Streiks statt Stärkungspakt und Rettungspaket
Streiks statt Stärkungspakt und Rettungspaket
Nach einer kurzen Pause, in der Passanten über die aktuelle Entwicklung der Generalstreiks informiert wurden, trafen wir uns mit Gerd-Peter Zielezinski (Stadtrat Wuppertal, DIE LINKE). Mit ihm sprachen wir über die Haushaltskrisen der Kommunen. Die Lage der verschuldeten Städte – insbesondere auch Wuppertals – erinnert dabei fatal an die ausweglose Situation der Haushalte in den Krisenländern. Die für Wuppertal angekündigten Kürzungen und Einsparungen, die Voraussetzung eines ausgeglichenen Haushalts im Jahr 2016 sein sollen, betreffen hier wie dort vitale Bedürfnisse der EinwohnerInnen, führen jedoch genauso wenig wie dort zu einer absehbaren Erholung der öffentlichen Budgets.
Am Beispiel Wuppertals ließ sich sehr gut aufzeigen, dass ohne eine drastische „Umverteilung von oben nach unten” und eine Einnahmesteigerung der Gemeinschaften keine Lösung in Sicht ist – allen verkündeten „Stärkungspakten” und „Rettungspaketen” zum Trotz. Fazit der Diskussion : „Haushalten” bedeutet im eigentlichen Sinne weit mehr als nur Kürzungszielen hinterherzurennen. Ein nachhaltiger Haushalt muss zunächst in den Blick nehmen, was in einer Gesellschaft - der Kommune, dem Land … - gebraucht wird, um die sozialen, kulturellen und ökonomischen Bedürfnisse der Menschen zu decken. Ausgehend davon muss dann der Finanzbedarf ermittelt und mit den Einnahmemöglichkeiten in Gleichgewicht gebracht werden - in Bezug auf die Verschuldung öffentlicher Haushalte würde das Prinzip notwendigerweise auf ein Schuldenmoratorium hinauslaufen (Tragfähigkeitsprinzip).
Klar ist aber auch, dass ein solcher Paradigmenwechsel sich innerhalb der engen Grenzen technokratischen Verwaltungshandelns nicht vollziegen wird. Diese Aufgabe wird nicht mit, sondern nur gegen Stadtkämmerer, Bezirksregierung und EU-Troika angegangen werden können.
Den vierten Themenblock widmeten wir den stetig verschlechterten Arbeitsbedingungen in ganz Europa wie auch in Wuppertal, sowie der Schwierigkeit, darauf gewerkschaftlich zu reagieren. Am Beispiel der unterbezahlten und teilweise übel ausgebeuteten BusfahrerInnen in Wuppertal beleuchteten wir die zunehmend prekären Jobs auch in öffentlichem Auftrag. Anlässlich der wenige Tage zuvor stattgefundenen Auseinandersetzungen am Werkstor bei FORD Köln besprachen wir anschließend die Probleme, Belegschaften in den Betrieben für internationale Solidarität zu mobilisieren. Dabei machte unser Gast – ein Aktivist der gewerkschaftlichen Basisorganisation BaSo – klar, dass es nicht nur an betrieblicher politischer Bildung (Wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen ? Wie schaffe ich solidarische Situationen mit meinen Kolleginnen und Kollegen ? Welchen Interessen sehe ich mich gegenüber ? usw.) mangelt, sondern auch an einer Ausweitung gewerkschaftlicher Tätigkeit auf Nicht-Erwerbstätige. Erfolgreiche Kämpfe können immer nur von bewussten Belegschaften in konkreten Situationen gemeinsam mit Außenstehenden geführt werden – etwas, das in Spanien „Volksstreik” genannt wird, und sich nicht darauf beschränkt, die Arbeit einzustellen, sondern bewusst und organisiert das gesamte öffentliche Leben lahmlegt, das also auch Schulen und Universitäten, Kultur- und Sportveranstaltungen, Gastronomie und Medien betrifft.
Ein Ziel, das in einer Zeit, in der jede und jeder zum „Unternehmer in eigener Sache” gemacht worden ist, naturgemäß immer schwerer fällt. Umso wichtiger ist es, den „gewerkschaftlichen Grundgedanken” nicht aufzugeben, und gegen den neoliberalen Zwang zur Konkurrenz innerhalb der Belegschaften und zwischen den Standorten am Prinzip (selbst-) organisierter Solidarität festzuhalten.
