Wuppertal zum 1.Mai : Noch’n Bericht

Schöner autonomer 1.Mai in Wuppertal und gelun­gener Auftankt der „AZ bleibt an der Gathe“- Kampagne ! (Quelle)

Die 1. Mai-Feier­lich­keiten begannen dieses Jahr mit einer gut besuchten Vorabend-Tanz-Demo auf der fröhlich in den Mai getanzt und demons­triert wurde.

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Los ging es ab 19:00 Uhr im Deweert­schen Garten mit dem ein oder anderen inter­es­santen Redebei­trag zu Themen wie den Flücht­lings­kämpfen, Antifa und Recht auf Stadt. Im Anschluss ging es begleitet von gut tanzbarer Musik vom LKW der BlkShk los. Es waren erfreu­lich viele Leute unter­wegs, auf ihren Höhepunkt in der Luisen­straße hatte die Tanz-Demo über 400 Teilnehmer*innen.

Unter­wegs gab es neben Musik auch noch kurze Redebei­träge zu Zwangs­an­stalten wie das Jobcenter, außerdem wurde die „AZ bleibt an der Gathe“-Kampagne kurz vorge­stellt. Nach dem Stop am Kasino­kreisel begann es leider zu regnen und die Demo schrumpfte ein wenig, dennoch ging es gut gelaunt, mit einigen lauten Parolen wie z.B.: „Bier, Brause, Mate - AZ bleibt an der Gathe“ weiter. Am Ende der Demo, vor dem mittler­weile von der Stadt abgewi­ckelten Schau­spiel­haus, wurde noch etwas gefeiert. Leider meinten die Bullen hier nerven zu müssen und beläs­tigten Leute wegen angeb­lich gerufener Parolen mit belei­di­gendem Inhalt.

Am nächsten Tag sollte der Aufmarsch der Nazis in Dortmund um 12 Uhr statt finden, was den Faschisten wenigs­tens nicht ganz gelang : durch Blockaden von Antifaschist*innen konnte der Aufmarsch deutlich verzö­gert werden. Aber Dortmund war mit Bullen zugeschmissen und diese gingen teilweise sehr brutal gegen die Blockierer*innen vor. So konnten die über 400 Nazis schließ­lich doch laufen.

Trotz des ganzen Stress, trafen sich vor dem AZ an der Gathe um 18 Uhr in Wuppertal zunächst an die 100 Leute zur -wie immer- unange­mel­deten autonomen 1.Mai Demo. Gegen viertel nach sechs kam noch eine kleine Sponti, die schon ein bisschen in der Innen­stadt unter­wegs war, an. Dann ging es recht schnell und dynamisch die Marko­man­nen­straße rauf und die wohl etwas müden Bullen kamen nicht gut hinter her. Die Demo, die in der Fried­rich­straße gut Schwung aufge­nommen und bereits einige Teilnehmer*innen dazu gewonnen hatte, wollte ihren selbst­be­stimmten Weg über den Karls­platz Richtung Innen­stadt fortsetzen ! Aber leider warteten die Schergen hier dann doch, zu nicht ganz wenigen. Es kam zu leich­teren Ausein­an­der­set­zungen mit der Staats­macht, die rasch zum Knüppel griff und die Bullen bewiesen wiedermal, dass sie gemeine Tierquäler sind, als sie ihre Hunde auf Demonstrant*innen hetzte. Die Demo verzich­tete dann darauf weiter in die Innen­stadt zu drängen, denn in der Wupper­taler Innen­stadt ist am 1.Mai sehr wenig los und setzte ihren Weg mit lauten Parolen durch die Nordstadt fort. Unter­wegs war gut zu sehen, wie sehr die Menschen aus der Nordstadt die 1.Mai Demo quer durchs Viertel in den letzten Jahren vermisst hatten. Es wurde aus den Fenster gewunken und es schlossen sich immer wieder Leute spontan an. Die meisten Teilnehmer*innen (über 300) erreichte die Demo dann auf der Wiesen­straße. Schließ­lich ging es auf gewohnten Pfaden durch die Marien­straße Richtung Schus­ter­platz. Es war den Bullen anzumerken, dass sie hofften, das Spektakel wäre nun zu Ende, doch nicht am 1.Mai in Wuppertal. Die Demo bog selbst­be­stimmt und kurzer­hand in die Brunnen­straße ab, zog zur Wülfra­ther­straße und von dort aus auf die Briller­straße, die schon seit 10 Jahre keine 1.Mai Demo mehr gesehen hatte. Spätes­tens an diesen Punkt zeigte sich auch, dass die Bullen dem Auf und Ab über die Wupper­taler Hügel, ganz im Gegen­satz zu den Demonstrant*innen, kondi­tio­nell nicht gewachsen waren. Nachdem die Demo zufrieden mit dem Besuch auf der Briller­straße und der Route quer durchs Viertel nun langsam den Weg zum Schus­ter­platz und somit zum selbst­or­ga­ni­sierten Straßen­fest einschlagen wollte, versperrten plötz­lich behelmte und aggres­sive Bullen den Weg. Da sie offen­sicht­lich nicht ortskundig waren wollten sie die Demo zur Umkehr zwingen, was einen Umweg zum Schus­ter­platz bedeutet hätte. Von den hellwa­chen Demoteilnehmer*innen konnte ein großer Teil den Weg zum Straßen­fest über das Gelände des St.Anna Gymna­sium abkürzen. Das war zwar mit einem kleinen Hindernis- Parkur verbunden, der aber für viele doch zu bewäl­tigen war. Der andere Teil der Demo, tat den traurigen Bullen den Gefallen und ging mit lauten Parolen den angegeben Weg zurück.

