Das Autonome Zentrum an der Gathe in der unteren Markomannenstraße ist die (bislang) letzte selbstverwaltete Struktur in einer ganzen Reihe von legalisierten und illegalisierten Objekten in der vier Jahrzehnte alten Geschichte um Autonome Zentren in Wuppertal. Das soziale, kulturelle und politische Zentrum in der Elberfelder Innenstadt ist mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil des städtischen Lebens im Tal. Unumstritten und ungefährdet ist es nicht, wie die Diskussionen um den geplanten Moscheeneubau auf dem alten Tankstellengelände in den letzten Monaten gezeigt haben. Fast ein idealer Zeitpunkt also, um mit einer ganzen Reihe von Aktionen und Veranstaltungen „40 Jahre AZ” zu feien. (siehe Kalender)
Wir dokumentieren hier den Text des Autonomen Zentrums zum 40.Jubiläum.
40 Jahre Autonome Zentren in Wuppertal - 40 Jahre selbstverwaltete
Zentren und soziale BewegungenIm Jahr 1973 schwappte die bundesweite Jugendzentrumsbewegung auch nach Wuppertal. Wie Zeitzeug*innen berichten, war ein wichtiger Motivator für eigene selbstverwaltete Räume eine Veranstaltung der Berliner Rauch-Haus-Besetzer*innen in Wuppertal. Inspirierend war auch eine Veranstaltung über das legendäre Amsterdamer Kulturzentrum Melkweg und zahllose Trips nach Amsterdam…
Am 19. Mai 1973 gründete sich folgerichtig die Initative für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum (ISJ), am 17. September 1973 besetzten über hundert Jugendliche eine alte Villa im Zooviertel und forderten so ein selbstverwaltetes Jugendzentrum. Das war gleichzeitig die erste Hausbesetzung in Wuppertal nach 1945. Auch wenn die Polizei schnell die alte Villa an der Hubertusallee 16 räumte und die Hausbesetzer*innen wegen „Hausfriedensbruch” vor Gericht zerrte, war die Forderung nach einem selbstverwalteten Zentrum nicht mehr totzukriegen - bis heute ! Weitere Hausbesetzungen und Aktionen der ISJ hielten die Wuppertaler Öffentlichkeit und die Polizei in Atem.
Parallel zum ISJ entstanden 1973-1975 weitere Initiativen wie die Börse in Elberfeld und natürlich „Das Haus e.V”, die im Jahre 1973 ihr erstes Domizil in einem alten Gebäude in der Langerfelderstr. 41 a anmieteten, um unabhängig von irgendwelchen Institutionen ihre Freizeit selbst gestalten zu können. Es entstanden linke Buchläden, die ersten Frauen-Gruppen, Frauennotruf und Frauenhäuser. Anti-Atom-Initiativen wie der AKU, Kommunen und Hausprojekte und zahlreiche Initiativen gegen die Totalsanierung ganzer Stadtteile breiteten sich aus.
In den letzten 40 Jahren gab es zahllose weitere Kämpfe um selbstverwaltete Zentren, zu erinnern ist an die besetzte Adlerbrauerei von 1980, an die Miet- und Baukämpfe in der Langerfelderstrasse und Spitzenstrasse,an die AZ´s in der Hedwigstrasse (1986), in der Uellendahlerstrasse (1989), an die besetzte Muno-Fabrik (1989).…
Auch 2013 sind selbstverwaltete Strukturen und Zentren nie sicher. Auch wenn das Autonome Zentrum aus den politischen und sozialen Auseinandersetzungen
in Wuppertal, nicht wegzudenken ist - man denke nur an den Kampf gegen die wiedererstarkte Naziszene - , ist die Existenz des AZ auch im 40. Jubiläumsjahr nicht gesichert.
2013 droht dem heutigen AZ die Verdrängung von der Gathe, wenn es den Stadtpolitiker*innen gelingt die Existenz des AZ an der Gathe gegen Neubaupläne der Elberfelder Moschee auszuspielen.Nun soll an diese ersten Kämpfe um selbstverwaltete Zentren erinnert werden und deshalb lädt das aktuelle Autonome Zentrum an der Gathe die Pionier*innen der Zentrums-Bewegungen der 70iger, 80iger und 90iger, aber auch die Aktivist*innen der anderen sozialen Bewegungen und nicht zuletzt auch die Freund*innen aus den näheren und ferneren Städten zum 40. Jahre AZ-Fest, zum Transbergischen Triathlon, zur 1.Mai Demo und zu den anderen Veranstaltungen nach Wuppertal ein.
Kommt alle zu unserem Klassentreffen der Generationen !
AZ´s, Wagenburgen, Hausbesetzer*innen, Sprayer*innen, Antifas und Fantifas, Frauengruppen, kurdische und türkische Freund*innen, Antira- und Flüchtlingsgruppen, kurdische Freund*innen aus dem Wanderkirchenasyl, Buchladenkollektive und Infoladengruppen, Anarchos, Antiimps und Autonome, Schwarz-Rote Hilfen und Knastgruppen, Schwule und Lesben-Gruppen, Kulturschaffende, Punks und Skins, AZ-Angels, AKW-Gegner*innen, Unigruppen und Ökoreferent*innen, Spanien-, Portugal-, Nicaragua-, El Salvador-, Türkei- und Kurdistan-Komitees, Kickboxabteilungen, Partizan Ölberg, …
Geht mit uns auf die Zeitreise, bringt auf die Party eure Geschichte(n) und Erfahrungen mit.
Für einen lebendigen und kritischen Geschichts- und Erfahrungsaustausch !
Selbstverwaltete Strukturen verteidigen. Kein Tag ohne Autonome Zentren…
Quelle : az-wuppertal.de/40-jahre