Erklärungen zur Besetzung der Marienstraße 41 in Wuppertal

Einige Worte zum Polizeieinsatz, Briefe an NachbarInnen

Einige Worte zum Polizei­ein­satz :

Die als erste im Quartier eintref­fenden Cops haben « auf eigene Rechnung » gehan­delt – ohne Räumungs­titel und ohne einen Einsatz­be­fehl. Ihr Vorgehen war völlig unver­ant­wort­lich. So sahen sich die zum Teil noch jugend­li­chen Besetzer*innen mit gezogenen Schuss­waffen konfron­tiert, obwohl diese sofort nach Eindringen der Polizei signa­li­sierten, dass von ihnen keine Gefahr ausging. Die jungen Besetzer*innen wurden auch im weiteren Verlauf mit Gewalt­an­dro­hungen in Schach gehalten. Die Andro­hung des Einsatzes von Schuss­waffen gegen die Hausbesetzer*innen ist völlig unver­hält­nis­mäßig und auch gefähr­lich. So wurde die Öffent­lich­keit alleine in den letzten Wochen mehrmals von folgen­rei­chen Schuss­waf­fen­ein­sätzen bei Polizei­ak­tionen geschockt, u.a. in Burghausen und in Cottbus. Wir fordern die Wupper­taler Polizei dazu auf, zum überzo­genen Vorgehen ihrer Beamt*innen und zur Einsatz­taktik Stellung zu beziehen.

Denn der unver­hält­nis­mä­ßige Polizei­ein­satz setzte sich weiter fort : Offenbar überfor­dert von der Solida­rität zahlrei­cher Nachbar*innen und verun­si­chert von den örtli­chen Gegeben­heiten, beorderte die Einsatz­lei­tung im Laufe der Nacht ein fast militä­ri­sches Aufgebot nach Wuppertal. Auch wenn die Polizei­füh­rung aus « einsatz­tech­ni­schen Gründen » keine Angaben macht : Wir können bestä­tigen, dass zur Verhin­de­rung der Aneig­nung eines leerste­henden Hauses Einsatz­hun­dert­schaften aus Köln und Dortmund angefor­dert wurden. Erst die immer massiver werdende Polizei­prä­senz in der Stadt und auf dem Ölberg führte im weiteren Verlauf zu zuneh­mendem Unmut der Anwohner*innen.

Vor diesem Hinter­grund ist es verständ­lich und folge­richtig, wenn in einer solchen Situa­tion viele Anwohner*innen und solida­ri­sche Menschen auf die Straße gehen und aufge­bracht und wütend sind. Dabei finden wir es wichtig, dass alle darauf achten, Nachbar*innen nicht zu verschre­cken oder zu ängstigen. Wenn diese von den weiteren Ereig­nissen der Samstag­nacht dennoch gestört wurden, lag das eindeutig am Versuch der Polizei­füh­rung, ein ganzes Viertel mehr oder weniger zu besatzen. Anwohner*innen wurden daran gehin­dert, über den Ölberg zu gehen oder Geschäfte und Lokale aufzu­su­chen ; die Stimmung der einge­setzten Beamt*innen war äusserst aggressiv. Noch in der Nacht wurden zwei an der Aktion völlig unbetei­ligte Ölberger*innen im Rahmen einer Perso­nen­kon­trolle bedrängt, körper­lich angegriffen und in Gewahrsam genommen. Während die Besetzer*innen der Marien­straße 41 gegen vier Uhr wieder frei waren, wurden die beiden Nachbar*innen bis zum Morgen festge­halten.

Für die erhal­tene Solida­rität möchten wir allen Nachbar*innen und Unterstützer*innen ausdrück­lich danken. WE Love Nordstadt

nachricht

Direkte Kommu­ni­ka­tion : Einla­dung an die Nachbar*innen

• Einla­dung zum Nachbar*innen-Treffen vom 02.September 2014 (Quelle)

Liebe Nachba­rinnen und Nachbarn auf dem Ölberg !

Ihr habt Samstag die Beset­zung des Hauses an der Marienstr. 41 und vor allem die anschlie­ßende Räumung durch die Polizei mitbe­kommen.

Als Besetzer*innen bzw. Unterstützer*innen der Aktion hatten wir natür­lich leider keine Möglich­keit, im Vorfeld mit allen Anwohner*innen zu sprechen.
Daher nochmal zum “warum?”:

Gedacht war das Haus als Treff­punkt und Sozial­zen­trum (Centro Sociale) für alle Ölberger*innen und als Willkom­mensort für neu in Wuppertal eintref­fende Flücht­linge (Refugee Welcome Center). Für die erste Woche waren u.a. Hartz IV-Beratungs­an­ge­bote, eine Diskus­si­ons­runde zu Hausbe­set­zungen, ein runder Tisch mit Geflüch­teten, Mieter*innentreffen und Filmvor­füh­rungen geplant. Auch zur Instand­set­zung des Hauses waren schon erste Überle­gungen angestellt worden.

In die konkrete Planung und Gestal­tung der Räume und der Angebote wollten wir euch natür­lich mit einbe­ziehen. Es waren ab dem ersten Tag regel­mä­ßige Treffen vorge­sehen, bei denen die Gelegen­heit bestehen sollte, eigene Wünsche und Vorschläge für eine zukünf­tige Nutzung zu machen. Die schnelle Räumung hat unsere Pläne leider zunächst verei­telt.