Als schließ­lich alle auf dem Schus­ter­platz angekommen waren, gab es lecker Essen und Getränke von der Vokü, etwas Musik und noch ein paar Redebei­träge u.a. zu den Ausein­an­der­set­zung gegen Verdrän­gung in Köln (http://​zwangs​rae​u​mung​-verhin​dern​.de/) und Mülheim a.d. Ruhr (http://​wissoll​stras​se​er​halten​.wordpress​.com/) und natür­lich zur „AZ bleibt an der Gathe!“ -Kampagne. Leider mussten die Schergen unbedingt zeigen wie humorlos und nickelig sie sind : sie filmten Teilnehmer*innen der Demo und bedrohten und belei­digten Besucher*innen des Straßen­festes. Nach einer Durch­sage, dass das jetzt sofort aufzu­hören hat, verschwanden sie dann endlich. Insge­samt war es ein sehr schöner und gelun­gener autonomer 1.Mai in Wuppertal : die Demo war schwung­voll, gut gelaunt und laut und die Route selbst­be­stimmt ! Wir sehen uns hoffent­lich nicht erst am nächsten Autonomen 1.Mai in Wuppertal auf der Straße : Im Mai geht es los mit den Blockupy Aktions­tagen u.a. in Düssel­dorf und in Wuppertal gibt es auch noch den ein oder anderen spannenden Termin !

Termine :

  • 9.Mai | Rassis­ti­sche Hetze von Pro NRW verhin­dern ! | 14 Uhr | Alter Markt in Wuppertal-Barmen
  • 10.Mai | Wuppertal – Ukraine : Demons­tra­tion Nie Wieder Krieg ! Nie wieder Faschismus ! Gegen den geopo­li­ti­schen Konfron­ta­ti­ons­kurs der NATO und Russland ! Gegen die Unter­stüt­zung von ukrai­ni­schen Faschist*innen durch die deutsche Regie­rung ! | 14 Uhr | Kersten­platz in Wuppertal-Elber­feld
  • 15-25. Mai | Blockupy-Aktions­tage
  • 17.Mai | Antiras­sis­ti­scher Aktionstag in Düssel­dorf | 80’er Soli-Party im AZ Wuppertal
  • 24.Mai | Nachbar­schafts­fest rund ums AZ an der Gathe | Wuppertal
  • 29.Mai | Sperr­müll­fest auf dem Ölberg „Der Sperr­müll bleibt frei!“ | 18 Uhr | Otto-Böhne-Platz in Wuppertal-Elber­feld
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Ausgetretene Pfade verlassen ! Bericht zum 1.Mai.

