Ein Begriff des Irrsinns ?

Das Geschehen um die belagerte Stadt Kobane hält viele in Atem und bringt sie um den Schlaf. Es wird aber auch vieles verän­dern, die Echtzeit­in­for­ma­tion zeigt Wirkung. Aus Ohnmacht kann Wider­stand werden, der angesichts der neuen Heraus­for­de­rungen nötiger denn je erscheint.

Eine Einschät­zung.

irrsinn

« Derweil wird der Name der syrischen Stadt Kobane zu einem Begriff des Irrsinns », so machte am Abend des 3.Oktober die Haupt­nach­rich­ten­sen­dung des ZDF einen Beitrag über die zu diesem Zeitpunkt bereits seit Wochen belagerte kurdi­sche Stadt auf. Und die Begleit­um­stände des ausschließ­lich von den Selbst­ver­tei­di­gungs­kräften der YPG/YPJ geführten Vertei­di­gungs­kampfes lassen tatsäch­lich an einen, einer irren Phantasie entsprun­genen Plot denken : Während in der Stadt hoffnungslos unter­le­gene Verteidiger*innen mit veral­teten Waffen und schwin­dender Munition gegen moderne Panzer und Artil­lerie des « IS » um ihr Leben kämpfen, wird auf dem einen Kilometer entfernten inter­na­tio­nalen Presse­hügel über das Catering am nächsten Mittag verhan­delt.

« Kobane fällt – und die Welt schaut zu ! » Selten war ein knapper Slogan präziser in der Beschrei­bung eines komplexen Vorgangs. Trotzdem trifft der Begriff « Irrsinn » nicht das, was da « vor aller Augen » in einer kleinen Stadt in Rojava, dem syrischen Teil Kurdi­stans, passiert. Die krasse Scheiße hat nämlich Kalkül. Der Master­plan hinter dem Geschehen ist in Ankara entstanden, und in der Umset­zung der eigenen Ideen zeigt sich die türki­sche Regie­rung konse­quent : Während Milizio­näre des « Islami­schen Staates » scheinbar nach Belieben die Grenze zwischen der Türkei und Syrien passieren dürfen, werden schwer verwun­dete Kämpfer*innen der YPG/YPJ beim Errei­chen der türki­schen Grenze von Geheim­dienst­lern und Grenz­po­li­zisten verhaftet. Der türki­schen Regie­rung geht es um ein Benutzen des « IS » für ihre eigene Agenda gegen die kurdi­sche Autonomie und auch gegen das Assad-Regime.

Appelle an die Adresse Ankaras, in den Krieg einzu­greifen, ignorieren die gar nicht heimliche Allianz eines autori­tären Systems mit den brutalen Mördern des « IS ». Niemand fordert auf kurdi­scher Seite ein Eingreifen der Türkei – diese Vorstel­lungen existieren nur in Brüssel oder Washington. Jenen Macht­zen­tren, in denen die Tatsache, dass es bereits entschlossen kämpfende Frauen und Männer « am Boden » gibt, komplett negiert wird. Washington sucht angeb­lich „Verbün­dete am Boden” und will den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Anders als berichtet wird, wird kein Eingreifen der türki­schen « IS»-Komplizen gefor­dert, sondern die Unter­stüt­zung der sich Tag für Tag aufop­fernden Kämpfer*innen der YPG/YPJ. Das könnte leicht geschehen. Ein Korridor, über den militä­ri­sches Gerät und auch perso­nelle Verstär­kung nach Kobane gelangen könnte, würde schon sehr helfen. Denn die Verstär­kung steht seit Tagen in Massen bereit : Tausende Kurd*innen warten an der Grenze darauf, den Volks­ver­tei­di­gungs­mi­lizen zu Hilfe zu kommen, werden von der Türkei jedoch gewaltsam am Grenz­über­tritt gehin­dert.

