Schreckliches Personalpanoptikum

Gegen die IMK ! Aufruf aus Wuppertal.

Jo. Wir haben gelernt, dass Perso­na­li­sie­rungen in der politi­schen Arbeit meist zu kurz gesprungen sind, dass es syste­mi­sche Struk­turen sind, die uns das Leben schwer machen. Perso­na­li­sie­rungen sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Und doch : Hin und wieder kann es befreiend sein, den Zorn über die « deutschen Zustände » auf einzelne Zustän­dige zu fokus­sieren und die Figuren, die exeku­tieren und ausführen, offensiv anzuspre­chen. Anfang Dezember bietet sich in Köln dafür wieder einmal die Gelegen­heit, wenn sich die Innen­mi­nister zu ihrer turnus­ge­mäßen Konfe­renz treffen.

Traditionell übles Panoptikum: IMK 1973 in Bayern

Tradi­tio­nell übles Panop­tikum : IMK 1973 in Bayern

De Maizière, Jäger, Herrmann, Henkel, Ulbig, Neumann – einige der amtie­renden Minister « für Inneres » in Kaltland. Es ist ein Auszug eines sich immer wieder aufs Neue regene­rie­renden schreck­li­chen Perso­nal­pan­op­ti­kums. Verschwindet mal einer von der Liste der amtie­renden Innen­mi­nister – wie zuletzt das nieder­säch­si­sche Ekelpaket Uwe Schüne­mann („Wer fried­lich demons­trieren will, kann sich nicht von Polizei­prä­senz einge­engt fühlen – sie dient ja dem Schutz fried­li­cher Demons­tranten.“) – tauchen umgehend neue Repres­si­ons­fe­ti­schisten auf, die dafür sorgen, dass die europäi­sche Abschie­be­ma­schine nicht ins Stocken gerät, dass Linke mit allen Mitteln verfolgt und Nazis ebenso aufwändig geschützt werden und dass Gesin­nungs- und Verfol­gungs­pa­ra­gra­phen wie die §§129 unange­tastet bleiben.

Bewer­bungs­schreiben für die Nachfolge Uwe Schüne­manns als fürch­ter­lichstem Innen­minster haben alle oben Genannten im Laufe des Jahres 2014 abgegeben. Frank Henkel hat in Berlin ganz offen­sicht­lich persön­li­ches Vergnügen daran, verzwei­felte Geflüch­tete zu verar­schen und zu verhöhnen ; Michael Neumann steht ihm darin nur wenig nach und kann zudem noch den Bullen­ein­satz am 21.12.2013 und das « Gefah­ren­ge­biet » in Hamburg für sich anführen. NRW-Innen­mi­nister Ralf Jäger hingegen arbeitet beharr­lich an dem Beweis, dass eine rot-grüne Landes­re­gie­rung bei der Verharm­lo­sung von Nazis wie zuletzt bei den « HoGeSa»-Riots in Köln oder in der Abschie­be­praxis den Reaktio­nären der CDU in nichts nachsteht.

Zuletzt hat sich aus deren Reihen Markus Ulbig in Sachsen in Erinne­rung gebracht, der ohnehin für eine beispiel­lose sächsi­sche Repres­sion gegen Antifaschist*innen bekannt ist. Als Reaktion auf stetig anwach­senden Hass von so genannten « besorgten Bürgern » auf Flücht­linge und Migran­tInnen, kündigte er gerade erst Sonder­ein­heiten der Polizei für « straf­fäl­lige Asylbe­werber » an und warnte zudem bei der Beurtei­lung der « Pegida»-Demos in Dresden nicht vor deren offenen Rassismus, sondern vor « gefähr­li­chen Antifa-Reflexen ».

Üble Erinne­rungen an Seiters

Damit lässt Ulbig üble Erinne­rungen an den Bundes­mi­nister Rudolf Seiters wachwerden, der anläss­lich des rassis­ti­schen Pogroms gegen die Bewoh­ne­rInnen des « Sonnen­blu­men­hauses » in Rostock-Lichten­hagen 1992 Verschär­fungen des Gesetzes forderte : „Wir müssen gegen den Missbrauch des Asylrechts handeln, der dazu geführt hat, dass wir einen unkon­trol­lierten Zustrom in unser Land bekommen haben.“ Dann wurde das Asylrecht faktisch abgeschafft.