Für die aktive Linke ist der 1.Mai eines Jahres immer auch ein Datum, das auch der Selbst­ver­ge­wis­se­rung dient : Wo stehen wir ? Wieviele sind wir ? Glauben wir an unsere Kraft ? Und wenn ja, wofür soll diese einge­setzt werden ? In Wuppertal läuft am 1.Mai seit drei Jahrzehnten eine der ältesten unange­mel­deten autonomen Maidemos durch die Stadt. Fast alles hat es dabei schon gegeben und dennoch ist es jedes Jahr spannend zu sehen, wie es um die politi­sche Gegen­wehr in der Stadt steht. Das so_ko_wpt ist da natür­lich dabei.

Wie sieht es also aktuell aus mit der Wider­bors­tig­keit ? Hier ist unser Bericht von zwei Tagen « 1MaiWpt », die Überra­schungen boten und Hoffnung machten.

Unser Artikel zum Wupper­taler 1.Mai :

Einfach mal ausge­tre­tene Pfade verlassen !

Der autonome 1.Mai in Wuppertal, der seit vier Jahren bereits am 30.April mit einer Vorabend-Nacht­tanz­demo in der Elber­felder Innen­stadt beginnt und mit dem abend­li­chen Schus­ter­platz­fest auf dem Ölberg endet, bot 2014 ein paar Überra­schungen, an denen auch das so_ko_wpt hier und da betei­ligt war. Es waren insge­samt schöne Tage. Die in der momen­tanen Situa­tion wichtigste Botschaft des diesjäh­rigen « 1MaiWpt » : Es lebt !

Die im ersten Jahr noch vom Aktions­bündnis für das Recht auf Stadt, « basta ! », organi­sierte Nacht­tanz­demo am Vorabend des ersten Mai stand diesmal unter dem Motto « Wir haben mehr vom Leben als von der Arbeit ! ». In den Jahren zuvor war es u.a. um die Kürzungs­po­litik der Stadt Wuppertal, um frech gewor­dene Nazis im Tal und um die Erwei­te­rung einer ECE-Shopping­mall auf einem öffent­li­chen Platz in der Elber­felder City gegangen.

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Mit « Wir haben mehr vom Leben als von der Arbeit ! » sollte diesmal an die Wurzeln selbst­be­stimmten Kampfes erinnert werden : Das Ziel eines guten Lebens für alle ist mit dem kapita­lis­ti­schen Ideal eines in allen Berei­chen durch­kom­mer­zia­li­sierten Daseins und der Zurich­tung von Menschen zu Arbeits- und Konsum­ma­schinen einfach nicht vereinbar. Mit dem Aufruf sollte angespro­chen werden, dass dreissig Jahre neoli­be­raler Gehirn­fraß auch vor unseren eigenen Köpfen nicht halt gemacht hat und dass wir für den – meistens leider recht wider­standslos hinge­nom­menen – Konkur­renz­druck und für eine über Grenzen gehende Leistungs­be­reit­schaft durchaus auch selbst verant­wort­lich sind. Die Einla­dung, sich mit der Vorabend-Nacht­tanz­demo die Straßen (und für zumin­dest einen Abend) auch ein Stück des eigenen Leben zurück­zu­holen, nahmen zu Beginn im Luisen­viertel um die 500 Menschen an. Nach einem krassen Regen­guss gegen 22 Uhr erreichten noch etwa 200 von ihnen die bis Mitter­nacht dauernde Kundge­bung zum Abschluss am Schau­spiel­haus. Im Rahmen der Etappen­disko, die auf dem Musik­kampf­wagen von Block­schock- und Du&Ich-DJs grandios beschallt wurde, gab es auf der Route mehrere Wortbei­träge bei einer in diesem Jahr deutlich politi­scheren Vorabend­demo.