Auf der anderen Seite scheint es für die US-geführte « Koali­tion gegen ISIS » nicht nur unmög­lich zu sein, auf freiem Feld stehende Panzer zu zerstören, auch der Nachschub für die « IS»-Milizen kommt offenbar ungehin­dert aus dem Süden ins Kampf­ge­biet. So werden einzelne Erfolge der Verteidiger*innen, die unglaub­li­cher­weise immer noch in der Lage sind, die Killer teilweise aus der Stadt zu vertreiben, umgehend zunichte gemacht. So konnte der « IS », dank neuer Waffen und neuer Kämpfer, am 8.Oktober erneut in Kobane einfallen, nachdem es der YPG/YPJ in der Nacht zuvor gelungen war, weite Teile der Stadt zu befreien.

Die Situa­tion in und um Kobane erinnert so an Namen und Ereig­nisse, die sich ins Kollek­tiv­ge­dächtnis einge­graben haben : Madrid, Sarajevo, vor allem aber auch an Warschau, wo Stalins Rote Armee aus Macht­kalkül in Reich­weite tatenlos verharrte, als die faschis­ti­sche Wehrmacht den Aufstand in der Stadt restlos vernich­tete. Der Name der kurdi­schen Klein­stadt Kobane wird sich nun ebenso ins Gedächtnis einbrennen. Es ist jedoch zu bezwei­feln, dass das mit dem Begriff des « Irrsinns » geschieht. Denn die Tatsache, dass die Welt in Echtzeit zusieht, wie die Verteidiger*innen im Stich gelassen werden, unter­scheidet die Situa­tion von den genannten histo­ri­schen Beispielen.

Denn die angesichts der Situa­tion von vielen empfun­dene unerträg­liche Hilflo­sig­keit und Ohnmacht  beginnt sich auflösen. Was aus ihr wird, ist offen. Zu hoffen ist, dass es Wut und Zorn über die von der Türkei und dem Westen gewollte versuchte Zerschla­gung eines linken gesell­schaft­li­chen Experi­ments in Rojava sein werden. Die Zeichen stehen bereits auf Sturm : In der gesamten Türkei haben Aufstände begonnen, die glaub­haften Quellen zufolge, von kurdi­schen und türki­schen Linken gemeinsam auch unter Einsatz militanter Mittel getragen werden. In Ahmed, Batman, aber auch in Istanbul – immerhin die Stadt mit der größten kurdi­schen Popula­tion – gelingt es der Regie­rung nur unter Einsatz des Militärs und in Koope­ra­tion mit Faschisten und « IS»-Fans, die Lage halbwegs zu kontrol­lieren.

Auch in Europa hat sich die Lage verän­dert. War die europäi­sche Linke, von einigen Tradi­ti­ons­ver­bänden einmal abgesehen, anfangs zöger­lich, beginnt inzwi­schen eine breitere Solida­ri­täts­be­we­gung. Sicher auch beein­druckt von den noch immer vorhan­denen Möglich­keiten der kurdi­schen Freund*innen, die nicht nur blendend mobili­sieren, sondern auch noch immer in der Lage sind, beispiels­weise mehrere deutsche Verkehrs­knoten gleich­zeitig zu besetzen, wo wir für einen einzelnen Haupt­bahnhof schon lange Vorbe­rei­tungen benötigen.

Den Anfang machten mit ARAB und NAO gewis­ser­maßen « übliche Verdäch­tige », deren Spenden­kam­pagne « Waffen für die YPG/YPJ » zunächst etwas belächelt wurde – wurden einige Stellung­nahmen der Initiator*innen doch von einer bei ihnen ebenso üblichen Selbst­über­schät­zung begleitet. Inzwi­schen hat aber ein Umdenken einge­setzt – angesichts von Berichten über sich mit ihrer letzten Kugel selbst­tö­tende YPG/YPJ-Kämpfer*innen ist schließ­lich allen klar, dass schon gespen­dete Munition konkret Leben retten kann. (Was kosten heute auf dem Schwarz­markt eigent­lich 100 Schuss für eine AK47?)