Auch Thomas de Maizière, der aktuelle Bundes­in­nen­mi­nister, bemüht sich darum, in der gnaden­losen Männer-Riege der Amtsfolger Heinrich Himmlers (deutscher Innen­mi­nister 1943-1945) nicht durch beson­dere Laxheit aufzu­fallen. Zur Zeit treibt er die « schärfste und schäbigste » Asylrechts­än­de­rung seit den Tagen Seiters voran (Zitat Süddeut­sche Zeitung, Heribert Prantl) und beendet qua deutscher Order die italie­ni­sche Seenot­ret­tung ertrin­kender Flücht­linge im Mittel­meer. Auch in anderen Berei­chen ist er nicht bereit, von repres­siven Tradi­tionen zu lassen : Ungerührt vom Kriegs­ge­schehen in Shingal oder Kobane betonte er noch im Oktober den Verbleib der kurdi­schen PKK auf der deutschen « Terror­liste ».

De Maizière vertei­digt damit verbissen die Praxis des 2001 einge­führten Paragra­phen 129b – dem Zwillings­pa­ra­graph des §129a, einem Uralt-Instru­ments zur Pauschal­ver­däch­ti­gung, mit dem seit seiner Verschär­fung im « deutschen Herbst » 1976 immer wieder linke Struk­turen und Aktivist*innen einge­schüch­tert und krimi­na­li­siert werden. Die Paragra­phen haben bis heute Dutzende deutsche, türki­sche und kurdi­sche Linke in deutsche Knäste gebracht – meist mit willkür­li­chen Konstruk­tionen einer « Unter­stüt­zung terro­ris­ti­scher Verei­ni­gungen » im Aus- oder Inland. Zuletzt wurde noch Ende August – PKK-nahe Kämpfer*innen hatten gerade die Yezid*innen vor den « IS-Milizen » gerettet – Mehmet D., ein 45-jähriger Kurde, wegen « Mitglied­schaft in der verbo­tenen kurdi­schen Arbei­ter­partei PKK » festge­nommen.

Von Heili­gen­damm nach Elmau

Die §§129 dienen jedoch nicht nur der Einknas­tung, die Behörden nutzen sie auch immer wieder zu willkür­li­chen Durch­su­chungen und zur « Aufklä­rung der Szene ». So geschah es z.B. auch vor dem « G8-Gipfel » im Jahr 2007 in Heili­gen­damm, als im Vorfeld in Hamburg, Berlin, Bremen, Schleswig-Holstein, Nieder­sachsen und Branden­burg eine Durch­su­chungs­welle über die « linke Szene » hinweg­rollte. In über 40 Wohnungen und Projekten kam es zu Razzien und Beschlag­nahmen von Compu­tern und anderem. In der Folge wurde gegen 18 Personen mit dem Vorwurf der „Bildung einer terro­ris­ti­schen Verei­ni­gung zur Verhin­de­rung des G8-Gipfels” nach §129a ermit­telt, gegen drei weitere Personen wurden wegen der « Mitglied­schaft in der terro­ris­ti­schen Verei­ni­gung Militante Gruppe (MG)» Verfahren einge­leitet.

Das kann wieder passieren, denn wenn die Innen­mi­nister am 11. und 12.12. in Köln zusam­men­kommen, werden sie laut Bericht des « Behörden-Spiegels » auch über « sicher­heits­re­le­vante » Vorbe­rei­tungen des geplanten « G7-Gipfels » im Juni nächsten Jahres im bayri­schen Elmau beraten. Bereits jetzt geistern Zahlen von bis zu 17.000 Polizist*innen durch den Blätter­wald, die die « heile Welt » in Oberbayern, aber auch das nahe München oder das öster­rei­chi­sche Innsbruck länder­über­grei­fend vor Protesten absichern sollen. Mit « aufklä­renden » Maßnahmen im Vorfeld darf auch diesmal gerechnet werden.

Über prinzi­pi­elle Erwägungen hinaus gibt es demnach auch ganz konkrete Anlässe genug, um gegen die « IMK » zu mobili­seren. Denn auch wenn die IMK-Tages­ord­nung nur teilweise öffent­lich wird – es reicht das Veto eines Bundes­landes, um einen Tages­ord­nungs­punkt geheim zu halten – sind eben doch bereits einzelne Punkte bekannt. So wird neben Elmau beispiels­weise auch eine Erleich­te­rung von Abschie­bungen nach Afgha­ni­stan bespro­chen, weil die dortige Sicher­heits­lage angeb­lich einer « dringenden Neube­wer­tung » bedürfe - so berichtet « Pro Asyl ».

Auf nach Köln !

Selbst wenn Perso­na­li­sie­rungen nicht der Weisheit letzter Schluss sind – bei der bevor­ste­henden Ansamm­lung der oben Erwähnten liegen wir damit nicht daneben. Kommt deshalb zur bundes­weiten Demo am 6.Dezember in Köln und betei­ligt euch auch an den für die Konfe­renz­tage am 11. und 12.Dezember geplanten Aktionen.