« Niedrig­lohn und Leihar­beit – dafür haben wir keine Zeit »

Beim Auftakt im Deweerth’schen Garten gabs zunächst einen Überblick der aktuellen politi­schen « ToDo-Liste ». Angespro­chen wurde beispiels­weise die Situa­tion der von Duisburg in die Nachbarstaft Ennepetal umgezo­genen Romafa­mi­lien, die sich dort bereits wieder hetze­ri­schen Zeitungs­ar­ti­keln und Facebook-Kommen­taren ausge­setzt sehen. Es wurde dazu aufge­rufen, die Geschichte in Ennepetal weiter zu verfolgen und ggf. von Wuppertal aus zu agieren. In einem anderen Beitrag erfolgte eine klare Distan­zie­rung von den Querfront-Tendenzen am Rande der « Montags­mahn­wa­chen », dazu gab es einen kurzen Ausblick auf die inter­na­tio­nalen Lage vor dem 1.Mai. Bereits zu diesem Zeitpunkt mißfiel der polizei­li­chen Einsatz­lei­tung die Wortwahl bei der Rede, weil die am nächsten Tag in Istanbul einge­setzten 35.000 Cops « Bullen » genannt wurden. Die außer­ge­wöhn­lich feingeis­tige Sprach-Sensi­bi­lität der Unifor­mierten hielt dann bis zum Schluss der Demo an.

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Die Antifa machte auf die Aktivi­täten diverser rechter Gruppen und der Nazis zur bald bevor­ste­henden Kommunal- und Europa­wahl aufmerksam und die « Karawane für die Rechte der Flücht­linge und Migran­tInnen » berich­tete von der Situa­tion der Geflüch­teten, die auch am „Tag der Arbeit” unter einem Arbeits­verbot leiden. Dazu wurde das solida­ri­sche State­ment der « Lampe­dusa-Gruppe » zur Hamburger 1.Mai-Demo verlesen. Am Jobcenter Neumarkt­straße schil­derte ein Redner von Tacheles die Sankti­ons­praxis des Jobcen­ters, das in Wuppertal als « Options­kom­mune » ein rein städti­sches Unter­nehmen ist, und für das nächste Sperr­müll­fests auf dem Ölberg (29.Mai) wurde konkrete Hilfe für Drang­sa­lierte angekün­digt : Bei einem « Anti-Bewer­bungs-Workshop » sollen Wege zu einer erfolg­losen Bewer­bung aufge­zeigt werden.

Die Slogans der Vorabend­demo kreisten vom auch auf dem Front­trans­pa­rent der Demo stehenden « Niedrig­lohn und Leihar­beit – dafür haben wir keine Zeit ! », vor allem um die soeben gestar­tete Kampagne « Das AZ bleibt an der Gathe ! » des Autonomen Zentrums. Auf den Klassiker « Kein Tag ohne…» konnte sich hin und wieder sogar (fast) die gesamte Demo einigen. Die Vorabend­demo 2014 ging im Ganzen ohne größere Zwischen­fälle ab : Nicht alles hat geklappt und die Cops waren speziell bei der Abschluss­kund­ge­bung (bei der es zu zwei Perso­na­li­en­fest­stel­lungen wegen « Belei­di­gung » kam) teilweise provo­kativ, es überwog aber allseits der Spaßfaktor. Die Demo war eine prima kämpfe­ri­sche Einstim­mung auf den nächsten Tag.

Soziale Revolu­tion statt Sozial­part­ner­schaft !
Wir sind nicht Volk ! Wir sind Klasse !

Der folgende 1.Mai war dann auch um einiges ereig­nis­rei­cher als in den letzten Jahren. Obwohl manche den Weg nach Dortmund angetreten hatten, um dort Nazis zu blockieren, erschienen einige Demons­tranten bereits am frühen Mittag auf dem Lauren­ti­us­platz zur jährli­chen Maifeier des DGB. Wir hatten uns vorge­nommen, zwischen Bratwurst und Frühschoppen die Rolle der deutschen Einheits­ge­werk­schaften in der europäi­schen und weltweiten Krise kritisch zu hinter­fragen. (Siehe auch : Wir sind nicht Volk ! Wir sind Klasse ! Unser Text zur DGB Maifeier 2014) Auf dem mitge­brachten Trans­pa­rent fragten wir die anwesenden Gewerk­schaf­te­rInnen « Which Side are You on ? » und bei der in einer Konzert­pause abgehal­tenen spontanen Kundge­bung erzählten wir von den ziemlich beschis­senen Arbeits­be­din­gungen der Busfah­re­rInnen beim Stadt­werke-Subun­ter­nehmen « Rhein­gold ». Es wurde klarge­macht, dass die häufig für 1.000 Euro netto schuf­tenden Fahre­rInnen und dieje­nigen, die sich vom Hartz IV-Regel­satz nur andert­halb monat­liche Busfahrten in die Innen­stadt leisten können, im selben Boot sitzen.

