Für morgen, Sonntag, den 30.März, plant der salafistische Prediger Pierre Vogel eine « Benefizveranstaltung » mit Vortrag eines « internationalen Predigers » in Wuppertal, voraussichtlich in Wuppertal-Vohwinkel. Das « Benefiz » ist vorgeblich « syrischen Waisen und Witwen » gewidmet. Die salafistischen Gruppen in Deutschland rekrutieren seit geraumer Zeit mithilfe solcher Veranstaltungen in Europa junge Männer für ihren brutalen Krieg gegen die syrische Bevölkerung. Auch aus der Region sollen sich bereits mehrere « Kämpfer » den islamistischen Gruppen in Syrien angeschlossen haben, für Schlagzeilen sorgte beispielsweise der Tod des Wuppertalers Burak Karan im letzten November, der in Syrien getötet wurde.
Die islamistischen Kämpfer sind eine unter vielen Kriegsparteien in Syrien. Die syrische Bevölkerung, die in großen Teilen infolge des so genannten « arabischen Frühlings » in vielen Städten des Landes massenhaft gegen die menschenverachtende Diktatur des Assad-Regimes auf die Straßen gegangen war – hoffnungsvoll und zunächst friedlich – wird in dem Krieg vieler Warlords untereinander und gegen die Regierungstruppen zerrieben, getötet oder außer Landes getrieben. Inzwischen sind mehr als zwei Millionen von Ihnen auf der Flucht – alleine in der Türkei sollen über 500.000 von ihnen gestrandet sein.
Waren es anfangs die Regierungstruppen Assads, die eine emanzipatorische Veränderung in Syrien mit Waffen unterdrückten und die Kriegsführung gegen die eigene Bevölkerung ausweiteten, sind es inzwischen in weiten Teilen des Landes die islamistischen « Rebellen », die Tod, Terror und Folter bringen. Von fundamentalistischen Regimes – und lange auch von der Türkei – unterstüzt und gut ausgerüstet, waren sie in der Lage, vielfach zum stärksten Widersacher des Assad-Regimes zu werden. Doch dabei wurden sie auch zur größten Bedrohung für die Zivilbevölkerung und die emanzipatorischen Kräfte des Landes. Darunter haben vor allem immer wieder auch die Menschen des autonomen kurdischen Rojava zu leiden, die von islamistischen Milizen als Feind angesehen und regelmäßig angegriffen werden, obwohl sie im innersyrischen Krieg am wenigsten aktive Kriegspartei waren und sind. Immer wieder kommt es in Rojava zu Massakern an der Zivilbevölkerung.
Wir, vom soli-komitee wuppertal, empfinden es als unerträglich, dass in unserer Stadt ungehindert finanzielle und personelle Werbung für eine Kriegspartei eines der grausamsten Kriege der letzten Jahre gemacht werden soll. Seit Jahren setzen wir uns für einen gemeinsamen Kampf mit muslimischen, alevitischen, säkularen, türkisch-, arabisch- und kurdischstämmigen Menschen für ein würdiges Leben, gegen Krieg und gegen Faschismus ein. Wir sind mit ihnen im Gespräch, wir sind mit ihnen auf der Straße. Schulter an Schulter. Es ist nicht hinzunehmen, dass für Milizen, die (mit-) verantwortlich für tausende Tote und Millionen Vertriebene sind, direkt vor unserer gemeinsamen Haustür geworben wird.
Auch in diesem Fall gilt die alte, Brandt’sche Losung : « Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen ! »
Faschistischen und religiös-autoritären Gruppierungen ist entgegenzutreten, wo immer sie auftauchen. Das gilt für die Kriegswerbung ebenso wie im Wuppertaler Alltag in den Kiezen. Ausgrenzung und Diskriminierung von Frauen, von Minderheiten und Andersdenkenden, Rassismus, Homophobie und Sexismus sind auf jede Weise zu bekämpfen.
Deshalb müssen wir zum Abschluss auch noch ein Wort zu den Wuppertaler Nazis und Rassisten verlieren, die sich am 30.03. sicherlich ebenfalls am Ort der salafistischen Kriegspropaganda einfinden werden :
Es ist unnötig, hier auszuführen, warum ihnen prinzipiell das Leben schwer gemacht werden muss, wo immer es geht. In diesem speziellen Fall einer islamophoben rechten Mobilisierung gegen die Veranstaltung der Salafisten gilt jedoch zusätzlich, dass jeder Versuch, die Kriegswerbung der Salafisten für eigene Hetze zu instrumentalisieren, ein zynisch verlogener ist : Wer, wie « Pro NRW », die NPD oder « die Rechte » die (auch) von salafistisch-islamistischen Terrorgruppen aus Syrien zur Flucht getriebenen Menschen nach ihrer Ankunft in Deutschland erneut bedroht und wieder vertreiben will, ist ein Komplize der Täter. Die rassistische Hetze, die von Gruppen wie Pro NRW, NPD und anderen verbreitet wird, ist nichts anderes als der durchsichtige Versuch, sich eines Themas zu bemächtigen und dabei « Querfronten » auszuloten – eine europaweite Strategie rechter und nazistischer Gruppen, die nie aufgehen darf. Es ist nötig, gegen die Hetze beider Seiten ein klares Zeichen zu setzen.
Das so_ko_wpt ruft daher zur Teilnahme an den geplanten antirassistischen Gegenaktivitäten am 30.März auf. Gemeinsam gegen die Arschlöcher von überall ! Zum Austausch letzter Informationen zu den Aktivitäten am Sonntag findet am heute (29.03.2014) um 21:00 Uhr ein Informationstreffen im Autonomen Zentrum in Wuppertal-Elberfeld statt.
Kein Krieg in Syrien und anderswo ! Keine Kriegswerbung in Wuppertal !
Schluss mit faschistischer und religiöser Hetze ! Refugees welcome !