In Wuppertal wird für den 6.12. u.a. vom so_ko_wpt und von kurdi­schen Gruppen gemeinsam zur Anreise nach Köln mobili­sert. Infos gibt es bei einer Veran­stal­tung im Autonomen Zentrum an der Gathe am Dienstag den 2.Dezember (19:30 Uhr). Achtet auf weitere Ankün­di­gungen !

IMK auflösen !
PKK-Verbot aufheben, Grenzen überwinden !

Artikel teilen

Wir sind nicht Volk ! Wir sind Klasse ! Zum 1.Mai 2014

Im Aufruf für den heutigen 1.Mai fordert der DGB vor allem eine « aktive nachhal­tige Indus­trie­po­litik », weil « große (…) Zukunfts­fragen – wie zum Beispiel Klima­wandel, Ernäh­rung der Weltbe­völ­ke­rung, umwelt­ge­rechte Mobilität, (…) oder zukunfts­fä­hige Energie­ver­sor­gung – nur durch indus­tri­elle Innova­tionen zu lösen sind » (DGB-Regions­ge­schäfts­füh­rerin Sigrid Wolf). Wir fragen Frau Wolf : Wie kann es sein, dass nach zwei Jahrhun­derten indus­tri­eller Innova­tionen die genannten Probleme virulenter sind als vor der indus­tri­ellen Revolu­tion ? Wie ein ungebro­chenes « Weiter so ! » ohne eine entschei­dende Kursän­de­rung da Lösungen schaffen soll, bleibt wahrschein­lich Frau Wolfs Geheimnis.

Angesichts des von den Besit­zenden angezet­telten (Klassen-) Kriegs gegen Mensch und Umwelt klingt das erschre­ckend. Eine endlose Auste­ri­täts­krise in Südeu­ropa – tote Kolle­gInnen auf FIFA-Baustellen in Katar oder in Bangla­deshs Textil­fa­briken – prekäre Beschäf­ti­gung in Wuppertal – und eine Einheits­ge­werk­schaft, die sich für eine gemeinsam mit der Regie­rung abgelie­ferte « gute Krisen­be­wäl­ti­gung » abfeiert und weiter auf ungebro­chenes Wachstum setzt…

Während der DGB in Wuppertal und in anderen Städten Deutsch­lands am 1.Mai ein paar hundert Menschen auf die Straße bringt und sich abschlie­ßend bei Bratwurst und Bier für einen geschwin­delten Mindest­lohn selbst auf die Schul­tern klopft, stemmen sich heute in Istanbul zehntau­sende Arbei­te­rInnen, Studen­tInnen und Schüle­rInnen gegen 35.000 Polizisten, die Erdogan zun Taksim schickt. Gleich­zeitig gehen Hundert­tau­sende in Spanien, Portugal, Griechen­land oder Italien auch diesen 1.Mai wieder auf die Straße. Überall regt sich gegen die Demon­tage sämtli­cher Errun­gen­schaften der Arbei­te­rIn­nen­be­we­gung Wider­stand und Gewerk­schaften nehmen in den Protesten ihre politi­sche Verant­wor­tung wahr. Der Protest ist beharr­lich wie existen­tiell. Seit Jahren kämpfen Millionen Rentne­rinnen, Schüler, Studie­rende, Erwerbs­lose und Arbei­te­rinnen gegen eine Politik, die zu Priva­ti­sie­rungen und Massen­ar­beits­lo­sig­keit sowie zur Zerstö­rung ganzer Bildungs- und Sozial­sys­teme geführt hat. Sie stürzt die Menschen immer tiefer in die Misere, während das bei den Besit­zenden angehäufte Kapital nach immer neuen Anlage­mög­lich­keiten sucht und dabei ganze Regionen und gewach­sene Städte zerstört.

DGB-Maifest

Wir sind nicht Volk – wir sind Klasse !