Auch das politi­sche Bewusst­sein verän­dert sich. Einmal abgesehen davon, dass die Bilder der entschlos­senen YPJ-Kämpfe­rinnen das erste links­mi­li­tante Modemo­dell in der Celebrity-Welt auslösen, seit sich Che Guevara seine Mütze aufsetzte, nimmt auch das Wissen um die politi­sche Bedeu­tung des Kampfes in Rojava zu. Plötz­lich fällt vielen auf, dass sie Entwick­lungen in der kurdi­schen Bewegung jahre­lang schlicht ignoriert haben und dass das sukzes­sive Entstehen eines fortschritt­li­chen Gesell­schafts­ver­suchs in Kurdi­stan nicht oder kaum bemerkt wurde. Speziell in Rojava taten sich für antipa­tri­a­chale, antika­pi­ta­lis­ti­sche und basis­de­mo­kra­ti­sche Struk­turen nach dem kriegs­be­dingten Verschwinden des autori­tären syrischen Staates neue Möglich­keiten auf.

Immer mehr Menschen begreifen, dass wir vor neuen Heraus­for­de­rungen stehen. Und während sich alte Struk­turen der Antifa aus Ratlo­sig­keit auflösen, hat der neue Kampf vielleicht schon längst begonnen. Es ist ein Kampf, bei dem neue Bündnisse benötigt werden, und bei dem wir verläss­liche Bündnispartner*innen sein müssen. Dass diese Partner*innen auch in der kurdi­schen Bewegung zu suchen sind, ist fast schon ein Treppen­witz. War die Koope­ra­tion zwischen (west-) deutscher Linker und kurdi­scher Linker doch einmal sehr intensiv – im antifa­schis­ti­schen Kampf in Deutsch­land und auch in den kurdi­schen Bergen, in die nicht wenige deutsche Genoss*innen gingen, um die PKK im Kampf gegen das türki­sche Regime zu unter­stützen.

Die neuen Heraus­for­de­rungen sind die anti-emanzi­pa­to­ri­schen Bewegungen der religiösen Fanatiker. Dabei ist es gleich, ob sie ihre religiöse Konno­ta­tion aus dem Islam, der Bibel oder dem « europäi­schen Abend­land » samt „freier Markt­wirt­schaft” ableiten. Der « Kampf der Kulturen » ist keiner zwischen Religionen. Es ist einer zwischen jenen mit emanzi­pa­to­ri­schen Vorstel­lungen, wie sie beispiels­weise in Rojava umgesetzt werden sollen, und denen, die eine Befreiung der Menschen mit allen Mitteln verhin­dern wollen. In der Wahl ihrer Mittel unter­scheiden sich unsere Feinde dabei nur nach histo­ri­scher Lage. (Die Freund*innen des « Lower Class Magazines » haben zu diesem Thema einen lesens­werten längeren Artikel geschrieben.)

Es ist deshalb ungemein wichtig, jetzt solida­risch zu sein mit jenen, deren Freund*innen, Genoss*innen und Verwandte diesen Kampf aktuell am bittersten auszu­tragen haben. Wir müssen mit ihnen sein – auf unseren Straßen, auf den Gleisen in den Bahnhöfen und in den Termi­nals der Flughäfen. Alleine schon, um zu verhin­dern, dass das versuchte Anwanzen der islamo­phoben Vertreter des « Kampfes der Kulturen » irgend­einen Erfolg hat und der wahre Charakter der Heraus­for­de­rung im Kampf um eine befreite Gesell­schaft hinter dem Gewäsch von Spinnern zu verschwinden droht.

