Einige Worte zum Polizeieinsatz, Briefe an NachbarInnen
Einige Worte zum Polizeieinsatz :
Die als erste im Quartier eintreffenden Cops haben « auf eigene Rechnung » gehandelt – ohne Räumungstitel und ohne einen Einsatzbefehl. Ihr Vorgehen war völlig unverantwortlich. So sahen sich die zum Teil noch jugendlichen Besetzer*innen mit gezogenen Schusswaffen konfrontiert, obwohl diese sofort nach Eindringen der Polizei signalisierten, dass von ihnen keine Gefahr ausging. Die jungen Besetzer*innen wurden auch im weiteren Verlauf mit Gewaltandrohungen in Schach gehalten. Die Androhung des Einsatzes von Schusswaffen gegen die Hausbesetzer*innen ist völlig unverhältnismäßig und auch gefährlich. So wurde die Öffentlichkeit alleine in den letzten Wochen mehrmals von folgenreichen Schusswaffeneinsätzen bei Polizeiaktionen geschockt, u.a. in Burghausen und in Cottbus. Wir fordern die Wuppertaler Polizei dazu auf, zum überzogenen Vorgehen ihrer Beamt*innen und zur Einsatztaktik Stellung zu beziehen.
Denn der unverhältnismäßige Polizeieinsatz setzte sich weiter fort : Offenbar überfordert von der Solidarität zahlreicher Nachbar*innen und verunsichert von den örtlichen Gegebenheiten, beorderte die Einsatzleitung im Laufe der Nacht ein fast militärisches Aufgebot nach Wuppertal. Auch wenn die Polizeiführung aus « einsatztechnischen Gründen » keine Angaben macht : Wir können bestätigen, dass zur Verhinderung der Aneignung eines leerstehenden Hauses Einsatzhundertschaften aus Köln und Dortmund angefordert wurden. Erst die immer massiver werdende Polizeipräsenz in der Stadt und auf dem Ölberg führte im weiteren Verlauf zu zunehmendem Unmut der Anwohner*innen.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich und folgerichtig, wenn in einer solchen Situation viele Anwohner*innen und solidarische Menschen auf die Straße gehen und aufgebracht und wütend sind. Dabei finden wir es wichtig, dass alle darauf achten, Nachbar*innen nicht zu verschrecken oder zu ängstigen. Wenn diese von den weiteren Ereignissen der Samstagnacht dennoch gestört wurden, lag das eindeutig am Versuch der Polizeiführung, ein ganzes Viertel mehr oder weniger zu besatzen. Anwohner*innen wurden daran gehindert, über den Ölberg zu gehen oder Geschäfte und Lokale aufzusuchen ; die Stimmung der eingesetzten Beamt*innen war äusserst aggressiv. Noch in der Nacht wurden zwei an der Aktion völlig unbeteiligte Ölberger*innen im Rahmen einer Personenkontrolle bedrängt, körperlich angegriffen und in Gewahrsam genommen. Während die Besetzer*innen der Marienstraße 41 gegen vier Uhr wieder frei waren, wurden die beiden Nachbar*innen bis zum Morgen festgehalten.
Für die erhaltene Solidarität möchten wir allen Nachbar*innen und Unterstützer*innen ausdrücklich danken. WE Love Nordstadt
• Einladung zum Nachbar*innen-Treffen vom 02.September 2014 (Quelle)
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn auf dem Ölberg !
Ihr habt Samstag die Besetzung des Hauses an der Marienstr. 41 und vor allem die anschließende Räumung durch die Polizei mitbekommen.
Als Besetzer*innen bzw. Unterstützer*innen der Aktion hatten wir natürlich leider keine Möglichkeit, im Vorfeld mit allen Anwohner*innen zu sprechen.
Daher nochmal zum “warum?”:
Gedacht war das Haus als Treffpunkt und Sozialzentrum (Centro Sociale) für alle Ölberger*innen und als Willkommensort für neu in Wuppertal eintreffende Flüchtlinge (Refugee Welcome Center). Für die erste Woche waren u.a. Hartz IV-Beratungsangebote, eine Diskussionsrunde zu Hausbesetzungen, ein runder Tisch mit Geflüchteten, Mieter*innentreffen und Filmvorführungen geplant. Auch zur Instandsetzung des Hauses waren schon erste Überlegungen angestellt worden.
In die konkrete Planung und Gestaltung der Räume und der Angebote wollten wir euch natürlich mit einbeziehen. Es waren ab dem ersten Tag regelmäßige Treffen vorgesehen, bei denen die Gelegenheit bestehen sollte, eigene Wünsche und Vorschläge für eine zukünftige Nutzung zu machen. Die schnelle Räumung hat unsere Pläne leider zunächst vereitelt.