Entsetz­lich still ist es dagegen in Deutsch­land, dem Land der Krisen­ge­winnler, dessen Regie­rung die europäi­sche Politik des Kürzens mit Unter­stüt­zung der Troika ohne Rücksicht auf ein würdiges Dasein der Menschen durch­peitscht. Sie bedient sich dabei der einem Import­de­fizit geschul­deten Stärke des « Stand­orts Deutsch­land », der in den letzten zehn Jahren unter erklärter Mithilfe der DGB-Gewerk­schaften zum Billig­lohn­land sozial­ge­part­ner­schaftet wurde : Das « Bündnis für Arbeit » und die « Agenda 2010 » brachten den Arbei­tenden in Deutsch­land niedri­gere Löhne, mehr Leihar­beit und Lohnar­beits­druck und verschafften den Unter­nehmen niedri­gere Steuern und Sozial­ab­gaben. Die heilige Kuh “Sozial­part­ner­schaft” erweist sich als Kompli­zentum einer aggres­siven Durch­set­zung deutscher Kapital­in­ter­essen, für die im Notfall auch demokra­ti­sche Prinzi­pien in angegrif­fenen Ländern außer Kraft gesetzt werden : Erinnert sei an die Wahl in Griechen­land, bei der es eine massive Einmi­schung Deutsch­lands gab.

Im Wettbe­werb zwischen auf bloße Wirtschafts­stand­orte reduzierten Ländern hat sich das deutsche Kapital an die Spitze gesetzt. Die großen deutschen Gewerk­schaften konzen­trierten sich in diesem Prozess auf die Inter­es­sen­wah­rung ihrer – männlich, weiß und deutsch dominierten – Stamm­be­leg­schaften – alle anderen müssen selber sehen wo sie bleiben. Auf europäi­scher Ebene schlägt sich diese Haltung in der fehlenden Bereit­schaft zur ernst­haften politi­schen Einmi­schung nieder : Da ist nichts, was über schöne Worte, Appelle und absurde Forde­rungen nach einem europäi­schen « Marshall­plan » hinaus­ginge.

Which Side are U on ?

Der DGB macht nicht einmal den Versuch, das Recht auf politi­schen Streik zur Wahrung sozialer Errun­gen­schaften und lebens­werter Bedin­gungen im gemein­samen Wirtschaft­raum auch nur in die Debatte zu bringen. Er lässt die verzwei­felt kämpfenden Kolle­gInnen Griechen­lands oder Spaniens im Stich. Folge­richtig ist auch die offizi­elle Abwesen­heit deutscher Gewerk­schaften bei europa­weiten Mobili­sie­rungen gegen die Verelen­dungs­po­litik : Wie bei der EGB-Demons­tra­tion Anfang April 2014 in Brüssel, als die deutschen Gewerk­schafts­or­ga­ni­sa­tionen aus der Ferne zusahen, wie ihre Kolle­gInnen nieder­ge­knüp­pelt und von Wasser­wer­fern angegriffen wurden. Und außer lauen Solida­ri­täts­adressen kam auch im November 2012 von den deutschen Gewerk­schaften nichts, als in den südeu­ro­päi­schen Krisen­län­dern Millionen in einen « europäi­schen General­streik » traten. Der Vorsit­zende der IG Metall gefiel sich lieber darin, seine spani­schen Kolle­gInnen zu verhöhnen, als er mitteilte, sie seien selbst schuld, weil sie Wettbe­werbs­vor­teile durch hohe Tarif­ab­schlüsse verspielt hätten.

Auch für die FORD-Arbei­te­rInnen aus dem belgi­schen Genk fand die IG Metall kein Wort der Solida­rität und Unter­stüt­zung : Diese hatten im November 2012 vor der Konzern­zen­trale in Köln gegen die Werks­schlie­ßung in Belgien demons­triert. Sie wollten ihre deutschen Kolle­gInnen warnen und um Solida­rität werben. Dabei waren sie von der deutschen Polizei brutal angegriffen, gekes­selt und einige auch verhaftet worden. Der größte Teil der Kölner Beleg­schaft und die IG Metall ließen das zu, ohne einen Finger für sie zu rühren. Nun stehen dreizehn der FORD-Arbei­te­rInnen ab Juni wegen « beson­ders schweren Landfrie­dens­bruch » in Köln vor Gericht. Bislang findet man auf der Website der IG Metall dazu keinen Hinweis – geschweige denn eine Zusage, die anfal­lenden Prozess­kosten zu übernehmen.

Alles was uns fehlt ist die Solida­rität !