In unserer Wahrneh­mung haben in der Samstag­nacht viele von euch sehr solida­risch reagiert. Viele äußerten sich sehr genervt von dem überzo­genen Polizei­ein­satz und blieben bis spät in der Nacht vor Ort. Wir wissen, dass es dabei auch zu Ärger und Sorge bei einigen Nachbar*innen gekommen ist, bspw. weil Papier­con­tainer angezündet wurden und der Qualm in Wohnungen gedrungen ist, oder weil Leute Sorge um parkenden Autos hatten. Außerdem war es um den Otto Böhne-Platz herum natür­lich etwas unüber­sicht­lich und laut. Das tut uns leid. Es war nicht unsere Absicht euch zu nerven. Es war eine Reaktion auf das riesige Polizei­auf­gebot, das den ganzen Berg abrie­geln wollte.

Wir möchten euch für jetzt Dienstag, den 2.September herzlich dazu einladen, mit uns über die Aktion und den Polizei­ein­satz am Samstag zu reden, und uns eure Kritik, Anregungen, Unter­stüt­zung (oder was auch immer), mitzu­teilen. Wir würden auch gerne mit euch disku­tieren wie es weiter gehen kann, denn in der Nordstadt verkommen immer mehr leerste­hende Häuser. Wir denken, dass wir dagegen alle gemeinsan etwas unter­nehmen sollten.

Wir haben deshalb unser Diens­tags­treffen, bei dem es ums Thema Hausbe­set­zungen gehen soll, vom AZ auf den Otto Böhne Platz verlegt (bei zu schlechtem Wetter im Stil-Bruch). Beginn ist am Dienstag um 19:00 Uhr. Seid willkommen !

Besser die Jugend besetzt leere Häuser als fremde Länder !

treffen_02.09

Treffen mit 70 Nachbar*innen am 02.09.

• Reaktion auf Vorkomm­nisse nach der Beset­zung vom 07.September 2014

Kurze Nachricht fürs Gefah­ren­ge­biet !

Ein Hinweis für unsere Nachbar*innen vom Ölberg !

Speziell für jene, die auf den Straßen des Ölbergs kleine Deals machen, sich auf den öffent­li­chen Plätzen treffen, noch zu jung für irgendwas sind, gerne mal den Sperr­müll nach Brauch­barem durch­su­chen oder einfach auch nur rumhängen wollen !

Nachdem am 1.September durch das Ordnungsamt der Stadt Wuppertal nicht nur einige neu hinzu­ge­kom­menen Stühle vom Otto-Böhne Platz entfernt wurden, sondern auch die Biergar­ten­gar­nitur, die unter dem Pavillon schon lange als Sitzge­le­gen­heit bei Regen diente, gehen wir davon aus, dass es sich um eine Schikane handelt, die Unfrieden zwischen Nachbar*innen und Unterstützer*innen der Hausbe­set­zung in der Marien­straße 41 stiften soll. Das Vorgehen gegen solida­ri­sche Unbetei­ligte ist inter­na­tional eine bewährte Strategie um solida­ri­sche Nachbar­schaften ausein­an­der­zu­bringen.

Wir rechnen deshalb mit weiteren Schikanen wie Perso­nen­kon­trollen, Razzien oder Platz­ver­boten gegen Unbetei­ligte auch in den nächsten Tagen. Wir finden das scheiße und wollen – soweit möglich – gemeinsam dagegen vorgehen. Damit ihr im Falle einer solchen Schikane nicht alleine seid, bieten wir euch an, uns anzurufen und den Vorfall mitzu­teilen.

Dafür steht euch folgende Telefon­nummer zur Verfü­gung : 0176 xxxxxxxxxx

Sagt uns bitte was euch wann und wo passiert ist. Euren Namen müsst ihr uns nicht sagen. Gerne könnt ihr uns auch beim Sperr­müll­fest am Mittwoch, den 10.September direkt anspre­chen.

Seid bitte vorsichtig und passt auf euch auf ! Gegen ein Gefah­ren­ge­biet in der Wupper­taler Nordstadt !

Die Besetzer*innen der Marien­straße 41 und Unterstützer*innen

Einige Links zu anderen Artikeln und Berichten :

• Polizei­be­richt zur Nacht auf den 31.08.
• Krawalle am Ölberg - Polizei räumt besetztes Haus (Fotostrecke der WZ)
• Eskala­tion am Ölberg : Haus besetzt, Polizei­autos demoliert (Artikel WZ 31.08.)
• Randale auf dem Ölberg : Autonome besetzen ein Haus (Artikel WZ 31.08.)
WDR 1-Bericht zur Hausbe­set­zung u.d. Besitz­ver­hält­nissen vom 01.09.2014
• Stellung­nahme des Vereins Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V.
• Stadt hofft auf Mitein­ander von Moschee und Autonomen (Artikel WZ 02.09.)

• Viele Berichte gibt es laufend auch bei den „Eisbre­chern Wuppertal”

• Bericht der WDR-Lokal­zeit vom 01.09.2014
http://​youtu​.be/​z​O​B​h​8​d​P​N​5sE

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