« Berxwedan Jiyane ! » « Wider­stand heißt Leben ! »

[Loba]

P.S. Das soli-komitee wuppertal (so_ko_wpt) ruft für heute in Wuppertal und für Samstag in Düssel­dorf zur Teilnahme an den Solida­ri­täts-Demos für Kobane auf. Dazu hat es einige Forde­rungen formu­liert :

  • Ein sofor­tiges Ende der Unter­stüt­zung des IS durch die türki­sche Regie­rung
  • Die Öffnung eines türkisch-syrischen Grenz-Korri­dores für Nachschub, Freiwil­lige und militä­ri­sches Gerät
  • Die umgehende Freilas­sung aller an der türki­schen Grenze verhaf­teten Geflüch­teten aus Kobane
  • Die sofor­tige Strei­chung der Arbei­ter­partei Kurdi­stans (PKK) von der europäi­schen « Terror­liste »
  • Die sofor­tige Freilas­sung aller aufgrund der §§129 in D-Land einsit­zenden Kurd*innen und aller politi­scher Gefan­gener
  • Eine logis­tische und techni­sche Unter­stüt­zung der Volks­ver­tei­di­gungs­mi­lizen YPG und YPJ im Kampf gegen den IS

Außerdem veran­staltet das so_ko_wpt am Sonntag, den 19.10.2014 in Wuppertal im Hayat auf dem Elber­felder Ölberg (Schrei­ner­straße 26) eine Veran­stal­tung unter dem Titel « Für eine neue Solida­rität ! Das Projekt Rojava und die Rolle der Türkei ». Einge­laden sind Ismail Küpeli und Aktivist*innen der kurdi­schen Bewegung. (Beginn 18 Uhr, Eintritt frei)

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Ukraine : Nie wieder Faschismus ! Nie wieder Krieg ! Demoaufruf

Aufruf zur Teilnahme an einer Demons­tra­tion in Wuppertal – zwei Tage nach dem Tag der Befreiung – gegen Krieg und Faschismus in der Ukraine und überall.

windus

*Ukrai­ni­sche Zwangs­ar­bei­terin mit einem GI nach der Befreiung Wupper­tals.*

Am Abend des 02.05.2014 setzten Nazih­orden, mit ihnen sympa­thi­sie­rende Hooli­gans und ein Mob von Unter­stüt­ze­rInnen der Kiewer « Maidan-Revolu­tion » bei der Verfol­gung von Gegne­rInnen, darunter viele antifa­schis­ti­sche Linke, das Gewerk­schafts­haus im ukrai­ni­schen Odessa in Brand. Es gab dutzende Tote, die entweder im Gebäude verbrannten, erstickten, oder nach einer Flucht aus den Flammen auf der Straße von Nazis erschlagen oder erschossen wurden.

Dieses grausige Ereignis ist der (vorläu­fige) Höhepunkt einer Entwick­lung, vor der viele seit langem warnten und die von der Bundes­re­gie­rung dennoch besten­falls ignoriert wird und schlech­tes­ten­falls gewollt ist. Die Kräfte die, von der Bundes­re­gie­rung, der EU und den USA unter­stützt, im Februar die amtie­rende ukrai­ni­sche autori­täre und korrupte Regie­rung gestürzt haben, etablieren zuneh­mend ein offen faschis­tisch agierendes Regime in Kiew. Militante Nazis besetzen Schlüs­sel­po­si­tionen in der neuen ukrai­ni­schen « Natio­nal­garde » und Politiker der NPD-Schwes­ter­partei Swoboda sitzen in der Regie­rung oder der General­staats­an­walt­schaft. Bei der Bekämp­fung des Aufstands in den Städten der östli­chen Ukraine setzt das Regime inzwi­schen auch schwere Waffen gegen die Zivil­be­völ­ke­rung ein. Dieje­nigen, die die natio­na­lis­ti­sche, rechte Macht­über­nahme im Februar mitbe­wirkten, entziehen sich nun ihrer Verant­wor­tung. Im Gegen­teil : Sie versu­chen noch immer, aus dem immer realer drohenden Bürger­krieg in der Ukraine geostra­te­gi­sches Kapital zu schlagen.