Doch die erhoffte Solida­rität bleibt nicht nur in Hinsicht auf die Kämpfe in anderen Ländern aus : Sie fehlt auch hier. Die DGB-Gewerk­schaften lassen prekär Beschäf­tigte und Erwerbs­lose allein. Wir vermissen beispiels­weise eine unmiss­ver­ständ­liche Partei­nahme von gewerk­schaft­li­cher Seite für dieje­nigen, die sich gegen ihre beschis­senen Arbeits­be­din­gungen, gegen Preka­ri­sie­rung oder die Verfol­gungs­be­treuung der Jobcenter zur Wehr setzen. Das Zeichen, dass die Gewerk­schaften damit setzen, ist verhee­rend : Sie signa­li­sieren dass ihre Solida­rität endet, sobald ihre Mitglieder den Arbeits­platz verlieren. Dadurch machen sie sich auch in diesem Punkt zu Mittä­tern einer erpres­se­ri­schen Unter­neh­mer­po­litik, die Massen­ar­beits­lo­sig­keit als Mittel der Diszi­pli­nie­rung nutzt. Auf ein Wort des DGB zu hoffen, wenn es um die skanda­lösen Arbeits­ver­bote für Flücht­linge geht, oder um Solida­rität mit europäi­schen Wander­ar­bei­te­rInnen, haben wir ohnehin schon aufge­geben.

Wir wundern uns jedoch über ein ausblei­bendes klares gewerk­schaft­li­ches State­ment zur kommu­nalen Auste­ri­täts­po­litik, zur gewollten Verar­mung der Kommunen und gegen die fortge­setzten Kürzungen der städti­schen Haushalte. Schließ­lich werden Hunderte von Stellen im Öffent­li­chen Dienst abgebaut und die Arbeits­dichte für die verblie­benen Angestellten wird ins Unerträg­liche geschraubt. Dies gilt für die städti­schen Angestellten ebenso wie für Busfahrer und Busfah­re­rinnen bei WSW mobil, die beim Subun­ter­nehmen „Rhein­gold” für niedrigste Löhne und unter katastro­phalen Bedin­gungen Überstunden bis zum Abwinken einfahren.

Doch anstatt das als Angriff auf kommu­nale Arbei­te­rInnen zu benennen und andere Priori­täten einzu­for­dern, applau­diert die Funkti­ons­elite in Gestalt des Ver.di-Bezirksgeschäftsführers Daniel Kolle noch dem Beschluss zur Kosten­stei­ge­rung des Stadt­um­baus am Döppers­berg : Er sieht in dem vom Investor avisierten Kaufhaus des für die Textil­fa­brik-Katastrophe in Bangla­desh mitver­ant­wort­li­chen Billig­an­bie­ters « Primark » einen « Baustein für die Aufwer­tung des Stand­orts Wuppertal », weshalb ein Kosten­de­ckel abzulehnen sei.

Fordert ein politi­sches Mandat ! Mischt euch ein !

Bei aller Fassungs­lo­sig­keit über die natio­na­lis­ti­sche und aggres­sive Stand­ort­logik der angeb­li­chen Reprä­sen­tan­tInnen der Arbei­te­rIn­nen­in­ter­essen : Wir glauben, dass es in Beleg­schaften und in den gewerk­schaft­li­chen Ortsgruppen immer noch viele Menschen gibt, die eine solida­ri­sche und kämpfe­ri­sche Grund­hal­tung haben, und dass sie diese in ihren Betrieben, Nachbar­schaften und sozialen Netzen prakti­zieren. Wir glauben aber genauso, dass es völlig unnütz ist, darauf zu warten, dass die Funkti­ons­eliten von DGB und Einzel­ge­werk­schaften umdenken – zu sehr sind sie in einer Illusion der Gestal­tungs­macht und ihrer vorgeb­li­cher Relevanz verfangen.

Angesichts eines bei den bevor­ste­henden Europa­wahlen drohenden Rechts­rucks im Krisen­eu­ropa und von mittler­weile demora­li­sierten Gesell­schaften in den Krisen­län­dern, und angesichts eines immer offener agierenden deutschen Expan­sio­nismus, darf nicht mehr gewartet und geschwiegen werden : Wer unter Verweis auf Sozial­part­ner­schaft im eigenen Land diese Entwick­lung geschehen lässt, macht sich mitschuldig. Wir fordern deshalb dieje­nigen, die sich solida­ri­schem und inter­na­tio­na­lis­ti­schem Handeln verpflichtet fühlen, dazu auf sich neu und autonom zu organi­sieren.

Ihr seid nicht so machtlos, wie euch eure Funktio­näre glauben machen wollen. Schafft Räte oder Assam­bleas in den Betrieben und in der Nachbar­schaft ! Organi­siert konkrete Solida­rität, etwa durch eine Prozess­be­ob­ach­tung beim anste­henden Verfahren gegen die belgi­schen Kolle­gInnen aus Genk. so_ko_wpt am 1.Mai 2014

Infos zum Prozess gegen die Ford-Arbei­te­rInnen aus Genk
Dieser Text als zweisei­tiges Flugblatt zum Download (pdf-Datei, DIN A4)

Artikel teilen