In unserer Wahrnehmung haben in der Samstagnacht viele von euch sehr solidarisch reagiert. Viele äußerten sich sehr genervt von dem überzogenen Polizeieinsatz und blieben bis spät in der Nacht vor Ort. Wir wissen, dass es dabei auch zu Ärger und Sorge bei einigen Nachbar*innen gekommen ist, bspw. weil Papiercontainer angezündet wurden und der Qualm in Wohnungen gedrungen ist, oder weil Leute Sorge um parkenden Autos hatten. Außerdem war es um den Otto Böhne-Platz herum natürlich etwas unübersichtlich und laut. Das tut uns leid. Es war nicht unsere Absicht euch zu nerven. Es war eine Reaktion auf das riesige Polizeiaufgebot, das den ganzen Berg abriegeln wollte.
Wir möchten euch für jetzt Dienstag, den 2.September herzlich dazu einladen, mit uns über die Aktion und den Polizeieinsatz am Samstag zu reden, und uns eure Kritik, Anregungen, Unterstützung (oder was auch immer), mitzuteilen. Wir würden auch gerne mit euch diskutieren wie es weiter gehen kann, denn in der Nordstadt verkommen immer mehr leerstehende Häuser. Wir denken, dass wir dagegen alle gemeinsan etwas unternehmen sollten.
Wir haben deshalb unser Dienstagstreffen, bei dem es ums Thema Hausbesetzungen gehen soll, vom AZ auf den Otto Böhne Platz verlegt (bei zu schlechtem Wetter im Stil-Bruch). Beginn ist am Dienstag um 19:00 Uhr. Seid willkommen !
Besser die Jugend besetzt leere Häuser als fremde Länder !
• Reaktion auf Vorkommnisse nach der Besetzung vom 07.September 2014
Kurze Nachricht fürs Gefahrengebiet !
Ein Hinweis für unsere Nachbar*innen vom Ölberg !
Speziell für jene, die auf den Straßen des Ölbergs kleine Deals machen, sich auf den öffentlichen Plätzen treffen, noch zu jung für irgendwas sind, gerne mal den Sperrmüll nach Brauchbarem durchsuchen oder einfach auch nur rumhängen wollen !
Nachdem am 1.September durch das Ordnungsamt der Stadt Wuppertal nicht nur einige neu hinzugekommenen Stühle vom Otto-Böhne Platz entfernt wurden, sondern auch die Biergartengarnitur, die unter dem Pavillon schon lange als Sitzgelegenheit bei Regen diente, gehen wir davon aus, dass es sich um eine Schikane handelt, die Unfrieden zwischen Nachbar*innen und Unterstützer*innen der Hausbesetzung in der Marienstraße 41 stiften soll. Das Vorgehen gegen solidarische Unbeteiligte ist international eine bewährte Strategie um solidarische Nachbarschaften auseinanderzubringen.
Wir rechnen deshalb mit weiteren Schikanen wie Personenkontrollen, Razzien oder Platzverboten gegen Unbeteiligte auch in den nächsten Tagen. Wir finden das scheiße und wollen – soweit möglich – gemeinsam dagegen vorgehen. Damit ihr im Falle einer solchen Schikane nicht alleine seid, bieten wir euch an, uns anzurufen und den Vorfall mitzuteilen.
Dafür steht euch folgende Telefonnummer zur Verfügung : 0176 xxxxxxxxxx
Sagt uns bitte was euch wann und wo passiert ist. Euren Namen müsst ihr uns nicht sagen. Gerne könnt ihr uns auch beim Sperrmüllfest am Mittwoch, den 10.September direkt ansprechen.
Seid bitte vorsichtig und passt auf euch auf ! Gegen ein Gefahrengebiet in der Wuppertaler Nordstadt !
Die Besetzer*innen der Marienstraße 41 und Unterstützer*innen
Einige Links zu anderen Artikeln und Berichten :
• Polizeibericht zur Nacht auf den 31.08.
• Krawalle am Ölberg - Polizei räumt besetztes Haus (Fotostrecke der WZ)
• Eskalation am Ölberg : Haus besetzt, Polizeiautos demoliert (Artikel WZ 31.08.)
• Randale auf dem Ölberg : Autonome besetzen ein Haus (Artikel WZ 31.08.)
• WDR 1-Bericht zur Hausbesetzung u.d. Besitzverhältnissen vom 01.09.2014
• Stellungnahme des Vereins Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V.
• Stadt hofft auf Miteinander von Moschee und Autonomen (Artikel WZ 02.09.)
• Viele Berichte gibt es laufend auch bei den „Eisbrechern Wuppertal”
• Bericht der WDR-Lokalzeit vom 01.09.2014
http://youtu.be/zOBh8dPN5sE
- Inhaltsverzeichnis
- Seite 1 : Erklärungen zur Besetzung der Marienstraße 41 in Wuppertal
- Seite 2 : Einige Worte zum Polizeieinsatz, Briefe an NachbarInnen