Denn die weiter eskalie­rende Entwick­lung wird von vielen unange­nehmen Akteuren benutzt : Da sind zum einen die EU (an der Spitze Deutsch­land) und die USA, die die Desta­bi­li­sie­rung der Ukraine aus geostra­te­gi­schen und wirtschaft­li­chen Inter­essen betreiben. Zum anderen lässt sich aber auch Russland die Gelegen­heit nicht entgehen, seine Inter­essen in einer gefähr­li­chen Konfron­ta­tion zweier kapita­lis­ti­scher Macht­blöcke zu vertei­digen. Deren weiterer Verlauf ist scheinbar völlig offen, ihr jewei­liges Ausmaß reicht von ständig neuen Sankti­ons­an­kün­di­gungen bis zu offenen Kriegs­dro­hungen. Wie immer, leidet unter der Zuspit­zung dieser Inter­es­sen­kol­li­sion vor allem die Bevöl­ke­rung der betrof­fenen Länder. In vielen Städten der Ostukraine regiert inzwi­schen die Angst vor Krieg und vor brutal agierenden Faschisten, die auch vor Massen­mord nicht zurück­schre­cken.

Doch es gibt weitere geistige Tritt­brett­fah­re­rInnen der Krise : Seit Wochen versu­chen rechts­of­fene Akteure um Ken Jebsen und Jürgen Elsässer mit so genannten Montags­mahn­wa­chen eine Querfront­stim­mung zu erzeugen, mit der gemein­samer Wider­stand von rechts und links organi­siert werden soll. Unglück­se­li­ger­weise erhalten sie dabei inzwi­schen sogar Unter­stüt­zung von unver­mu­teter Seite : Erst am Wochen­ende hat Pedram Shahyar (attac) zur Teilnahme an der Berliner « Montags­mahn­wache » aufge­rufen. Immer wieder wird darauf verwiesen, « rechts » und « links » als Katego­rien politi­schen Denkens abschaffen zu wollen. Angeboten wird statt­dessen die kusche­lige Volks-Decke eines herbei­ge­fa­selten, diffusen « Wir », das haupt­säch­lich in einer gemein­samen Abgren­zung zu vermu­teten einigen wenigen weltweit agierenden Draht­zie­hern besteht. Eine Defini­tion dieses « Wir », die über Begriffe wie « anständig », « einfach », « tüchtig » oder « ehrlich » hinaus­geht, findet nicht statt. Einer Herrschaft­ana­lyse, die echten Wider­stand erst ermög­lichte, wird mit der Ableh­nung allen vorgeb­lich « Politi­schen » eine Absage erteilt.

Statt­dessen taucht auf den Plätzen vieler Städte das klapp­rige Gespenst einer herbei­phan­ta­sierten « gemein­samen Gegen­wehr aller Anstän­digen » wieder auf, das eigent­lich mit der Absage an die Idee eines « gemein­samen antiim­pe­ria­lis­ti­schen Kampfes » von Odfried Hepps Nazitrupp der frühen Achtziger im Orkus der Geschichte verschwunden schien.

Es ist höchste Zeit, dass sich Linke mit den Entwick­lungen in der Ukraine beschäf­tigen und klar Stellung zu den Verstri­ckungen Deutsch­lands in eine faschis­ti­sche Macht­über­nahme mitten in Europa beziehen. Wir rufen dazu auf, sich am Samstag, den 10.05. an der Demons­tra­tion in Wuppertal gegen die Unter­stüt­zung ukrai­ni­scher Faschisten durch die deutsche Regie­rung und gegen die Kriegs­trei­berei beider Macht­blöcke zu betei­ligen.

Zwei Tage nach dem « Tag der Befreiung » am 8.Mai soll dabei sowohl aller Opfer des Natio­nal­so­zia­lismus, als auch der von Faschisten Ermor­deten von Odessa gedacht werden.