busbahnhof

Als eine hausge­machte Ursache der unsozialen Entwick­lung des Wupper­taler Nahver­kehrs wurden falsche Priori­täten der lokalen, von den Gewerk­schaften offiziell unter­stützten, Politik benannt. So musste für den Presti­ge­umbau am Döppers­berg ein Teil der Energie­sparte der Wupper­taler Stadt­werke priva­ti­siert werden, was den existen­ziell auf Quersub­ven­tionen angewie­senen Nahver­kehr zuneh­mend in Bedrängnis bringt. Die Reaktion der meisten der anwesenden Gewerk­schaf­te­rInnen auf unsere Gener­lab­rech­nung mit der Funkti­ons­elite der DGB-Gewerk­schaften war erstaun­lich positiv und ermutigte uns, zu einer spontanen kleinen Demons­tra­tion durch die Innen­stadt zum Busbahnhof in Elber­feld aufzu­rufen. Ob die kriti­schen Gewerk­schaf­te­rInnen tatsäch­lich dazu anmiert werden können, sich in Richtung eines politi­schen Mandats zu organi­sieren, und ob beispiels­weise eine Bereit­schaft zur einge­for­derten Solida­rität mit den in Köln angeklagten Ford-Arbei­te­rInnen aus dem belgi­schen Genk entstehen kann, bleibt trotz des erstaun­li­chen Zuspruchs natür­lich zweifel­haft.

Es machten sich dann auch nicht zuviele mit uns auf den Weg. Doch die kleine Demo, die zum Döppers­berg zog, war laut und entschlossen, sodass alle am Feiertag Flanie­renden auf der Route erreicht werden konnten. Die am Busbahnhof anwesenden Busfah­re­rInnen und Fahrgäste wurden über die miese Entloh­nung der « Rheingold»-KollegInnen in Kenntnis gesetzt und die Stadt­werke wurden aufge­for­dert, auch bei den Subun­ter­neh­mern endlich für anstän­dige Arbeits­be­din­gungen zu sorgen. Der nicht angemel­dete Zug durch die Stadt erfüllte aber auch noch einen weiteren politi­schen Zweck : Im Vorfeld der meist eng einge­schlos­senen autonomen Maidemo am Nachmittag sollte der Beweis angetreten werden, dass wir immer noch zu jeder Zeit und überall demons­trieren können.

Straße frei für den ersten Mai !

Das gleiche Ziel verfolgte eine kleine unange­mel­dete und schnelle Demo in der Elber­felder Innen­stadt am späten Nachmittag. Auch die Initia­to­rInnen dieser Gruppe wollten durch ihren gemein­samen Weg zum « offizi­ellen » Treff­punkt der autonomen Maide­mons­tra­tion demons­trieren, dass sie nicht mehr gewillt sind, sich auf von der Polizei lange vorge­plante Demorouten zu beschränken. Sie verstanden ihre Aktion als Teil der « Das AZ bleibt an der Gathe!»-Kampagne, die vom Autonomen Zentrum Wuppertal an diesem 1.Mai gestartet wurde. („links­unten indymedia”: Für einen unbere­chen­baren autonomen 1.Mai in Wuppertal und anderswo)

