis will sich aber auch knapp zwei Jahre nach den Ereig­nissen noch nicht so recht einstellen, allen gelun­genen Abend­ver­an­stal­tungen, Solida­ri­täts­auf­rufen und -demons­tra­tionen zum »Arabi­schen Frühling« und zu den Kämpfen gegen die Auste­ri­täts­po­litik in Südeu­ropa zum Trotz. Fast scheint es, als hätte die deutsche Linke inter­na­tio­nale Solida­rität verlernt.

Von anderen trans­na­tio­nale Solida­rität wieder erlernen – das ist einer der Ansprüche der im ADA statt­fin­denden inter­na­tio­nalen Konfe­renz #cross_solidarity. Als Gesprächs­part­ne­rInnen und « Nachhil­fe­lehrInnen » wurden dazu Aktivisten und Aktivis­tinnen aus verschie­denen Bewegungen einge­laden, die über ihre Kämpfe und die in vielen Ländern neuge­won­nene Solida­rität berichten werden.

Einge­laden sind u.a.: Christos Giova­no­poulos (Dikaioma, Athen), Mohan Mani (Center for Workers Manage­ment (CWM), New Delhi), Wolfgang Schaum­berg (Gegen­wehr ohne Grenzen), Heiner Köhnen (Trans­na­tional Infor­ma­tion Exchange (TIE), Frank­furt am Main), Marion Bayer ( Welcome2Europe, Frankfurt/Main), Eltaf Hussain Rahimi (Welcome2Europe, Frankfurt/Main), Zoltán Somogy­vári (Migrant Solida­rity, Budapest), Cesare Ottolini (Inter­na­tional AIlli­ance of Inhabi­tants, Padua), Vicenzo Simoni (Unione Inqui­lini / Mieter­bund, Florenz), Vanesa Valiño (Obser­va­torio de Derechos Econó­micos, Sociales y Cultu­rales, Barce­lona / Habitat Inter­na­tional Coali­tion), Federico Pacheco (Sindi­cato Andaluz de Traba­ja­dores (SAT) – Landar­bei­ter­ge­werk­schaft Andalu­sien), Helmut Weiss / Mag Wompel (Labournet Germany), Riadh Ben Ammar ( Boats4People, Berlin), Sinda Garziz (Article 13, Tunis), Hagen Kopp (kein mensch ist illegal, Hanau), Michael Edwards (Stadt­for­scher und Aktivist, Bartlett School/University College London, INURA), Pat Turnbull (London Tenants Federa­tion), Hatice Kursuncu (IMECE Toplumun Sehir­cilik Hareketi – Städti­sche Sozial­be­we­gung, Istanbul) und Ana Mendez de Andes, Beatriz Garcia (Obser­va­torio Metro­po­li­tano, Madrid).

Das Solida­ri­täts-Komitee Wuppertal betei­ligt sich aktiv an #cross_solidarity, u.a. durch den abschlie­ßenden Workshop zu Trans­na­tio­naler Solida­rität in den sozialen Medien des Inter­nets. («Auf der Suche nach dem Tahrir-Platz des “Global Village”: INTER­NE­Tio­na­lismus als trans­na­tio­naler sozialer Bewegungsort » – Samstag, 27.04. gegen 1700 Uhr im ADA). Auf unserer Homepage werden wir die Tagung ausführ­lich begleiten – durch Beschrei­bungen der einzelnen Tagungs­themen (im Zweifels­fall : siehe Kalender) und beglei­tende Artikel.

Die Teilnahme an der Konfe­renz kostet für zwei Tage inkl. Verpfle­gung €15 p.P., eine Anmel­dung ist ausdrück­lich erwünscht. Sie kann über die Homepage der Tagung erfolgen.

Die inter­na­tio­nale Tagung im Internet : cross​-solida​rity​.net
die Konfe­renz bei Twitter : twitter​.com/​C​r​o​s​s​S​o​l​i​d​a​r​ity
und bei Facebook : facebook​.com/​e​v​e​n​t​s​/​3​5​6​0​3​0​9​5​4​5​1​0​815)

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