Demo : Samstag, 10.Mai, 14:00 Uhr
Treff­punkt : Alte Freiheit (vor den City-Arkaden)

Gegen die Unter­stüt­zung ukrai­ni­scher Faschisten durch die dt. Regie­rung !
Gegen die Kriegs­po­litik zweier kapita­lis­ti­scher Macht­blöcke !
Gegen Querfront ! Gegen das Vergessen !

***

Nachfol­gend dokumen­tieren wir die Presse­mit­tei­lung zur Demo. (Quelle)

#Ukraine Demons­tra­tion in #Wuppertal :
Nie Wieder Krieg ! Nie Wieder Faschismus !
Presse­mit­tei­lung, 05. Mai 2014 

Am 10. Mai gibt es eine Demons­tra­tion gegen die Unter­stüt­zung von neona­zis­ti­schen und faschis­ti­schen Kräften in der Ukraine durch die Bundes­re­gie­rung und gegen den geopo­li­ti­schen Konfron­ta­ti­ons­kurs der NATO und Russland. Die Demons­tra­tion am 10. Mai wird um 14:00 Uhr, in der Alte Freiheit (vor den City-Arkaden) in Wuppertal beginnen und beim Mahnmal für die Opfer des Natio­nal­so­zia­lismus im Deweerth’schen Garten mit einer Abschluß­kund­ge­bung und Gedenk­mi­nute enden.

Am 08. Mai 1945 wurde das verbre­che­ri­sche NS-Regime durch die allierten Streit­kräfte beendet. Ein Aktivist der organi­sie­renden Gruppe “Eisbre­cher Wuppertal”, Martin Koch sagt : “Mit unserer Demons­tra­tion wollen wir den Opfern des National-Sozia­lismus gedenken, aber auch deutlich machen, dass eine starke antifa­schis­ti­sche Bewegung gerade heute notwendig ist.”

In Februar 2014 unter­schrieb Bundes­au­ßen­mi­nister Frank-Walter Stein­meier (SPD) einen Vertrag, der die vorzei­tigen Wahlen in der Ukraine regeln sollte. Einer seiner Verhand­lungs­partner war Oleh Tjahnybok, Partei­vor­sit­zender der neofa­schis­ti­schen Swoboda-Partei, eine Schwes­ter­partei der NPD. Auch als Stein­meiers Vertrags­partner sich nicht an den Vertrag hielten und am Tag nach der Vertrags­un­ter­zeich­nung umgehend das korrupte Januko­witsch-Regime wegputschten, wurden die natio­na­lis­ti­schen und neofa­schis­ti­schen Kräfte in Kiew weiterhin durch die Bundes­re­gie­rung unter­stützt.

Russi­sche Propa­ganda ?

Das was heute als russi­sche Propa­ganda denun­ziert wird, wurde von der CDU-nahen Konrad Adenauer Stiftung in einem Bericht aus dem Jahr 2013 wie folgt beschrieben (*1): “Hervor­ge­gangen ist Swoboda 2004 aus der rechts­ra­di­kalen Gruppie­rung „Sozial-Natio­nale Partei“, die ihre Anleh­nung an die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Ideologie der NSDAP nie verborgen hatte. Ihre histo­ri­schen Wurzeln sieht Swoboda in der Organi­sa­tion Unabhän­giger Natio­na­listen (OUN) und deren bewaff­neten Arm, der UPA. Sie verherr­licht Stepan Bandera als den politi­schen Anführer der UPA. Die Geschichte der OUN/UPA ist sehr umstritten, da sie sich neben ihrem Freiheits­be­streben als ukrai­ni­sche Natio­nal­be­we­gung gegen die Rote Armee zwischen 1941-44 auch an Kriegs­ver­bre­chen gegen Juden, Polen und Russen schuldig gemacht hat.” In dem Bericht der Konrad-Adenauer Stiftung heißt es weiter : “Noch im Jahr 2011 organi­sierte Jurij Mychalt­s­chy­schyn, ein hoher Partei­funk­tionär und Vertrauter von Partei­führer Tjahnybok eine Kundge­bung zu Ehren der Gründung der Division Waffen-SS Galizien, die in die UPA einge­glie­dert war. Die Geschichts­my­tho­logie von Swoboda um OUN/UPA spaltet de facto die Ukraine, da der fanati­sche Kult um Stepan Bandera beim Großteil der Bevöl­ke­rung in der Ost- und Südukraine auf strikte Ableh­nung stößt.” Aus einem Bericht über Rechts­ex­tre­mismus in der Ukraine der von der SPD gegrün­deten Fried­rich Ebert Stiftung von Oktober 2012 (*2) geht hervor, dass auch die Partei von Außen­mi­nister Frank-Walter Stein­meier sehr wohl wusste mit wem er im Februar 2014 in Kiew verhan­delt hat.