sponti

Nachdem die Gruppe vom alter­na­tiven Sammel­punkt am gemein­samen Treff­punkt eintraf, startete die wie immer unange­mel­dete « offizi­elle » Maide­mons­tra­tion des Autonomen Zentrums. Nachdem sie in den letzten Jahren in ein immer engeres Einsatz­kon­zept der Polizei gezwängt worden war, raffte sich die Demo in diesem Jahr nach langer Zeit mal wieder dazu auf, die größte Strecke der Route selbst­ge­wählt zu gehen. Beför­dert wurde das durch Cops, die dieses Jahr nicht wirklich auf Zack waren und die auch mit der Ölberg-Topogra­phie nicht sonder­lich vertraut schienen. So hechelten ältere Demoteil­neh­me­rInnen und die beglei­tenden Einsatz­kräfte stetig mal diesen, mal jenen steilen Anstieg im Straßen­ge­wirr des Ölbergs hinauf, um talwärts die zuvor voran­ge­sprin­teten Jüngeren am Fuß des nächsten Berges wieder einzu­holen.

Die etwa 350 Teilneh­menden, die erstmals seit Jahren auf dem Weg wieder durch sich solida­ri­sie­rendes Publikum verstärkt wurden, hatten viel Spaß an einer wesent­lich längeren Route als in den Vorjahren. Die Botschaft, dass das autonome Zentrum lebt und nicht berechenbar bleibt, wurde fast durch die ganze Elber­felder Nordstadt getragen. Passend, dass dabei auch jene Stelle passiert wurde, wo es vor 25 Jahren die Beset­zung der « Muno»-Fabrik gegeben hatte – ein entschei­dender Baustein beim langen Kampf um ein AZ im Tal. Erst nach knapp zwei Stunden erreichte der autonome 1.Mai das tradi­tio­nelle Schus­ter­platz­fest im Herzen des Ölbergs. Impulse, das bunte Treiben von hier aus fortzu­setzen, schei­terten am Ende an der verbrei­teten Erschöp­fung. Der Ölberg fordert eben auf allen Seiten seinen Tribut.

1mai

Kein Tag ohne autonomes Zentrum !

Das Fazit dieses 1.Mai in Wuppertal ist positiv. Verschie­dene Akteure, verschie­dene Aktionen, verschie­dene Inhalte und verlas­sene ausge­tre­tene Pfade. Auch wenn 2014 wieder einmal die « soziale Revolu­tion » gefor­dert aber nicht gemacht wurde, so endete der Tag doch hoffnungs­voll. Beweg­lich­keit und Unbere­chen­bar­keit sind zu einer Zeit zurück­ge­kehrt, in der manche bereits eine erkal­tende Starre eintreten sahen. Was daraus in der (nahen) Zukunft gemacht werden wird, ist offen. Es wird sich spätes­tens beim nächsten Mal erweisen, wenn die in den Vorjahren augen­schein­lich ebenfalls einge­schlum­merte Staats­ma­schi­nerie versu­chen wird, auf der Höhe zu sein. Doch es sind neue Handlungs­op­tionen sichtbar geworden, die dafür sorgen, dass dem autonomen 1.Mai auch vor einer dann vielleicht wieder « hellwa­chen » Polizei nicht bange sein muss.

Ein anderes Ergebnis der zwei Tage « 1MaiWpt » ist ebenfalls erfreu­lich : Es wurde deutlich, dass das Autonome Zentrum ein unver­zicht­barer Bestand­teil des politi­schen und kultu­rellen Wider­stands in Wuppertal ist. Für alle Betei­ligten ist es ein notwen­diger Bezugs­punkt in der Arbeit und Organi­sa­tion. Das Wohlwollen, mit dem die Nachba­rInnen des Quartiers der autonomen Maide­mons­tra­tion begeg­neten und den Teilneh­menden teilweise zuwinkten oder sich gar der Demo anschlossen, ist für bevor­ste­hende Kämpfe um den Erhalt des Hauses am jetztigen Standort ein wichtiges Pfund – ebenso wie die vielen, die sich am Vorabend des 1.Mai  mit dem Inhalt der Vorabend­demo lautstark identi­fi­zierten. Das AZ Wuppertal lebt und produ­ziert Überra­schungen. Das ist in Zeiten wie diesen doch mal eine gute Botschaft !

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