Volxküche und positives Fazit
Nach dem – aufgrund der vorangeschrittenen Zeit leider auch letzten – Themenblock krochen Kälte und Dunkelheit langsam unter unsere „Streikwesten”. Für das Auftauchen der AZ-VoKü, die einen Streikeintopf zum Kundgebungszelt brachte, waren wir deshalb sehr dankbar. Nach dem gemeinsamen Essen, bei dem die Gespräche weitergingen – zu diesem Zeitpunkt drehten sich viele Diskussionen bereits um die zunehmenden Berichte von Polizeigewalt in Spanien, Portugal und Italien – gab es abschließend noch zwei Redebeiträge, in denen um Solidarität mít den im Hungerstreik befindlichen kurdischen Aktivisten und Aktivistinnen in der Türkei, sowie mit dem antifaschistischen Kampf in Griechenland geworben wurde.
Unser Fazit des langen Solidaritätstages in Wuppertal war zunächst ein positives. Wir haben intensive und erhellende Gespräche geführt und „politische Bildung” betrieben. Erheblich getrübt wurde die Freude über die richtige Entscheidung im Vorfeld jedoch von den einlaufenden Berichten brutaler Übergriffe aus Valencia, Madrid, Barcelona oder Rom. Demgegenüber hatten wir den ganzen Tag eine beinahe gemütliche Ruhe vor der Polizei.
Wie Recht wir hatten, nicht auf allzuviele solidarische Menschen in Wuppertal zu bauen, zeigte jedoch auch die Ruhe vor unserem Kundgebungszelt, an dem die meisten WuppertalerInnen zumeist vorbeieilten. Nur wenige waren an den Flugblättern interessiert und noch weniger wollten weitergehende Informationen aus den streikenden Ländern. Solidarität fühlt sich anders an. Die Eiseskälte, die einige der Angesprochenen ausstrahlten, wurde aber wenigstens durch das schöne Herbstwetter und einige wenige, die ehrliches Interesse zeigten, immer wieder aufgebrochen.
Von den offenen Themenrunden gibt es die Streams noch online : bambuser/NoTroika
- Inhaltsverzeichnis
- Seite 1 : Der Wuppertaler Aktionstag zum europäischen Generalstreik
- Seite 2 : Streiks statt Stärkungspakt und Rettungspaket
DER HUNGERSTREIK DER POLITISCHEN GEFANGENEN IN DER TÜRKEI IST NACH 67 TAGEN BEENDET!!!
Zuletzt blieb der AKP-Regierung nichts anderes übrig als einzulenken und den Bruder von Abdullah Öcalan, Mehmet Öcalan, auf die Gefängnisinsel Imrali zu schicken damit er den Vorsitzenden der PKK bittet, dem Hungerstreik ein Ende zu setzen.
Damit wurde zum ersten Mal seit fast 500 Tagen die absolute Isolation Abdullah Öcalans gebrochen - was ja die Hauptforderung der Hungerstreikenden war.
Abdullah Öcalan forderte die Hungerstreikenden auf, ihre Aktion zu beenden und die Gefangenen erklärten heute Morgen, das sie dieser Aufforderung nachkommen und ihre Aktion erst mal beenden würden.
Die Kurden haben damit einen wichtigen Etappensieg auf ihrem Weg zu ihrer Freiheit errungen - auch wenn dafür ein unglaublich hoher Preis gezahlt wurde…
Die türkische Regierung, die in den letzten Tagen und Wochen mit grausamer Gewalt gegen die immer größer, immer stärker werdende Welle der Solidarität mit den Hungerstreikenden vorging und den Widerstand zu brechen versuchte, ist gescheitert und musste sich letztendlich an den wenden, den sie auf keinen Fall als Ansprechpartner akzeptieren wollte.
Nun ist es auch an der AKP aus der entschärften Situation eine echte Chance für eine friedliche Lösung in diesem seit über dreißig Jahre andauernden Krieg zu machen.…
Jedoch wäre dieser Etappensieg auch nicht möglich gewesen ohne die großartige Solidarität sowohl der kurdischen Bevölkerung als auch einer täglich wachsenden Internationalen Solidarität von Linken und Demokratischen Kräften sowohl in der Türkei als auch auf der ganzen Welt. Somit war dieser Sieg auch ein Sieg der Internationalen Solidarität !
Im Namen der Wuppertaler Kurden möchte ich mich bei allen, die die Hungerstreikenden Gefangenen und den Kampf des kurdischen Volkes für Frieden und Freiheit unterstützt haben, bedanken !
HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT!!!