Odessa

Die Milizen des ebenfalls rechts­ra­di­kalen “Rechten-Sektors”, zündeten am 02. Mai 2014 ein Gewerk­schafts­ge­bäude an, mindes­tens 38 Menschen kamen dabei ums Leben. Das Aktivis­tInnen des Rechten Sektors betei­ligt waren, wird von zahlrei­chen Augen­zeugen und auch Videos im Internet belegt. Der Rechte Sektor war maßgeb­lich am Umsturz des korrupten Jakuno­witsch betei­ligt. Die Bundes­re­gie­rung unter­stützt die nicht gewählte Übergangs­re­gie­rung, die sich mit Gewalt an die Macht putschte, auch heute noch. Während unserer Demons­tra­tion werden wir auch den Opfern des faschis­ti­schen Terrors des Rechten Sektors gedenken.

Russland und die NATO

Die NATO- und EU-Staaten, darunter auch Deutsch­land, haben in der Ukraine faschis­ti­sche Parteien und Organi­sa­tionen für ihre geopo­li­ti­schen Inter­essen einge­setzt. Damit zeigen sie wie weit sie gehen um ihre Inter­essen durch zu setzen und das sie genauso wie der russi­sche Staat zu allem bereit sind. Denn auch Putin & co geht es weniger um die russi­schen Bevöl­ke­rungs­teile, die in der Ukraine leben, sondern eher um geopo­li­ti­sche Inter­essen. Es wird ein Natio­na­lismus angeheizt, der zu einer Katastrophe führen wird. Nicht nur in Kiew, Lwiw, Charkiw, Donetsk und Simferopol wird den Menschen natio­na­lis­ti­sches Gedan­kengut einge­impft, sondern auch in Moskau, Washington, Brüssel und Berlin. Eisbre­cher-Aktivist Roland Schumann sagt : “Länder und Menschen werden gegen­ein­ander aufge­hetzt und es werden Probleme in die Köpfe der Bevöl­ke­rung gesetzt, die es für diese Menschen eigent­lich gar nicht gibt. Wir wollen nicht für ihre natio­nalen Inter­essen kämpfen, egal für welche. Dieses natio­na­lis­ti­sche Gift muss raus aus unserem Denken. Wenn wir für bessere Lebens­be­din­gungen und Lebens­qua­lität kämpfen wollen, dann geht das nur wenn wir dies zusammen tun. Wir müssen aufhören in Katego­rien wie “Nationen” oder “Volk” zu denken.”

Demons­tra­tion 10. Mai, 2014, 14:00 Uhrlte Freiheit (Vor den City-Arkaden), Wuppertal. Die Demons­tra­tion wird beim Mahnmal für die Opfer des Natio­nal­so­zia­lismus im Deweerth’schen Garten mit einer Abschluß­kund­ge­bung enden.

*1 http://​www​.kas​.de/​u​k​r​a​i​n​e​/​d​e​/​p​u​b​l​i​c​a​t​i​o​n​s​/​3​4​7​72/
*2 http://​library​.fes​.de/​p​d​f​-​f​i​l​e​s​/​i​d​-​m​o​e​/​0​9​4​0​7​.​pdf

Der komplette Aufruf

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